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Himmel uber Langani

Himmel uber Langani

Titel: Himmel uber Langani Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara und Stefanie Keating
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blieb lieber mit dem Rücken zum Fenster stehen und steckte die Hände in die Taschen.
    »George ist sehr niedergeschlagen«, begann er ohne Umschweife. »Sicher ist dir die Veränderung aufgefallen. Er isst nichts und trinkt ein bisschen zu viel. Außerdem grübelt er die ganze Zeit und gibt sich die Schuld an der Krankheit deiner Mutter. Seiner Überzeugung nach wurde sie auch dadurch ausgelöst, dass er sie unglücklich gemacht hat. Wenn er es so weitertreibt, stirbt er mit ihr. Aber er lehnt jede Hilfe ab.«
    »Damit meinst du wohl, dass er dich nicht sehen will«, entgegnete Camilla kühl.
    »Ich meine genau das, was ich gesagt habe«, gab Giles ungeduldig zurück. »Deinem Vater geht es sehr schlecht. Sein ganzes Leben hat er damit verbracht, den Ansprüchen seiner Umwelt zu genügen. Gesetze, Regeln und Heuchelei haben ihn dazu gezwungen und dazu geführt, dass er sich seiner selbst schämt. Nun hat er beschlossen, London zu verlassen und nach Afrika zu gehen, weil er Angst vor deiner Ablehnung hat, wenn er bleibt. Bei mir. Doch die Wahrheit ist, dass du keinen Gedanken an ihn verschwendest.«
    »Woher willst du wissen, was ich für meinen Vater empfinde und was in mir vorgeht?«, zischte sie zornig.
    »Ach, herrje, jetzt hör mir doch mal richtig zu. Du führst dein eigenes Leben. Alle wollen dich kennen lernen und mit dir gesehen werden. Der Tag hat nicht genug Stunden, als dass du all die Bewunderer und Schmeichler unterbringen könntest. Aber für ihn nimmst du dir eindeutig keine Zeit. Er braucht jemanden, der ihm hilft, diese Krise zu überstehen. Jemanden, der ihm wirklich etwas bedeutet. Er hat es verdient, dass man ihn liebt und so nimmt, wie er ist.«
    »Wer ist er deiner geschätzten Meinung nach?«
    »Ein außergewöhnlicher Mensch, absolut unbestechlich und voller Würde. Er ist der wunderbarste Mann, dem ich je im Leben begegnet bin. Aber er fühlt sich von deinen Vorurteilen unter Druck gesetzt. Du bist wütend auf ihn, weil er schwul ist. Allerdings habe ich gesehen, wie du in Clubs mit Männern gegessen, getrunken und getanzt hast, die in Begleitung ihrer Liebhaber waren. Offenbar bist du nicht immer so wählerisch, doch wenn es um deinen Vater geht, gelten plötzlich andere Regeln. Deine Ablehnung bricht ihm das Herz. Deshalb bitte ich dich, ihm die Hand zu reichen, damit er wieder die Kraft schöpfen kann, sein Leben weiterzuführen.«
    »Damit meinst du wohl sein Leben mit dir«, gab Camilla zurück. »Wolltest du das damit sagen? Ich soll meinem Vater mitteilen, dass ich einverstanden bin, wenn er sich mit einem hübschen Lustknaben herumtreibt?«
    »Du bist doch krank im Kopf«, antwortete Giles entnervt. »Es war ein Fehler von mir herzukommen. Aber, um es einmal klar und deutlich auszusprechen: Ja, ich würde mich freuen, mit ihm zusammen sein zu können. Ich wäre der glücklichste Mensch auf der Welt, wenn ich den Rest meines Lebens mit ihm verbringen dürfte. Doch es ist offenbar zwecklos, dir das klar machen zu wollen. Guten Abend.« Er marschierte zur Tür und ging hinaus, ehe Camilla vom Sofa aufstehen konnte.
    Sie leerte ihr Glas. Im Schlafzimmer öffnete sie eine Schublade und holte ein Foto ihrer Eltern heraus. Lächelnd und Arm in Arm blickten sie ihr entgegen. So ein schönes Paar. Charmant und schlagfertig und gebildet, wie alle sagten. Und sie passten ja so ausgezeichnet zusammen. Hatten sie einander auf eine merkwürdige und verquere Art wirklich geliebt? Hatte sie das all die Jahre lang zusammengehalten? Als Camilla sich diese Fragen stellte, erkannte sie, dass sie selbst noch nie bedingungslose Liebe erfahren hatte. Mit einem traurigen Seufzer legte sie das Foto zurück. Es war sinnlos, sich das Hirn über die Vergangenheit zu zermartern. Sie griff nach Mantel und Schirm und machte sich auf den Weg zu ihrer Mutter.
    Das Abendessen schleppte sich in fast völliger Stille dahin, während Marina mit winzigen Nahrungsportionen kämpfte. Anschließend setzte sie sich in eine Decke gewickelt aufs Sofa und sah, Georges Hand in ihrer und den Kopf an seine Schulter gelehnt, eine Weile fern. Als die Pflegerin kam, um Marina zu Bett zu bringen, ließ Camilla ihren Vater vor dem Fernseher zurück. Er blickte auf und winkte ihr betrübt nach, als sie auf dem Flur hinaustrat. Da Edward bei irgendeinem Empfang war und sie nicht allein sein wollte, ging sie in den belebtesten Nachtclub, den sie kannte. Draußen vor der Tür stand zwar eine ungeduldige Menschenschlange, aber der

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