Himmel uber Langani
eine Zigarette an. Als das Telefon läutete, zuckte sie zusammen, und sie nahm rasch ab, um die unheilschwangere Atmosphäre zu vertreiben, die sich über diesen Vormittag gesenkt hatte.
»Ich habe den Artikel gelesen«, sagte Edward. »Sicher hat er dich sehr betroffen gemacht.«
»Mir geht es prima.« Sie wusste, dass ihre Stimme zitterte. »Nein, eigentlich gar nicht. Es war ein ziemlicher Schock, und ich wage nicht, mir auszumalen, wie sie sich jetzt fühlen. Sicher hat es schreckliche Erinnerungen geweckt.«
»Möchtest du mich heute Abend in der Praxis abholen? Wir könnten in einem ruhigen Lokal essen.«
»Ja, das wäre schön. Ich bin so gegen sechs bei dir. Davor besuche ich noch Marina.«
Als sie vor dem Haus ihrer Eltern aus dem Taxi stieg, wurde sie zu ihrer Überraschung von einem Blitzlichtgewitter und von Reportern empfangen, die sie mit Fragen bestürmten.
»Möchten Sie etwas zur Ermordung von Piet van der Beer sagen?«
»Gehörte Simon Githiri schon zum Hauspersonal, als Sie dort waren?«
»Stimmt es, dass Piet van der Beer die Augen ausgestochen wurden?«
»Können Sie uns mehr über den Mord erzählen? War dieser Githiri auch an dem Überfall beteiligt, bei dem Sie verletzt wurden?«
»Ist es richtig, dass Piet van der Beer Ihr Geliebter war?«
Camilla floh ins Haus und in Marinas stilles Schlafzimmer.
»Was ist denn das für ein schrecklicher Lärm?«, schimpfte Marina. »Ich verstehe zwar kein Wort, aber ich wünschte, diese Leute würden verschwinden.«
Camilla versuchte, die Tränen der Wut und der Trauer zu unterdrücken, als sie ihrer Mutter die grausige Geschichte erzählte.
»Keine Ahnung, wie sie mich hier aufgespürt haben«, sagte sie ärgerlich. »Jetzt kann ich nicht mehr aus dem Haus. Sie sind wie Geier, die sich auf einen Kadaver stürzen. Und dabei wollte ich ein paar Einkäufe erledigen und mich anschließend mit Edward treffen. Nun sitze ich hier fest. Sie haben mir den ganzen Tag verdorben.«
»Liebes, der Portier wird dich zum Lieferanteneingang hinauslassen. Mach dir keine Sorgen. Es tut mir Leid für dich, denn sicher sind die schrecklichen Erinnerungen zurückgekommen.«
Camilla setzte sich auf die Bettkante. »Mutter, was hast du in jener Nacht über Jan van der Beer in der Akte gelesen?«
»Ach, Camilla.« Marinas Augen füllten sich mit Tränen. »Ich hätte nie damit anfangen dürfen und habe seitdem ein schlechtes Gewissen. Ich war nur eifersüchtig, weil du sie alle so viel mehr geliebt hast als mich. Doch das ist vorbei, und ich möchte nicht mehr daran denken, mein Kind. Lass uns über etwas Erfreulicheres reden.« Sie wischte sich die Augen. Ihr Aufschluchzen verwandelte sich in einen Hustenanfall, sodass sie nach Atem rang und nicht mehr sprechen konnte.
»Schon gut, Mutter. Und du hast Recht. Eigentlich spielt es keine Rolle mehr«, antwortete Camilla. »Soll ich dir etwas vorlesen?«
Als Camilla später am Nachmittag wieder einen Blick aus dem Fenster warf, waren die Reporter immer noch da. Seufzend griff sie zum Telefon, um Edward zu erklären, in welcher misslichen Lage sie steckte.
»Vorhin haben sie sich auch vor meiner Praxis herumgetrieben«, erwiderte er. »Aber meine Mitarbeiterinnen haben Erfahrung darin, die Presse abzuwimmeln. Schließlich kommen viele Prominente zu mir, die nicht gesehen werden wollen. Am besten hole ich dich in etwa einer Stunde ab. Wir können mit George und Marina zu Abend essen und dann nach Hause fahren. Das war zwar anders geplant, aber so sehen wir uns wenigstens.«
Sie war ihm dankbar, und ihre Erleichterung wuchs, als er sie drängte, die dreitägigen Fotoaufnahmen in Rom auf keinen Fall abzusagen.
»Ich kümmere mich um Marina, während du weg bist«, versprach er. »Und leiste George beim Abendessen Gesellschaft. Du solltest hinfliegen, Liebling. So kriegst du ein bisschen Abstand.«
Camilla war bereits in Rom, als der Anruf kam.
»Deine Mutter ist im Krankenhaus«, sagte George. »Ich denke, du solltest die nächste Maschine nehmen, Camilla. Es dauert nicht mehr lange. Sie ist sehr schwach, aber ruhig, und sie hat keine Schmerzen.«
Marina lag reglos im Krankenhausbett. Ihr Mann saß an ihrer Seite. Sie hatte darauf bestanden, dass die Schwester ihr einen Spiegel und ihre Schminksachen brachte.
»Trag ein wenig Grundierung auf, ich bin viel zu blass. Und außerdem Lippenstift.« In dem Spiegel, den George ihr hinhielt, musterte sie das Ergebnis. Dann lächelte sie.
»Camilla kommt nach Hause«,
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