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Himmel, Polt und Hölle

Himmel, Polt und Hölle

Titel: Himmel, Polt und Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Komarek
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zurück.
Hafner warf einen scheuen Blick auf die Tote und wandte sich ab. „Kann es sein,
daß die Herren mit mir sprechen wollen?“
    „Warten Sie draußen“, sagte Kratky, „wir kommen.“ Er
trat auf Simon Polt zu. „Den nehmen wir uns beide vor. Es sei denn, Sie weigern
sich, in Ihrer Freizeit zu arbeiten.“
    „Das ist jetzt auch schon egal.“
     
    Kratky, Polt, Hafner und Paratschek saßen rund um
einen kleinen Besprechungstisch, der in der Pfarrkanzlei stand.
    „Bevor ich's vergesse.“ Kratky öffnete seine
Aktentasche, kramte darin und zog dann ein Buch hervor. „Ihr Gourmetführer für
Wien und Niederösterreich, Herr Hafner. Ich habe ihn immer bei mir, wenn ich
unterwegs bin. Sehr nützlich. Aber Sie führen eine verdammt spitze Feder. Ein
Wunder, daß Sie noch keine gußeiserne Pfanne auf den Hinterkopf bekommen haben.
Und vor einem Amaretto mit Blausäure haben Sie gar keine Angst?“ Hafner
lächelte dünn.
    Kratky schob das Buch über den Tisch. „Jedenfalls
hätte ich gerne eine Widmung von Ihnen, geht das? Adolf Kratky mein Name. Mit
fremdem i hinten, für den Vornamen kann ich nichts.“
    „Wer schon.“ Hafner zückte eine dicke Füllfeder und
schrieb.
    „Warum sind Sie eigentlich hier im Pfarrhof?“ fragte
Kratky.
    „Kraft meiner Beobachtungsgabe und meines messerscharfen
Verstandes. Ein Gendarm stand vor der Tür, und ich machte mir ohnedies schon
Sorgen wegen Amy.“
    ,Amy?“
    „So wurde die Amalie genannt, als sie noch in Wien
gekocht hat, nur in den besten Häusern übrigens. Sie war ein Star, meine
Herren, und das schon in jungen Jahren, wirklich erstaunlich. Allerdings ist
das über zwanzig Jahre her. Was ist mit ihr geschehen?“
    „Sie ist tot, und wir haben die Scherereien.
Genaueres wissen wir erst ein paar Stunden später. Wie war übrigens Ihre
Beziehung zum Star?“
    „Privatsache, Herr Inspektor, ich sagte es schon
Ihrem Kollegen gegenüber. Ich war damals noch kein Freßschreiber, sondern
ernsthafter Schriftsteller. Soll heißen erfolglos und verschuldet.“
    „Und warum haben Sie sich heute Sorgen gemacht?“
    „Nicht erst heute. Seit Sonntag, um es genau zu
sagen. Ich habe Amy schon vor vielen Jahren aus den Augen verloren und kaum
noch an sie gedacht. Doch als ich sie dann wiedersah - was treibt eine
begnadete und erfolgreiche Köchin dazu, sich in einem Pfarrhof zu verkriechen?
Noch dazu in dieser gottverlassenen Gegend? Da muß etwas Einschneidendes
passiert sein in ihrem Leben, etwas, vor dem sie so sehr Angst hat, daß sie
sich versteckt.“
    Polt schaute auf. „Und dann erschrickt sie fast zu
Tode bei Ihrem Anblick.“
    „Ihr ist wohl klar geworden, daß ihre Flucht aus der
Öffentlichkeit in diesem Augenblick beendet war.“
    „Und die anschließende Bemerkung, Herr Hafner? Ich
rede von Ihrem angeblich schlechten Charakter.“
    „Das war wohl ein Wort zuviel in der Aufregung.“
Hafner grübelte. „Ich war einmal richtig gemein zu ihr. Absichtlich. Genügt das
fürs erste?“
    Inspektor Kratky betrachtete aufmerksam die Widmung
im Gourmetführer, klappte das Buch zu und steckte es in die Aktentasche.
„Selbstverständlich genügt das, Herr Hafner. Heute drängt die Zeit, aber wir
werden noch ausführlicher miteinander zu reden haben.“
    Hafner neigte höflich den Kopf. „Der restliche Tag
gehört also mir und meinen zweifelhaften Vergnügungen?“
    „Ja. Wir danken für Ihre Offenheit.“
    „Offenheit? Wenn Sie das so sehen...“ Er gab Peter
Paratschek einen Wink. „Komm, Burschi! Adieu!“
    Kratky wartete, bis er den Motor von Hafners Auto
hörte. „Mit diesem Herrn werden wir noch unsere Freude haben, Herr Kollege
Polt. Redet viel und verschweigt um so mehr... Sehen wir einander morgen? Ich
bin gegen zehn Uhr im Wachzimmer. Dann kennen wir auch schon die Ergebnisse der
Obduktion und wissen genauer über den heutigen Vormittag Bescheid.“
    Polt nickte. „Ich geh dann, wenn's recht ist.“
    „Natürlich. Sie haben ja frei. Ganz im Gegensatz zu
uns.“
     
    Vor dem Pfarrhaus stand Friedrich Kurzbacher, der
auf Polt gewartet hatte. „Steig ein, ich bring dich zu deinem Preßhaus zurück.“
    Am Ziel angekommen, schaute sich Kurzbacher neugierig
um. „Dachziegel fehlen, Simon, die Kellertür kannst wegschmeißen, und der
Türstock ist auch verfault. Den läßt du am besten mit Ziegeln aufmauern. Macht
dir der Schuster, der ist Gemeindearbeiter in Burgheim. Naja, da hast du dir was
angefangen. Aber schöne Nußbäume sind das, immerhin.“

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