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Himmel über dem Kilimandscharo

Himmel über dem Kilimandscharo

Titel: Himmel über dem Kilimandscharo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bach
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Roden«, schwatzte Ebert, der sein Glas in langen Zügen leerte und sich ein zweites Mal einschenken ließ. » Sein Urahn soll unter dem alten Fritz zu Ruhm und Ehren gekommen sein. Großer Landbesitz in Brandenburg, ein Schloss, ein richtiges Juwel. Hat sich irgendwie mit seiner Verwandtschaft zerstritten, der dumme Bursche. Weiß der Teufel, weshalb, ist aber auch ein eigenwilliger Kerl. Jetzt hat er drüben am Kilimandscharo einem Araber die Pflanzung abgekauft und will Sisal anbauen…«
    » Da schau an«, bemerkte Christian. » Am Kilimandscharo!«
    » In der Nähe von Moshi. Guter Boden und schon seit vielen Jahren unter dem Pflug. Er muss sich ins Zeug legen– im nächsten Jahr will er seine Verlobte ins Land holen, damit sie heiraten können.«
    Schweigend hörte Charlotte zu, wie Ebert sich nun über das Gedeihen der Kolonie verbreitete, den fruchtbaren Boden lobte, auf dem man neben den einheimischen Pflanzen auch hervorragend Kartoffeln, Kohl, Radieschen oder Salat anbauen könne. Die Anlage von Pflanzungen sei im Aufschwung, vor allem am Kilimandscharo, mittlerweile aber auch im Usambara-Gebirge, wo man gerade die ersten Versuchspflanzungen anlege.
    » In einigen Jahren werden die ewigen Nörgler und Kleingeister im Reich endgültig schweigen. Dann wird Deutsch-Ostafrika zum Wohlstand des Reiches beitragen mit Elfenbein, Kaffee, Tabak, Kopal und Tropenhölzern. Und wenn wir erst Baumwolle ausführen, müssen die Engländer sich warm anziehen…«
    Momentan sei die Handelsbilanz allerdings noch negativ, man müsse mehr Waren einführen als ausführen, vor allem Eisenwaren für den Bau und vernünftige Lebensmittel, denn Rindfleisch, Butter und Käse seien in Afrika nahezu unbekannt. Auch Spirituosen, Wein und Bier lasse man kommen, das Zeug, das die Schwarzen brauten, könne kein Europäer trinken, ohne davon krank zu werden.
    Christian, vom Whisky beflügelt, begann nun voller Enthusiasmus über seine eigenen Pläne zu sprechen. Eine Plantage in Usambara, so groß wie möglich, Arbeitskräfte seien ja offenbar vorhanden. Er wolle Kaffee anbauen oder auch Baumwolle, das sei ganz gleich, er kenne sich mit solchen Waren aus, immerhin habe er jahrelang damit gehandelt. Ebert nahm noch ein drittes Glas, doch anders als bei Christian schien der Alkohol bei ihm keine Wirkung zu zeigen. Charlotte hatte eher das Gefühl, dass der Whisky ihn ruhiger machte und sein Hirn anregte. Der Beamte beobachtete Christian mit hochgezogenen Augenbrauen, warf nur hier und da eine gezielte Frage ein und ließ den Blick immer wieder aufmerksam über Charlotte und Klara schweifen.
    Er prüft uns, dachte Charlotte beklommen. Mein Gott– weshalb muss Christian so ein Zeug schwatzen?
    » Nun– wir freuen uns natürlich über jeden Deutschen, der sich hier in der Kolonie ansiedeln will«, sagte er schließlich gedehnt, als Christians Redeschwall erlahmte. » Sie haben also ein Geschäft geführt. Ein Handwerk haben Sie nicht zufällig erlernt? Ich frage nur deshalb, weil wir einen ziemlichen Mangel an deutschen Handwerkern haben.«
    » Ein Handwerk? Nein. Ich bin Geschäftsmann, mein Kolonialwarenladen war der größte in der ganzen Region, ich konnte Waren anbieten, die sonst nirgendwo zu kaufen waren…«
    Ebert stellte das leere Glas auf den Schreibtisch und hielt den Diener mit einer Handbewegung davon ab, es wieder aufzufüllen. Als er jetzt von seinem Stuhl aufstand, schwankte er trotz der drei Gläser Whisky um keinen Zentimeter. Er ging zu seinem Schreibtisch hinüber, nahm Platz und wischte sich das verschwitzte Gesicht mit dem Taschentuch.
    » Erledigen wir noch rasch das Offizielle, Herr Ohlsen. Wenn Sie sich bitte alle in dieses Formular eintragen wollen… Und dann benötige ich noch die Dokumente…«
    » Dokumente? Welcher Art?«
    » Nun, Ihre Pässe natürlich. Und die amtliche Abmeldung in Ihrer Heimatstadt.«
    Charlotte verfluchte innerlich den deutschen Amtsschimmel, der sogar bis in die Kolonien hineintrabte. Die Pässe konnten sie vorweisen, dann würde man allerdings feststellen, dass sie nicht aus Hamburg, sondern aus Leer in Ostfriesland kamen, aber da hatte Christian sich sowieso schon verplappert. Eine amtliche Abmeldung hatten sie natürlich nicht. Wie weit reichte die deutsche Bürokratie? Würde man etwa nach Leer schreiben und Erkundigungen über sie einziehen?
    » Wir haben die Dokumente bei unserem Gepäck«, schwatzte Christian bereits. » Morgen bringen wir sie vorbei.«
    » Das hat keine Eile. In

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