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Himmel, Polt und Hölle

Himmel, Polt und Hölle

Titel: Himmel, Polt und Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Komarek
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sollte sich einer auskennen mit den Weibern.
    Und dann noch Firmian mit seinem Lichtspieltheater.
Polt hätte ihn gerne angerufen, um sich für den Hinweis auf das Preßhaus zu
bedanken, doch ein Telefon konnte sich der Mesner nicht leisten. Erstaunlich,
daß er alles mit heiterer Miene hinnahm. Bestimmt war auch Lebenslüge dabei,
naja, bei wem nicht. Polt kraulte Czernohorsky, der sich lautlos, aber gewichtig
auf seinen Knien niedergelassen hatte, hinter dem rechten Ohr, schloß die Augen
und dachte an ein dicht umwuchertes kleines Preßhaus. „Das wird was werden!“
murmelte er.
    Am folgenden Morgen ließ sich Polt viel Zeit. Sein
Nachtdienst begann erst um sechs. Nach dem Frühstück schlenderte er zur
Raiffeisenkasse, hatte dort ein vertrauliches Gespräch mit dem Filialleiter
und verließ das Institut mit einem wohlgefüllten Kuvert in der Hand. Sein
nächstes Ziel war das kleine Haus von Firmian Halbwidl. Polt klopfte ans
Fenster, hörte Geräusche, dann wurde die Hoftür geöffnet.
    „Hereinspaziert, Simon!“ Polt folgte Firmian in eine
altmodische Küche. „Jeder Komfort!“ Der Mesner zeigte lachend auf den
fleckigen, nassen Verputz. „Sogar Fließwasser - an den Wänden.“
    Polt griff ins Kuvert, zog einen blauen Schein
heraus und gab ihn dem Mesner. „Recht so? Und vielen Dank für die Vermittlung.
Hat schon geklappt!“
    Firmian schob den Geldschein in seine Hosentasche.
„Na, du hast es aber eilig. Und hoffentlich verdirbt der plötzliche Reichtum
nicht meinen Charakter.“
     
    Drei Tage später schaute Polt zum Burgheimer Kirchturm
hinauf. Die große Uhr zeigte ein paar Minuten vor neun. Der Gendarm war um zwei
große, aus Eisen geschmiedete Schlüssel reicher und um eine runde Summe Geldes
ärmer. Hermi Petz und Peter Reiter hatten sich schon verabschiedet, und das war
gut so. Polt wollte allein und ungestört sein. Bedächtig fuhr er los.
    Oft und oft war er mit dem Fahrrad zur Burgheimer
Kellergasse unterwegs gewesen, doch diesmal war alles anders. Er kam nicht als
Besucher, sondern als einer, der hier begütert war. Einem Weinbauern mochte
dieser Gedanke lächerlich erscheinen. Doch die siebenundfünfzig Quadratmeter,
die Simon Polt soeben erworben hatte, bedeuteten, daß er erstmals in seinem
Leben Grund und Boden besaß, ein eigenes Dach über dem Kopf und einen eigenen
Keller darunter. Sein Vater war gezwungen gewesen, den Bauernhof und die
Weingärten zu verkaufen. Der Sohn kaufte. Natürlich war ein Preßhaus kein Wohnhaus
und schon gar kein Indiz für satten Wohlstand. Aber Polt war es, als stünde er
nunmehr fester auf einem Boden, den er sehr mochte.
    Die Burgheimer Kellergasse war eine der längsten im
Lande. Polts Preßhaus stand als letztes in der Doppelreihe von hunderten
kleinen, weiß gekalkten Gebäuden. Dahinter gab es nur noch ein paar Bäume und
weithin offenes, unbebautes Land. Es war ein guter Platz für den Ignaz Reiter
gewesen, eigensinnig und verschroben, wie er war, und es würde ein guter Platz
für Simon Polt werden.
    Auf halber Höhe der Kellergasse sah der Gendarm die
Tür des Höllenbauer-Preßhauses offen stehen. Einerseits war er ungeduldig und
erwartungsvoll, andererseits wollte er seinem Freund wenigstens Grüß Gott
sagen und ihn vielleicht auch um Wein bitten, für später.
    Ernst Höllenbauer war eben dabei, Flaschen zu verkorken.
„Hallo, Simon. Den Großteil erledigt neuerdings die Maschine der Gutsverwaltung
in ein paar Stunden. Aber den Meßwein fülle ich noch selbst ab, so viel trinkt
der Herr Pfarrer auch wieder nicht. Na, und was ist mit deinem Preßhaus? Alles
unter Dach und Fach?“
    „Ja. Ein seltsames Gefühl für mich.“
    „Du bist ja auch ein seltsamer Weinbauer, ohne
Wein.“
    „Ein würdiger Nachfolger vom Ignaz Reiter. Die paar
Liter, die der zusammengebracht hat, haben wohl nicht einmal für den eigenen
Durst gereicht.“
    „Und jetzt geht es ans Einweihen? Ich kann leider
nicht mitkommen. Die Arbeit drängt.“
    „War mir auch
gar nicht recht. Ich will mich erst einmal allein umschauen.“
    „Schon gut. Möchtest du eine Flasche Wein mitnehmen?
    „Gedankenleser!“
    „War nicht sehr schwierig. Wir nehmen besser einen
Roten, da hast du weniger Probleme mit der Temperatur. Gehen wir schnell einmal
in den Keller, so viel Zeit hab ich gerade noch.“
    Unten angekommen ging Ernst Höllenbauer zielstrebig
in einen kleinen Seitengang und kam mit einer Flasche zurück, die
offensichtlich schon sehr lange hier unten lag. „Hier, ein

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