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Himmel, Polt und Hölle

Himmel, Polt und Hölle

Titel: Himmel, Polt und Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Komarek
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im Spaß ab, hast
Freude daran, die Leute hinters Licht zu führen, der Franz Fürst zollt dir
Beifall, und mir gegenüber spielst du recht schlau mit der Wahrheit. Aber nach
und nach spürst du so etwas wie Macht. Und davon willst du mehr. Mit dem toten
Reh bist du über eine gefährliche Grenze gegangen, Firmian, auch wenn du das
Tier nicht lange hast leiden lassen. Und das mit dem Revolit-Hut daneben war
eine Schweinerei.“
    „Und die traust du mir zu, Simon?“
    „Eigentlich nicht. Aber was weiß man schon von einem
Menschen? Und wenn ich eins zum andern zähle, wird's noch schlimmer. Dann
stiehlst du nämlich dem Franz Fürst bei Gelegenheit auch noch Tollkirschensaft.“
    Der Mesner saß steif da und schaute Polt von der
Seite her an. „Aber ich hätte der Amalie doch nie im Leben etwas antun können.“
    „Das glaub ich dir. Gemeint war ja auch der Pfarrer.
Er hat dich endgültig aus der Bahn geworfen. Das ist dir nach eurem bösen
Streit klar geworden, und das sollte er büßen.“
    Halbwidl hatte den Kopf abgewandt und starrte lange
auf die Preßhausmauer, wo seine Erinnerungsstücke hingen. „Damals schon nicht
mehr, Simon“, sagte er dann ganz leise.
    „Weil ihr euch so halbwegs versöhnt habt, an dem
Tag, als es geschehen ist?“
    „Ja. Noch am Vormittag hab ich die vergiftete
Flasche irgendwie austauschen wollen. Aber sie war nicht mehr da.“
    „Der Pfarrer ist dir zuvorgekommen, Firmian, er hat
den Wein wirklich seiner Köchin geschenkt.“
    „Das hab ich geahnt, viel zu spät, leider.“
    „Und warum hast du diesen besonderen Rotwein vergiftet?
Den wollte der Pfarrer doch erst in fünf Jahren trinken.“
    „Vorerst ja. Ich hab ihm aber als erfahrener
Weinbauer geraten, die Flasche doch früher zu öffnen. Das war sogar ein
richtiger Ratschlag, bei diesem Jahrgang, und der 55. Geburtstag des Pfarrers ist vor
der Tür gestanden. Außerdem war's sicherer so: Den Meßwein haben ja auch Gäste
im Pfarrhaus getrunken, und die hab ich nicht gefährden wollen.“
    „So war das also. Hast du eigentlich darüber nachgedacht,
Firmian, warum uns der Pfarrer nie gesagt hat, wie die Amalie zu seinem Wein
gekommen ist?“
    „Es wird ihm unangenehm gewesen sein.“
    „Ach was. Als die Amalie hat sterben müssen, war für
den Pfarrer klar, daß du den Wein vergiftet hast. Wer hat ihn denn dazu
überreden wollen, ihn bald zu trinken?“
    „Du meinst...?“
    „Ich meine, er hat versucht dich zu decken, weil er
auch seine eigene Schuld erkannt hat. Muß schwer genug auf sein priesterliches
Gewissen gedrückt haben. Und die Frauenrunde wollte er so nebenbei natürlich
auch heraushalten.“
    „Und ich will so einem
Menschen ans Leben!“
    „Weißt du übrigens, wie
Tollkirschengift wirkt?“
    „Ja, so ziemlich.“
    „Dann hättest du eigentlich damit rechnen können,
daß der Pfarrer rechtzeitig behandelt und damit gerettet wird. Überleg dir gut,
was du sagst, Firmian.“
    „Ich hab daran gedacht. War Strafe genug gewesen.
Aber auch den Tod des Pfarrers hab ich damals in kauf genommen.“
    „Du redest dich um Kopf und Kragen.“
    „Weiß ich. Einmal in meinem Scheißleben will ich
etwas ordentlich zu Ende bringen.“
    „Wie bist du denn auf die Idee gekommen?“
    „Hab ich aus der Zeitung. In Italien hat ein Mesner
Unkrautgift in den Meßwein getan, muß entsetzlich geschmeckt haben. Das hab
ich als Weinbauer natürlich nicht übers Herz gebracht. Tollkirschensaft ist da
schon was anderes.“
    „Und jetzt, auch wenn's weh tut, noch einmal zur
Amalie.“
    „Natürlich war ich zu Tode erschrocken, als ich entdeckt
habe, daß die Flasche weg ist. Aber an die Amalie hab ich nie im Leben gedacht.
Der Pfarrer hat ja ziemlich streng darauf geachtet, daß sie nicht zu viel
trinkt. Aber ich hätte auf jeden Fall das ganze Pfarrhaus nach der Flasche
absuchen müssen. Mein Gott, Simon! Nur ich bring es fertig, den wichtigsten
Menschen in meinem Leben qualvoll krepieren zu lassen und dann auch noch zu
feig für ein Geständnis zu sein. Und statt mit mir ins Reine zu kommen, hab ich
mir schon wieder eingeredet, daß jetzt erst recht der Pfarrer schuld an allem
ist.“
    Polt schwieg und zeichnete mit dem Finger das Muster
auf dem Plastiktischtuch nach. Er nahm die Weinflasche, füllte sein Glas, auch
das des Mesners. „Und dann bist du nur noch vor deinem eigenen Schicksal
davongerannt, nicht wahr?“
    „Ja. Ich wollte mit deinem Kopf denken, Simon. Natürlich
hat es dir auffallen müssen, daß es

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