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Himmel über dem Kilimandscharo

Himmel über dem Kilimandscharo

Titel: Himmel über dem Kilimandscharo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bach
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Wesen. Eine Wärme, die Charlotte unglaublich wohltat und die sie bei dem deutschen Beamten trotz all seiner Bemühungen so vermisst hatte.
    » Danke«, sagte sie lächelnd. » Was bringst du uns da? Wie heißt das?«
    Er verstand sie nicht und fürchtete offensichtlich, einen Fehler gemacht zu haben, doch als sie mit dem Finger auf eine der Schüsseln deutete, begriff er.
    » Kuku«, erklärte er grinsend und bewegte die angewinkelten Ellenbogen wie flatternde Vogelschwingen. Dann zeigte er auf den Krug, sein Gesicht nahm einen verzückten Ausdruck an, und er rieb sich den Bauch.
    » Scherbet.«
    Kuku war ganz offensichtlich gekochtes Huhn. Scherbet erwies sich als eine aromatische Fruchtlimonade. Als er begriff, dass sie mit dem, was er gebracht hatte, zufrieden waren, verneigte er sich wieder und ging hinaus.
    » Sehr anstellig«, meinte Christian kauend. » Nicht ganz so wie die Lehrjungen, die ich früher hatte, aber er scheint nicht dumm zu sein.«
    » Er arbeitet wohl nur im Haus«, überlegte Klara. » Er benimmt sich fast wie ein Diener, der bei einer vornehmen Familie angestellt ist. So würdevoll. Ich glaube, er ist stolz auf sein schönes Gewand und die weiße Kappe.«
    Es war ihre erste Mahlzeit auf afrikanischem Boden, und sie schmeckte ein wenig ungewohnt nach einem süßlich aromatischen Gewürz, das an Muskat erinnerte, aber nicht scharf war. Zu dem Huhn gab es Reis und gekochte, rote Bohnen.
    » Köstlich!«
    Christian betupfte sich die Lippen mit dem Taschentuch, und sein zufriedenes Lächeln sagte Charlotte, dass er nun wieder zuversichtlicher Stimmung war. Tatsächlich strotzte er vor Unternehmungslust, überzeugte Charlotte und Klara nach einer kurzen Ruhepause, sofort im Stadthaus vorzusprechen und danach gleich noch die Niederlassung der Ostafrikanischen Gesellschaft aufzusuchen. Klara hatte sich kaum fünf Minuten auf dem Bett ausgestreckt, da drängte er schon zum Aufbruch: Man müsse solche Formalitäten am besten gleich erledigen, die deutschen Behörden seien gewiss auch in den Kolonien korrekt, und sie wollten schließlich nicht, dass man sie für illegale Einwanderer hielt. Nach dem Weg zu diesen Stellen hatte er sich bereits auf dem Schiff erkundigt.
    Noch unterwegs hatte er gefürchtet, gleich nach seiner Ankunft in Daressalam eingesperrt und nach Deutschland zurückgeschickt zu werden– nun sah er sich schon als stolzer Besitzer einer Plantage in den afrikanischen Bergen!
    Draußen schien die Sonne. Das Regenwasser war erstaunlich schnell abgelaufen, der Schlamm hatte eine feine Kruste bekommen, nur hie und da glänzte noch eine Pfütze, über der die Mücken schwirrten. Nun waren Menschen auf den Straßen, zwar nur wenige Weiße, dafür aber umso mehr Farbige, vor allem junge Burschen, die ähnlich wie der Diener im Postgebäude gekleidet waren und offensichtlich irgendwelche Aufträge zu erfüllen hatten. Auf den Baustellen wurden Steine behauen und aufeinandergesetzt, eine Tätigkeit, die von lebhaftem Schwatzen begleitet wurde– eilig schienen es die schwarzen Arbeiter nicht zu haben, die klobigen, weißen Bauten ihrer deutschen Kolonialherren zu errichten.
    Auch das Stadthaus war noch nicht vollendet, doch es war einer der wenigen Bauten, die Charlotte gefielen. Vieleicht lag es an den vielen weißen Arkadenbögen, die das Erdgeschoss umgaben und die in ihrer geschwungenen Form an einen Sultanspalast erinnerten. Im oberen Geschoss wurde noch gewerkelt, Balkongitter wurden eingesetzt, Wände gestrichen, ein Weißer in Jacke und Kniebundhose stand auf dem unfertigen Balkon und rauchte eine Zigarette. Vor dem Gebäude waren zwei gesattelte Pferde angebunden, unweit davon hockte ein schwarzer Diener auf einer Treppenstufe und malte mit dem großen Zeh Figuren in den feuchten Boden.
    Plötzlich jedoch sprang er auf und nahm eine Art Habachtstellung ein, und während sie noch nach dem Grund für diese plötzliche Bewegung rätselten, vernahmen sie stampfende Schritte. Eine Gruppe farbiger Uniformierter war um eine Häuserecke gebogen und marschierte unter Führung eines schwarzen Offiziers zum Stadthaus hinüber. Es waren nur zehn oder zwölf Mann, doch sie schienen großen Spaß daran zu haben, Lärm für ein ganzes Regiment zu veranstalten. Je näher sie dem Stadthaus kamen, desto fester traten sie auf, dann, als sie sich schon dicht vor den Arkaden befanden, vernahm man aus dem Mund des schwarzen Offiziers das laut gebrüllte, deutsche Kommando: » Abteilung

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