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Himmel, hilf!

Himmel, hilf!

Titel: Himmel, hilf! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Macomber
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hatte Greg gemocht. Wie häufig hatte sie ihn abends eingeladen, mit ihnen zu essen! Sie öffnete Greg ihr Haus und ihr Herz, doch als sie auf ihn angewiesen war, sagte er einfach Nein. Weder freundschaftliche Bande noch Pflichtgefühl oder Dankbarkeit hatten seine Entscheidung auch nur im Geringsten beeinflusst.
    “Was ist mit Greg?”, fragte Matthias jetzt.
    “Er ist nach San Francisco gefahren, um eine Bank zu finden, die ihm Kredit gibt.”
    Also war auch Gregs Weinberg von dem Virus befallen worden. Matthias hatte es schon vermutet, aber nicht mit Sicherheit gewusst. “Und, hat er einen bekommen?”
    Harry zögerte die Antwort einen Moment hinaus, um eine größere Wirkung zu erzielen. “Keinen Cent.”
    “Gut.”
    “Ich dachte mir gleich, dass dich das freuen würde.”
    Matthias empfand tatsächlich Schadenfreude – allerdings wesentlich weniger, als er erwartet hätte. All sein Hoffen und Wünschen war inzwischen darauf gerichtet, dass es seiner Tochter und seinem Enkel besser ging. Fünfzehn Jahre lang hatte Matthias den brennenden Hass auf Greg Bennett in seinem Herzen getragen, bis er ihn innerlich fast zerfraß. Auch heute konnte er dem Mann weder vergeben noch vergessen, was er getan hatte. Aber der Hass beherrschte inzwischen nicht mehr jeden seiner Tage.
    “Du hast immer gesagt, dass die Zeit alle Wunden heilt.” Matthias musste grinsen. Eigentlich war Mary diejenige gewesen, die das gesagt hatte.
    “Er wird alles verlieren”, bemerkte Harry.
    “Das ist nicht mehr und nicht weniger, als er verdient hat”, antwortete Matthias ungerührt. Der junge Mann hatte sich sein eigenes Grab geschaufelt. Matthias war nur dankbar, dass er lange genug lebte, um seinen Fall mitzuerleben.
    “Vermutlich denkst du gerade: ‘Soll er doch in der Hölle schmoren.’” Harry ließ ein leises Lachen hören, als sein Freund nichts darauf erwiderte. “Hey, ich kann den Kerl auch nicht leiden – wie jeder hier. Allerdings nehme ich an, dass niemand ihn so sehr hasst wie du. Also gut, dann kehre ich mal zu meinem Frühstückskaffee zurück.”
    “Danke für den Anruf.”
    “Wir hören voneinander”, sagte Harry. Einen Augenblick später wurde aufgelegt.
    Matthias war froh, von Gregs Geldschwierigkeiten zu erfahren. Die Rebkrankheit hatte etliche Weinberge in der Umgebung befallen und die Eigentümer dazu gezwungen, kostbare Weinreben zu roden, um ganz von vorne zu beginnen. Die Maßnahme kostete nicht nur Geld, sondern vor allem auch Zeit. Es dauerte Jahre, bis die neuen Reben größere Erträge abwarfen. Einige der kleinen und mittleren Weingüter in der Region waren dadurch vom Untergang bedroht – darunter offenbar auch Gregs.
    Obwohl er eigentlich im Ruhestand war, konnte Matthias nicht einfach untätig herumsitzen. In den vergangenen Jahren hatte er mit benachbarten Weingutbesitzern zusammengearbeitet, die neue, virenresistente Reben zu züchten versuchten. Diese widerstandsfähigeren Pflanzen sollten das Virus daran hindern, sich hier genauso ungehemmt auszubreiten wie in Kalifornien.
    Matthias stand immer noch neben dem Telefon. Eigentlich müsste er jetzt einen Freudentanz aufführen, weil Greg Bennett das Wasser bis zum Hals stand. Noch vor einem Jahr – sogar noch vor einem halben – hätte der Gedanke an die Sorgen von Bennett Wines ihn jubeln lassen. Rache, so hieß es, war süß. Und sein Hass hatte sich jahrelang nach dieser Süße verzehrt. Matthias hatte Greg die gleichen Qualen gewünscht, die er selbst am Krankenbett seiner Frau gelitten hatte.
    Das Weingut bedeutete Greg alles – genau wie sein Enkelkind Matthias alles bedeutete. Diesmal würden sie beide das verlieren, was sie auf der Welt am meisten liebten.
    “Das ist wirklich traurig”, murmelte Mercy, die auf der Kante der Arbeitsplatte in Matthias’ Küche hockte. “Seht ihn doch nur an.”
    “Er sorgt sich beinahe zu Tode um seinen Enkel.”
    “Was wird aus dem Jungen?” Sowohl Goodness als auch Mercy wandten sich an Shirley.
    “Sehe ich etwa so aus, als hätte ich eine Kristallkugel?”, erkundigte Shirley sich gereizt.
    “Ich weiß nicht, wie es euch geht”, sagte Goodness und räkelte sich auf der Arbeitsplatte. “Aber ich hatte irgendwie gehofft, dass dieser Besuch auf der Erde etwas weniger stressig ausfällt. Man hat uns auf einen Typen angesetzt, der sich als der reinste Mistkerl herausgestellt hat. Diesen Mann interessiert doch nichts als seine eigene Person!”
    “Schon, aber immerhin sind wir auf der Erde,

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