Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Himmel über dem Kilimandscharo

Himmel über dem Kilimandscharo

Titel: Himmel über dem Kilimandscharo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bach
Vom Netzwerk:
war, es war gut, dass Hamuna bei ihr war.
    » Dschagga haben Rauch gemacht wegen nyenje. Aber das nichts hilft, nyenje werden fressen allen Mais und alle Bananen und alle Hirse. Dschagga müssen hungern. Werden kommen auf Plantage wegen Arbeit. Schlimmes Unglück von bösem Geist sheitani …«
    Die Wehe kam so schnell, dass Charlotte nun doch einen lauten Schrei ausstieß und sich stöhnend an der Tischkante festklammerte.
    » Wie lange dauert das denn noch? Weshalb kommt das Kind nicht endlich? Ich kann nicht mehr…«
    » Dauert manchmal viele Tage. Manchmal bibi nur hustet, und kitoto fällt aus ihrem Bauch heraus. Einmal es tut viel weh und andere Mal nur ganz wenig. Kitoto ist immer anders…«
    » Hör auf!«
    Es dauerte die ganze Nacht. Hamuna schickte Sadalla zu den Hütten der Schwarzen, um zwei alte Frauen herbeizuholen. Sie breiteten für Charlotte eine Schicht Bastmatten auf dem Fußboden des Schlafzimmers aus, überredeten sie, sich darauf zu setzen, und hängten ihr Amulette um den Hals. Charlotte tat, was sie von ihr verlangten, ließ sich von ihnen Arme, Beine und den Rücken reiben, wehrte sich nicht, wenn sie auf ihrem Bauch herumdrückten und sie mit einem Sprühnebel aus pombe bespuckten. Die beständig gemurmelten und ganz sicher unchristlichen Beschwörungen konnte sie sowieso nicht verstehen. Sie war ganz und gar damit beschäftigt, dem höllischen Schmerz zu begegnen, der ihren Körper in zwei Teile reißen wollte.
    Max rannte im Wohnraum umher wie ein Irrsinniger und klopfte alle fünf Minuten an die Schlafzimmertür, um zu fragen, wie es drinnen stünde, doch er brachte es nicht über sich hineinzugehen.
    » Ich kann nicht sehen, wie sie leidet«, stöhnte er verzweifelt. » Noch dazu, wo es meine Schuld ist– ich habe ihr das angetan. Großer Gott!«
    Das Kind wurde geboren, als die Morgennebel über der Plantage die Farbe von reifen Orangen annahmen. Kein Vogel war zu hören, nicht einmal ein Affe zeterte, Gärten, Wiesen und Bäume waren kahl gefressen. Nur zwei Störche stelzten gemächlich durch die leeren Gärten und füllten sich die Mägen mit toten Heuschrecken.
    Als Dr. Brooker am Nachmittag auf der Plantage ankam, gab es für ihn nicht mehr viel zu tun. Charlotte lag erschöpft in ihrem Bett, das Kind schlief in einer hölzernen Wiege, die Max heimlich ohne Charlottes Wissen für seinen Sohn angefertigt hatte.
    » Ein Unglück kommt selten allein«, sagte der Arzt mitfühlend. » Ein Mädchen. Ein verflucht kräftiger Brocken, hätte gut auch ein Junge sein können.«
    » Was reden Sie für einen Unsinn!«, fuhr Max ihn an. » Eine Tochter ist genau das, was ich mir gewünscht habe!«

Juni 1900
    Charlotte tauchte die Feder wieder ins Tintenfass und las den angefangenen Satz noch einmal durch, um ihn vernünftig zu Ende zu bringen. Sie hätte den Brief an die Großmutter lieber in aller Ruhe geschrieben, aber die Jagdgesellschaft wollte gleich nach Moshi aufbrechen, und Max hatte versprochen, ihren Brief dort im Kaiserlichen Postamt abzugeben. Zu allem Überfluss stand Schammi neben ihrem Schreibtisch, und obgleich er bibi Charlotte nicht zu stören wagte, wusste sie doch genau, dass er etwas auf dem Herzen hatte.
    » Was ist denn, Schammi?«
    » Schammi ist traurig. Bwana Roden hat kein Vertrauen zu Schammi. Schammi hat immer getan, was bwana Roden gesagt hat, war niemals ungehorsam…«
    Von draußen war ein Gewehrschuss zu hören, dann ein zweiter. Charlotte seufzte und schrieb weiter, während Schammi den hell gemusterten Fenstervorhang ein wenig beiseiteschob und mit sehnsüchtigen Augen hinausspähte. Ohne Zweifel war es Max, der das Gewehr des Baron von Bleiwitz drüben auf der Wiese ausprobierte. Er hatte die fabelhafte Waffe, eine Winchester 95, schon gestern Abend mit glänzenden Augen betrachtet und mit dem Baron lange darüber gefachsimpelt, ob sie auch für die Elefantenjagd geeignet sei.
    » Wenn mein Mann es so angeordnet hat, Schammi, dann hat er seine Gründe dafür. Und ich bin ganz seiner Meinung. Du bist noch zu jung, es ist besser, wenn Juma die Gewehre trägt.«
    Schammis Miene wurde kummervoll. Er war immerhin ein ganzes Stück größer als Juma, der außerdem als Hasenfuß bekannt war. Weshalb behandelte man ihn immer noch wie ein Kind? Er wusste genau, wie er mit einem Gewehr umgehen musste, schließlich hatte er seinen bwana Roden oft genug zur Jagd begleitet.
    » Aber wenn simba unseren bwana angreift, kann Schammi ihn mit dem Gewehr…«
    Energisches

Weitere Kostenlose Bücher