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Himmel über dem Kilimandscharo

Himmel über dem Kilimandscharo

Titel: Himmel über dem Kilimandscharo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bach
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unschönen Pflanzen, die man nicht einmal essen konnte, ihr Auskommen sichern, vielleicht sogar künftigen Wohlstand bringen würden.
    Sie ritt bis an den Rand der Pflanzung und stieg ab, um die Blätter näher zu betrachten. Obgleich sie die Agaven von allen Seiten sorgfältig untersuchte, fand sie zunächst nichts bis auf ein paar braune Außenblätter, die flach am Boden verdorrten und wohl im Mai der Feuchtigkeit zum Opfer gefallen waren.
    » Schau, bibi Roden! Uchawi, der böse Zauberer, ein Geist, hat Zeichen gemacht auf Blätter!«
    Da waren sie! Gelbliche und hellbraune Flecke, einige sehr klein, andere liefen auseinander und schienen sich miteinander zu vereinigen. Die Oberfläche des Blattes war an diesen Stellen trocken wie Leder und fühlte sich rau an.
    » Ein Geist war das sicher nicht, Sadalla. Aber vielleicht irgendein Schädling. Schneide dieses Blatt ab, wir nehmen es mit.«
    Vielleicht war es auch die Sonne im Verein mit den Tautropfen, die noch an den Blättern gehaftet hatten? Aber der Tau lief eigentlich sehr schnell von den fleischigen Blättern ab, und außerdem hatten sie seit der Regenzeit erst einen guten Monat lang Sonne gehabt. Charlotte seufzte. Sie hätten so glücklich sein können, sie liebten einander, sie hatten ein bezauberndes Töchterlein, das prächtig gedieh. Aber die Sorge um die Existenz schien nicht aufhören zu wollen.
    Während sie zum Wohnhaus zurückritt, schalt sie sich schon eine Närrin und nahm sich vor, Max auf keinen Fall mit solchen vermutlich vollkommen unbegründeten Ängsten zu belasten. Wer sagte denn, dass diese gelben Flecke sich ausbreiten würden? Sie waren ja nur vereinzelt zu sehen und auch nur an den äußeren Blättern. Wahrscheinlich war das Ganze völlig unerheblich, der harten Faser im Inneren des Blattes konnten sie nichts anhaben.
    Die Akazienallee war in der Sonne aufgeblüht und erschien aus der Ferne wie ein Reihe bauschiger, karminroter Wölkchen. Max würde sich bei seiner Rückkehr wie ein Schneekönig freuen, er liebte seine Akazien und hatte sie schon gepflanzt, bevor er daranging, das Wohnhaus des Arabers umzubauen.
    Wohlgerüche verschiedenster Art umfingen sie, als sie die Stufen zum Vorbau hinaufstieg. Der Duft der Akazien war überwältigend, zart, voll wilder Süße, und zugleich strömte auch aus der Küche ein aufregendes Aroma von Zimt, Vanille und Muskatblüte. Der Koch hatte die Anweisung erhalten, während der Abwesenheit des bwana kein Fleisch zu braten, denn wenn Max mit dem Ehepaar von Bleiwitz zurückkehrte, würde noch so manches Schweinchen und Zicklein dran glauben müssen. Also wurden Samosas mit Gemüsefüllung serviert und dazu allerlei köstlich gewürzte Soßen, die der indische Koch immer auf andere Art und doch jedes Mal wundervoll zubereitete. Man hatte auch den Wohnraum wieder in Ordnung gebracht, wo Agnes heute früh einige fotografische Aufnahmen versucht hatte, die leider aus Mangel an Licht nichts geworden waren. Später hatte sie Charlotte und Max unter dem Vordach des Hauses aufnehmen wollen, doch Max war viel zu ungeduldig gewesen und davongelaufen, um die Träger zusammenzurufen. So hatte sie nur Charlotte fotografiert, die ihre Tochter Elisabeth auf dem Arm hielt, und außerdem mehrere Fotos von der Kleinen mit ihrer Kinderfrau Hamuna geschossen.
    Den Rest des Tages verbrachte Charlotte in rastloser Tätigkeit. Sie hielt ihre Schulstunden ab, grub im Garten, spielte mit Elisabeth auf der Wiese, besah die Fortschritte am Bau des neuen Gästehauses, das auch als Wohnung für einen weißen Vorarbeiter dienen sollte, erstellte eine Liste der Dinge, die bei nächster Gelegenheit in Moshi eingekauft werden mussten, außerdem schrieb sie einen Brief an Klara und bat sie, in Daressalam Erkundigungen über die Erfahrungen der dortigen Agavenpflanzer einzuziehen. Am Abend fühlte sie sich zwar erschöpft, aber keineswegs müde, wie sie gehofft hatte, und sie begriff, dass sie nur deshalb so rastlos war, weil sie Max schon jetzt unendlich vermisste. Es war lächerlich, aber es ging ihr jedes Mal so, wenn er die Plantage für einige Tage verließ. Sie hatte es ihm einmal gestanden, wofür er sie leidenschaftlich umarmt und zugleich fürchterlich ausgelacht hatte. Er selbst schien unter der Trennung weniger zu leiden, angeblich fühle er sich ihr nah; ganz gleich, wo er sich befand, in seinen Gedanken sei er immer bei ihr.
    Aus dem Badezimmer ertönten Geplantsche und Gejauchze– Hamuna badete Elisabeth, dann

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