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Himmel uber Langani

Himmel uber Langani

Titel: Himmel uber Langani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara und Stefanie Keating
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rosafarbener Blitz zuckte über den Himmel. Als sie den Abhang hinunterfuhr, grollte der Donner. Der Wagen holperte über das unwegsame Gelände und rutschte dort, wo Teile des Wegs herunterbrochen waren, gefährlich nah an die Felskante. Die Bäume ragten dunkel und bedrohlich aus den sintflutartigen Wassermassen, die gegen die Windschutzscheibe prasselten. Schon bald schlitterte sie die Straße entlang. Sie fuhr so schnell sie es wagte, um bloß nicht im Schlamm stecken zu bleiben. Einmal musste sie dennoch mitten im Wolkenbruch aussteigen, um ein Stück Holz unter die Reifen zu schieben, und sie hielt den Atem an, als diese eine Weile durchdrehten, bevor sie endlich griffen. Als sie schließlich das Haus erreichte, war sie nass bis auf die Haut und von unten bis oben mit Schlamm bespritzt.
    »Sarah, wo warst du denn? Ich wollte dich schon suchen fahren!« Lars nahm sie am Arm. »Ich hatte befürchtet, du wärst irgendwo mit dem Wagen stecken geblieben. Heute Abend ist Sturm angesagt, so viel steht fest. Außerdem hat jemand für dich angerufen. Hannah wird dir alles erklären. Komm schnell rein und zieh dir etwas Trockenes an.«
    »Ein Anruf?«
    »Später, sonst erkältest du dich noch.«
    Nachdem Sarah geduscht und Hose und Pullover angezogen hatte, kehrte sie ins Wohnzimmer zurück. Hannah stand am Feuer, doch sie erwiderte Sarahs Lächeln nicht.
    »Ich hatte eine Todesangst, als es zu regnen anfing, denn ich wusste nicht, wo du hingefahren bist. Du hättest eine Autopanne haben und über Nacht festsitzen können.«
    »Ich dachte, ich fahre ein bisschen herum und fotografiere ein paar Tiere«, erwiderte Sarah. »Wer hat denn für mich angerufen?«
    »George Broughton Smith.« Hannahs Miene war abweisend. »Ich habe ihm gesagt, du seist nicht da. Er wollte uns beide besuchen, aber ich habe abgelehnt. Ich möchte ihn nicht hier im Haus haben, weder jetzt noch sonst irgendwann. Falls du ihn sehen willst, müsst ihr euch anderswo treffen.«
    »Hat er dir erzählt, was mit Camilla ist?«
    »So lange habe ich nicht mit ihm geredet. Er wusste aus den englischen Zeitungen, was hier passiert ist. Also ist sie sicherlich auch im Bilde. Aber sie hat weder geschrieben noch angerufen.«
    »Hat er eine Nummer hinterlassen?«
    »Nein.« Hannah starrte ins Feuer und ballte die Fäuste.
    »Hannah?« Sarah wartete auf eine Antwort, doch Hannah schwieg verbissen. »Han, ich war heute auf dem Berg, um Piet zu sehen.« Es schnürte ihr die Kehle zu, und Tränen traten ihr in die Augen, als sie seinen Namen aussprach. Hannah wirbelte herum, und ein eigenartiges Leuchten stand in ihren Augen. Aber sie sagte noch immer kein Wort. »Ich glaube, es ist Zeit für mich zu gehen, Han. Ich muss zurück zur Arbeit. Und du brauchst ein bisschen Freiraum für dich. Lars ist hier und wird dir helfen, und ich bin auch nicht weit. Ich komme, wann immer du mich brauchst. Du kannst mich jederzeit im Camp besuchen.«
    Immer noch trotziges Schweigen. Hannah verschränkte die Arme vor der Brust, als müsse sie sich vor etwas schützen. Als Lars hereinkam, wanderte ihr Blick rasch zur Tür, und sie starrte ihn an wie einen Fremden.
    »Sarah geht fort«, verkündete sie. Ihre Miene war wie versteinert.
    »Lars, eigentlich wollte ich erst nächste Woche aufbrechen. Aber falls du nichts mehr für mich zu tun hast, würde ich lieber morgen losfahren.« Sie bemerkte seinen erstaunten Augenausdruck. »Doch ich komme bald wieder. Über das Wochenende oder so.«
    »Gut.« Hannah straffte die Schultern und hatte offenbar Mühe, sich zu beherrschen. »Eines Tages besuche ich dich. Wenn es vorbei ist. Momentan muss ich hier bleiben. Wie willst du hinkommen?«
    »Dan oder Allie könnten mich in Nanyuki abholen. Einer von ihnen fährt morgen hin, um Einkäufe zu erledigen.«
    »Gut«, wiederholte Hannah. »Du kannst mein Auto nehmen und es am Silverbeck stehen lassen. Lars und ich holen es dann gemeinsam ab. Du solltest Gemüse, Eier, Honig und Marmelade aus Langani mitnehmen, damit ihr in der Wüste auch genug zu essen habt. Ich helfe dir morgen beim Packen.«
    Am späten Vormittag machte Sarah sich auf den Weg. Sie stand mit Hannah in der Auffahrt und plauderte über Belanglosigkeiten, um den Moment des Abschieds hinauszuzögern. Als sie sich schließlich umarmten, machte sich Hannah rasch wieder los. Sarah konnte nicht sagen, was in ihr vorging, aber sie fühlte sich erleichtert, ein wenig Abstand zur Farm und zu Hannahs Stimmungsschwankungen zu gewinnen, die sie

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