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Himmel ueber Falludscha

Titel: Himmel ueber Falludscha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Dean Myers
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sauber.
    »In ein paar Stunden könnten wir da sein, höchstens«, meinte ich. »Willst du hier die Zelte abbrechen und gleich einmarschieren?«
    »Nein, ich will, dass du mir erklärst, auf wen sie schießen. Ich dachte, die Iraker wären zu geschockt und entsetzt, um zu kämpfen«, erwiderte Marla.
    Wir sollten MREs essen, unsere Marschverpflegungspäckchen, aber ich war immer noch nicht hungrig.
    »Ich fühl mich wie ein großer Junge«, sagte Jonesy. Er zog seine MOLLE-Jacke aus und ließ sich auf dem Boden nieder, wobei er seinen Helm als Rückenlehne benutzte. CaptainColes befahl uns, zusammenzubleiben und uns bereitzuhalten, jeden Augenblick weiterzufahren.
    »Und schlaft nicht unter den Humvees«, riet er uns. »Vor ein paar Jahren haben in der Einheit meines Vaters ein paar Leute unter ihren Lastern geschlafen. Als mitten in der Nacht der Befehl zum Abrücken kam, wurden sie überfahren.«
    »Nun, Captain, warum sagen Sie uns nicht noch mal, was wir im sonnigen Irak eigentlich tun sollen?«, bat Jonesy, als Harris, aufgedonnert wie ein Revolverheld aus einem Western, zu uns herüberkam.
    »Wir probieren ein paar Theorien aus, von denen die PSYOP-Leute glauben, dass sie funktionieren. Wir ziehen los, lächeln und fragen die Leute, was sie brauchen. Dann passen wir auf, wie sie reagieren. Angeblich werden sie nur langsam reagieren, weil sie nicht getötet werden wollen. Aber wenn sie nicht feindselig reagieren und wir ihnen wirklich helfen können, dann können wir sie vielleicht aus dem Kampfgeschehen heraushalten.«
    »Und was ist mit der 352.? Das ist ein ganzes Bataillon von Spezialisten für Civil Affairs«, fragte Marla. »Wieso fahren die nach Kuwait City anstatt nach Bagdad?«
    »Ich hab den Jungs im Einkaufszentrum von Kuwait City versprochen, ihnen ein paar Kunden zu schicken«, sagte Jonesy. »Da hab ich ihnen die 352. geschickt.«
    »Teil 4 unseres Programms ist der wichtigste Punkt«, erklärte Captain Coles. »Wenn wir einfach einmarschieren, ihnen die Massenvernichtungswaffen und ihre Regierung wegnehmen, dann sind wir nur harte Jungs. Aber wenn wir hineingehen und ihnen das Verlangen nehmen, gegen unszu kämpfen, wenn wir ihnen helfen, ihre eigene Demokratie aufzubauen – dann sind wir Helden.«
    »Das ist zumindest die Theorie«, warf Darcy ein. Sie hatte sich die Haare kurz geschnitten und sah ohne Helm aus wie ein Junge. »Meine Urgroßmutter interessiert sich nicht die Bohne für Theorien. Wieder etwas, das ich ihr nicht sagen kann.«
    »In diesem Krieg gibt es viel Theorie«, bestätigte Coles. »Theorien darüber, was wir tun können, wie die Ausrüstung wirkt und was die Iraker machen. Wenn alles funktioniert, dann wird das ein Krieg wie aus dem Handbuch. Die hohen Tiere wollen nicht, dass die regulären Civil-Affairs-Einheiten erfolglos bleiben, daher werden wir als eine Art Vorhut geschickt. Wir prüfen sozusagen den Untergrund.«
    Das hörte sich gut an. Ich wusste, dass Coles es ernst meinte. Er wollte seine Sache gut machen, seinem Land dienen, aber er wollte auch nicht zu übertrieben klingen.
    Noch vor Tagesanbruch waren wir wach und fuhren weiter. Um sechs Uhr erreichten wir die Grenze. Dort standen Hunderte von kuwaitischen Soldaten und amerikanischen Pionieren. Sie hatten die irakischen Panzerabwehrgräben aufgefüllt und einen Weg über die Grenze in den Irak gebahnt.
    »Von jetzt an herrscht jedes Mal höchste Alarmbereitschaft, wenn Sie in Ihre Fahrzeuge steigen«, verkündete Coles über Funk. »Jederzeit in Kampfbereitschaft. Lassen Sie niemanden an Ihr Fahrzeug heran. Viel Glück!«
    Ich spürte nichts Besonderes, als wir in die Reihe von Fahrzeugen einschwenkten, die von Kuwait in den Irak hinüberfuhren. Ich musste an ein Orientierungsbuch denken,das die Navy herausgegeben hatte und in dem der Irak als Wiege der Zivilisation beschrieben worden war. Wir fuhren nach Babylon und wir waren aufgeregt.
    »Hey, Birdy!«, erklang Marlas Stimme über Funk.
    »Was gibt’s?«
    »Sieh mal die grüne Linie auf deiner linken Seite«, sagte sie.
    Jonesy und ich blickten hinüber und sahen, wie ein paar Zivilarbeiter etwas in einer ordentlichen Linie auf den Boden legten.
    »Was ist das?«, fragte Jonesy.
    »Leichensäcke«, antwortete Marla. »Willkommen im Irak.«

Ich spürte, wie mein Herz schneller schlug, als wir die
Grenze zum Irak überquerten. Dass Marla uns auf die Leichensäcke hinwies, machte die Sache auch nicht besser. Wir fuhren immer noch im Konvoi, der sich endlos

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