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Himmel über dem Kilimandscharo

Himmel über dem Kilimandscharo

Titel: Himmel über dem Kilimandscharo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bach
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Protestgeschrei erhob sich draußen vor dem Fenster, gleich darauf hörte man Hamunas beruhigenden Singsang. Doch der kleine Schreihals schwieg nur einen kurzen Augenblick, weil er Luft holen musste, und begann gleich darauf von Neuem zu brüllen. Charlotte beendete eilig die Zeile, fügte gute Wünsche und herzlichste Grüße bei, dazu die Ankündigung, dass sie im nächsten Brief die erste Fotografie ihrer Tochter Elisabeth schicken würde.
    » Ich vertraue dir den Brief an, Schammi«, sagte sie und steckte das Schreiben in einen Umschlag. » Erinnere bwana Roden daran, dass er ihn in Moshi zur Post bringt.«
    Dieser ehrenvolle Auftrag tröstete Schammi zwar ein wenig, aber was war ein Brief– und mochte er noch so wichtig sein– gegen das Vorrecht, die Ersatzgewehre der Jagdgesellschaft tragen zu dürfen?
    Draußen auf dem kleinen Wiesenplatz neben der Akazienallee schraubte die Baronin von Bleiwitz ihren Fotoapparat vom Stativ und packte die einzelnen Teile in eine Holzkiste. Hamuna trug die plärrende Elisabeth auf dem Arm, schaukelte sie, zeigte mit dem Finger in die Luft, wo gerade eine Schar Raben vorüberflog, sang ihr ein Kinderlied vor– nichts wollte fruchten. Als die Kleine Charlotte entdeckte, streckte sie die Arme nach der Mama aus und schluchzte noch ein Weilchen an ihrer Schulter.
    » Ich habe ganz entzückende Aufnahmen von Ihrer Tochter gemacht«, schwärmte die Baronin. » Was für ein zauberhaftes Kind!«
    Agnes von Bleiwitz war eine Schönheit. Charlotte konnte sich gut vorstellen, wie sie im Reiterkleid durch märkische Wälder ritt, zierlich wie auf einem Scherenschnitt, einen wehenden Schleier hinter sich herziehend. Vor sieben Jahren hatte sie Alexander von Bleiwitz geheiratet, zwei Jahre später hatten die Ärzte ihr gesagt, sie könne niemals Kinder bekommen. Seitdem begleitete sie den Baron auf seinen Reisen und teilte seine Passion– die Großwildjagd.
    » Ich fürchte, Hamuna hat ihr so viele Mangostückchen gegeben, dass sie Bauchweh bekommen wird«, meinte Charlotte lächelnd.
    » Ja, es war die einzige Möglichkeit, sie zum Stillhalten zu bewegen.«
    Elisabeth hatte sich inzwischen müde geweint und schlief in Charlottes Arm. Es war kein Wunder, dass das Kind völlig überdreht war, es fehlt ihm die gewohnte Ordnung. Gestern Abend, als sie mit den Gästen zusammensaßen, hatte Max seine Tochter auf dem Schoß gehalten, ihr Leckereien zugesteckt und sie auf den Klaviertasten herumhämmern lassen. Er war vollkommen vernarrt in Elisabeth und bedauerte nur hin und wieder, dass sie Charlotte leider gar nicht ähnlich sehe, sondern ganz und gar nach seiner Familie schlage. Die Kleine hatte blonde Löckchen, und ihre hellblauen Augen erinnerten Charlotte an ihren verstorbenen Großvater. Auch ihr Vater sollte solche Augen gehabt haben, doch das hatte sie Max nicht erzählt.
    » Ich glaube, ich muss mich beeilen«, sagte Agnes. » Die Träger stehen schon bereit.«
    Sie klappte das hölzerne Stativ zusammen und überließ es dann Schammi, die teure Ausrüstung in mehrere Futterale aus Wachstuch zu stecken und auf die Träger zu verteilen. Max und Alexander von Bleiwitz hatten jetzt ihre Schießübungen beendet und gingen durch die Akazienallee zum Haus hinüber. Sie schritten eilig voran, und Charlotte sah, wie Alexander auf die Baumwipfel deutete, die voller Knospen hingen. Wahrscheinlich erzählte Max gerade von dem Überfall der Heuschrecken im vergangenen Jahr, den die Akazien zu seiner Erleichterung gut überstanden hatten.
    » Wir sind bereit, Gnädigste«, rief Max ihnen fröhlich entgegen. » Wenn wir heute bis Moshi und noch ein Stück weiter kommen wollen, müssen wir jetzt losziehen.«
    Er nahm die schlafende Elisabeth aus Charlottes Arm, und als die Kleine zu quengeln begann, stemmte er sie hoch in die Luft und drehte sich mit ihr im Kreis, dass das weiße Kleidchen flatterte. Die Kleine jauchzte, streckte sich und ruderte mit den Armen.
    » Flieg, mein Engelchen!«, rief Max lachend. » Das nächste Mal nehme ich dich mit auf Safari. Dann zeige ich dir simba und die langhalsige twiga, und du wirst tembo sehen, den grauen Riesen.«
    » Damit wirst du wohl noch ein wenig warten müssen«, meinte Charlotte lächelnd. » Erst muss sie sprechen und laufen lernen, darauf bestehe ich.«
    Max beendete den Engelsflug und drückte seiner Tochter zwei zärtliche Küsse auf die vom Mangosaft verklebten Wangen, dann reichte er die Kleine an Hamuna weiter und zog Charlotte an sich.
    » Du

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