Himmel uber Langani
Handwerk legen.«
»Warum ausgerechnet du? Das kann doch auch ein anderer tun.« Lotties Augen funkelten. »Den ganzen Tag habe ich allein hier gewartet, ohne zu wissen, ob du lebendig oder vielleicht tot auf der Ladefläche eines Lasters zurückkommst. Und während du auf deinem Kreuzzug unterwegs warst, hätte eine dieser Banden hier aufkreuzen und mich überfallen können. Kümmert dich das nicht? Brauche ich vielleicht keinen Schutz? Und jetzt spazierst du sturzbetrunken hier herein …« Jan wollte sich an ihr vorbeidrängen, aber sie stellte sich ihm in den Weg. »Nein, du hörst mir jetzt zu. Du stinkst abscheulich und bist voll mit Whisky. Das rieche ich an deinem Atem, und außerdem zittern deine Hände. Schau dich doch an, Janni! Du bist nicht mehr der Jüngste. Auf den Farmen in der Umgebung gibt es genug junge Männer, die diese Aufgabe übernehmen können. Es ist nicht dein Kampf. Natürlich tut mir das mit den Maartens’ Leid, aber du bist ihnen nichts schuldig und kannst sie auch nicht mehr lebendig machen. Kobus benutzt dich nur als Kanonenfutter, damit er und sein Sohn am Leben bleiben und weiterkämpfen können. Und du bist offenbar fest dazu entschlossen, dich umzubringen.«
»Lottie …«
»Es reicht, Janni.« Tränen traten ihr in die Augen. »Ich kann nicht mehr. Wir sind hergekommen, um Piet die Chance zu geben, die Farm allein zu leiten. Aber er ist tot, Janni. Tot. Und Hannah muss sich jetzt allein abmühen. Wir führen hier kein schönes Leben. Ich schufte rund um die Uhr für einen Hungerlohn, und du bist den ganzen Tag unterwegs. Und wenn du dann nach Hause kommst, bist du betrunken.«
»Glaubst du, mir gefällt es hier?« Jan stand schwankend auf. »Aber mir bleibt nichts anderes übrig. Ich brauche diesen Job. Wenn ich nicht bei der Bürgerwehr mitmache, wirft Kobus mich raus, und dann haben wir gar nichts mehr.«
»Es muss doch eine andere Arbeit für dich geben, wenn du schon nicht nach Kenia zurückkehren willst.« Lotties Stimme klang müde. »Kobus wird dich kaputtmachen, Janni. Das letzte Mal hast du es für unsere Farm und unsere Familie getan und einen hohen Preis dafür bezahlt. Aber dieser Kampf hier geht uns nichts an. Ian Smith ist ein Wahnsinniger, der dieses Land in den Krieg stürzen wird. Wir sollten uns aus dem Staub machen, bevor es zu spät ist.«
Als Jan auf seine Frau zutrat und sie an sich ziehen wollte, wich sie angewidert zurück.
»Geh dich erst mal waschen«, meinte sie kühl. »Ich kann es nicht ertragen, wenn du nach Tod und Alkohol stinkst. Es hängt in deinen Kleidern und haftet an deinem Körper. Und man sieht es dir an den Augen an. Also geh ins Bad, während ich versuche, dein Abendessen zu retten.«
Sie nahm die Pfanne aus dem Ofen, wälzte die Kartoffeln in der Sauce und wärmte einen Teller für ihn auf. Nach einer Weile kehrte er mit mürrischer Miene zurück und ließ sich wortlos am Tisch nieder.
»Janni, bitte hör auf mich.«
Er schob seinen Teller weg. »So schlimm ist es hier nun auch wieder nicht.«
»Die Lage ist hoffnungslos«, beharrte Lottie. »Ian Smith hat uns von allen anderen Ländern bis auf Südafrika isoliert. Niemand wird Rhodesien unterstützen, solange er sich weigert, den Schwarzen ein Mitspracherecht einzuräumen. Polizei und Armee sind damit überfordert, die Leute abzuwehren, die ins Exil gegangen sind und nun zurückkehren, um zu kämpfen. Russen, Chinesen und Kubaner werden den Rebellen helfen. Und die Eingeborenen sind sicher, dass es den Exilparteien eines Tages gelingen wird, Smith hinauszuwerfen, sodass sie das Land bekommen, das heute den Weißen gehört. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann hier ein richtiger Krieg ausbricht.«
»Die Situation wird sich schon ändern, wenn wir noch eine Weile durchhalten.«
»Wenn du noch an eine positive Entwicklung glaubst, machst du dir etwas vor«, erwiderte Lottie. »Kobus und seine Kumpane werden eines Tages verjagt oder vielleicht sogar niedergemetzelt werden. Und wir ebenfalls, wenn wir hier bleiben und ihm den Rücken stärken. Du verschwendest deine Zeit damit, etwas zu verteidigen, was man nicht verteidigen kann. Und wofür? Für einen Mann, den du verabscheust, und für seine Farm. Für ein fremdes Land, das uns nichts bedeutet.«
Jan stand kopfschüttelnd auf, um sich noch einen Whisky einzuschenken, während Lottie sich zurücklehnte und sich die Augen rieb. Als sie weitersprach, klang ihre Stimme leise und verzweifelt.
»Du musst jetzt nichts trinken,
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