Himmel uber Langani
sie ernähren können. Dafür werde ich ihnen nicht mein Land zur Verfügung stellen. Ich gründe mit meinen Nachbarn eine Bürgerwehr, und wir werden die Mistkerle erwischen, wenn sie kommen, um unsere Farmen zu überfallen. Dann werden sie schon merken, mit wem sie sich angelegt haben. Du bist mein Aufseher und gehörst zur Familie, Jan. Und solange du bei mir arbeitest, erwarte ich von dir, dass du dich entsprechend ins Zeug legst.«
»Du bist doch nicht hergekommen, um den Krieg anderer Leute zu führen«, wandte Lottie ein, als Jan wieder einmal zu einem Einsatz gerufen worden war. »Ganz gleich, was Kobus daherredet, weißt du genau, dass der Ärger damit nur noch schlimmer wird.«
»Aber ich muss mit, um sein Land zu schützen und zu verhindern, dass Leute wie wir in ihren Betten ermordet werden.«
»Wir haben unseren Sohn verloren, Janni, und zwar wegen eines Kampfes um Land.« Lottie konnte sich nicht mehr beherrschen. Sie packte Jan am Arm und zwang ihn, sie anzusehen. »Hör gefälligst zu, wenn ich mit dir rede! Wir beide wissen genau, warum Piet sterben musste. Hast du daraus denn gar nichts gelernt? Willst du etwa auch noch umgebracht werden?«
»Mir ist inzwischen klar geworden, dass Piets Traum zum Scheitern verurteilt war, denn Zusammenarbeit und Friede bedeuten diesen Kaffern nichts. Sie wollen uns von unserem Land vertreiben oder uns töten.«
»Dieses Land gehört uns nicht, Janni. Wenn du kämpfen möchtest, kehr zurück und hilf Hannah, unsere Farm zu beschützen. Hier kannst du nichts gewinnen, und du wirst daran zugrunde gehen. Und ich ebenso. Für dieses Land gibt es keine Hoffnung, weil niemand Kompromisse machen will. Die Rebellen besitzen Waffen und Geld, das ihnen andere afrikanische sowie die kommunistischen Länder zur Verfügung stellen. Einige Kämpfer werden sogar in Russland oder China ausgebildet. Die Situation ist völlig verfahren, Janni. Wir sollten wieder in unsere Heimat zurückkehren. Es war ein großer Fehler zu gehen.«
Aber das brachte Jan nicht über sich. Er wollte keinen Fuß mehr in das Land setzen, wo er durch die kalten Wälder gerobbt war und wie ein Tier gelebt hatte. Nachts hatte er wach gelegen und auf ein verräterisches Knacken im Bambus oder ein aufgeschrecktes Tier gelauscht, das ihm verriet, dass hier Flüchtige unterwegs waren – Männer, die er jagen und töten musste. Nie würde er den Anblick des verstümmelten Körpers seines Bruders vergessen und die Fliegen, die seinen halb abgetrennten Kopf umschwärmten wie ein schwarzer Heiligenschein. Noch sah er die in Tierhäute gekleideten Männer vor sich, wie sie ums Feuer kauerten und im Morgenlicht aßen und lachten. Er konnte nicht zurück nach Langani, wo der Geist seines Sohnes ihn auf Schritt und Tritt verfolgen würde, während seine Tochter ihn schweigend und hasserfüllt musterte. Jan griff nach der Whiskyflasche und setzte sie an den Mund. Aus dem Schlafzimmer hörte er das Schluchzen seiner Frau. Dann ging er los, um sich mit seinem Cousin zu treffen.
Kobus van der Beer hatte Spaß an der Bürgerwehr, die er mit seinen Nachbarn gegründet hatte und die immer öfter zu Einsätzen ausrückte. Er brüstete sich mit der Anzahl der von ihm zur Strecke gebrachten Rebellen und den harten Strafen, die er über sie verhängt hatte. Auch Jan hatte bei seinen Arbeitern in Langani ein strenges Regiment geführt und jeden vor die Tür gesetzt, der ihn betrog oder sich nicht an die Regeln hielt. Allerdings war er stets gerecht gewesen und hatte sein Personal mit genügend Lebensmitteln, Schulgeld und Medikamenten versorgt und ihnen auch sonst beigestanden. Sein Cousin hingegen behandelte Übeltäter wie Tiere, vertrieb sie von seinem Land, schrie sie an und warf ihre Habe aus ihren Hütten, sodass sie zerbrochen im Staub liegen blieb. Jan hatte selbst miterlebt, wie er Männer verprügelt hatte, die in den Tabakfeldern beim Schlafen erwischt worden waren. Seit die Überfälle auf die Farmen angefangen hatten, war Kobus in seinem Element, denn nun hatte seine schwer bewaffnete Bürgerwehr ausreichend Gelegenheit, auf die so genannte Kaffernjagd zu gehen. Es bereitete Kobus eine diebische Freude, die Verfolgten niederzuschießen, und Jans anfängliche Einwände hatten nur dazu geführt, dass sein Cousin ihm mehr oder weniger unverhüllt mit Verlust seines Arbeitsplatzes drohte. Seit Piets Tod war ihm ohnehin alles gleichgültig.
»Du wirst hier gebraucht«, sagte Kobus. »Diese terrs [67] sind nicht
Weitere Kostenlose Bücher