Himmel uber Langani
Türsteher erkannte Camilla und winkte sie an den Wartenden vorbei. Drinnen dröhnten die Bässe, und es herrschte ein Gewühl von Menschen, denen es offenbar auch aufs Vergessen ankam. Tom Bartlett, der an einem Tisch am Rand der Tanzfläche saß, winkte sie zu sich.
»Es gibt Grund zum Feiern«, verkündete er, als sie sich zu ihm setzte. »Der Vertrag für die Kosmetiksache steht. Zuerst Parfüms und anschließend eine neue Pflegeserie fürs Gesicht. Also wollen wir hoffen, dass Edward sich bald an die Arbeit macht.«
»Es geht nicht, solange Mutter noch lebt«, erwiderte Camilla. »Das weißt du doch.«
»Keine Sorge«, sagte er. »Die Franzmänner sind bereit zu warten. Immerhin haben sie ihre teure Pflegeserie noch gar nicht fertig zusammengepantscht.« Er bestellte Champagner und lehnte sich dann, ein breites zufriedenes Grinsen auf dem Gesicht, zurück. »Ich denke, wir sollten eine Dinnerparty für sie veranstalten. Für die Franzmänner, meine ich. Keine Großveranstaltung, besser etwas im kleinen Kreis. Lass uns etwa zwanzig Leute einladen, die von Anfang an an deiner Karriere beteiligt waren. Wir könnten einen Nebenraum bei Annabel’s reservieren. Dezent und exklusiv.«
Camilla betrachtete ihn nachdenklich, denn sein Vorschlag hatte sie auf eine Idee gebracht. »Vielleicht«, sagte sie. »Ich gebe dir morgen Bescheid.«
Am nächsten Tag rief sie ihren Vater an und erfuhr zu ihrer Erleichterung, dass er keine unmittelbaren Reisepläne hatte. Dann meldete sie sich bei Tom.
»Bestell einen Partyservice«, verkündete sie. »Die Party findet in meiner Wohnung statt.«
»Die ist doch viel zu klein«, wandte er ein.
»Dann nehmen wir eben Edwards Wohnung. Er hat sicher nichts dagegen. Außerdem ist seine Haushälterin ein richtiger Drache und wird schon dafür sorgen, dass nichts schief geht. Und mach dir keine Sorgen wegen der Einladungen. Die verschicke ich selbst. Dann brauchst du dich wenigstens nicht zu fragen, ob deine grässliche Sekreträrin wieder Kaffee auf die Karten geschüttet hat – und ich auch nicht.«
Edward war freudig überrascht. »Natürlich kannst du die Party hier geben«, erwiderte er. »Ich dachte nur immer, dass du Berufliches vom Privatleben trennen willst.«
»Was für ein Privatleben meinst du?«, entgegnete sie. »Dafür haben wir doch beide keine Zeit.«
Er sah sie an, setzte sich dann in einen Lehnsessel und zog sie auf seinen Schoß. »Es tut mir so Leid, Liebling«, sagte er mit zitternder Stimme. »Es tut mir ja so schrecklich Leid.«
Sie erschrak über seine Reaktion. »Schon gut, Edward. Ich wollte doch nur …«
»Nein, es ist gar nicht gut«, widersprach er. »Ich liebe dich, Camilla. Ich bete dich an, und ich habe nie Zeit für dich. Aber das wird sich von jetzt an ändern.«
Sie lächelte ihn an. Er küsste sie, schob die Hände unter ihre Bluse, schloss die Augen und sagte sich, dass er unbeschreibliches Glück gehabt hatte. Als sie sich liebten, spürte sie, dass er noch zärtlicher war als sonst. Und sie genoss es, dass er sie anschließend in den Armen hielt und sie streichelte, bis sie eingeschlafen war.
Am Abend der Party gab Camilla sich große Mühe bei der Auswahl ihrer Garderobe, und sie wusste, dass sie hinreißend aussah. Edward stand neben ihr und berührte sie immer wieder leicht mit den Fingern. Als ihr Vater eintraf, waren bereits fünf oder sechs Gäste da. Sie reichte ihm ein Glas Champagner, stellte ihn den anderen vor und überließ ihn Edward, um Posten an der Tür zu beziehen. Giles Hannington erschien ein wenig später. Als sie ihn vom Flur ins Wohnzimmer begleitete, drehte George sich um und konnte seine Überraschung nicht verbergen. Camilla lächelte ihm rasch zu und beschäftigte sich dann mit den anderen Gästen, während sie Giles diskret im Auge behielt. Ein Glas in der Hand, begann er mit Tom zu plaudern, der die Augenbrauen hochzog und Camilla einen fragenden Blick zuwarf. Obwohl sie sicher war, das Richtige getan zu haben, fühlte sie sich leicht schwindelig und hatte Schmetterlinge im Bauch, als ihr Vater sich an die Mitte der Tafel setzte. Ihren französischen Kunden hatte sie zu ihrer Rechten, Giles zu ihrer Linken platziert. Edward betrachtete den jungen Mann und fragte sich, warum Camilla ihm so einen bevorzugten Platz gegeben hatte. Vielleicht war er ja ein Kollege von ihr. Er sah ausgesprochen gut aus, war allerdings nicht sehr groß. Als sich Giles’ Nervosität im Laufe des Abends dank des Weins legte,
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