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Himmel ueber Falludscha

Titel: Himmel ueber Falludscha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Dean Myers
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auf uns zu. Kameras wurden hervorgezogen und die Jungs traten von den Fahrzeugen weg, um gute Bilder zu schießen.
    »Jonesy! Schau mal her!«, schrie Sergeant Harris. Er hatte sein Bajonett auf die Waffe gesteckt und hielt sie so, dass Jonesy ihn im Profil fotografieren konnte. Sergeant Harris. Amerikanischer Held.
    Der Sandsturm kam näher und urplötzlich verfinsterte sich der Himmel. Der Sand, der durch die heiße Luft wirbelte, legte alles lahm.
    Als uns der Sand traf, kam er aus allen Richtungen. Man konnte nirgendwohin flüchten. Die feinen Sandkörner stachen auf der Haut und kamen in Nase und Mund. Ich atmete Sand ein, verschluckte ihn, hustete und versuchte zu spucken.
    »Runter! Deckung!« Ich erkannte Major Sessions Stimme. Wann war sie denn aufgetaucht? Ich fand einen Platz am Rad des Humvee und hockte mich hin. Mir fiel meine Schutzbrille ein. Als ich versuchte, sie herunterzuziehen, war mein Gesicht bereits mit dem feinen Staub überzogen und juckte an tausend Stellen.
    Irgendjemand schrie, wir sollten unsere Waffen abdecken. Ich zog die Brille herunter und versuchte, die Augen zu öffnen. Auf meinen Augenlidern war Sand, ich glaubte es knirschen zu hören, wenn ich sie öffnete und schloss.
    Wir ergaben uns dem Sturm. Wir waren die Verlierer. Nachdem wir die ersten Minuten an irgendeinem festen Gegenstand, der gerade in der Nähe war, gehockt hatten, blieben wir einfach, wo wir waren, und hofften, dass wir es überleben würden.
    Ich wollte nicht hier sein. Ich dachte an die Orte, wo ich jetzt gern wäre: Harlem, Philadelphia, Chicago. Ich wollte nicht im Irak sein.
    Der Sandsturm dauerte zwei Tage. Zwei Tage Elend und der Wunsch zu sterben. Als der Sturm sich legte, waren wir alle am Ende. In jedem Teil der Ausrüstung war Sand, und Sand klebte auf der gesamten Haut.
    »Diesen Mist kann man nicht mal abwaschen!«, beschwerte sich Marla.
    »Gott hat ein wenig Angst und Schrecken vom Himmel gesandt und ihr Jungs seid eingeknickt«, bemerkte Jonesy.
    »Und was haben Sie so Großartiges getan?«, erkundigte sich Captain Coles.
    »Ich habe einen Song geschrieben«, behauptete Jonesy. »Ich nenne ihn Ich hasse deine Mutter mehr als diesen Sand-Blues. Wollen Sie ihn hören?«
    Aber das wollte niemand.
    Ich spülte mir den Mund mit einer Mischung aus Wasser und Natron aus, die wir von den Sanitätern bekamen. Nachdem ich das dreimal gemacht hatte, konnte ich den Sand in meinem Mund nicht mehr spüren. Inzwischen hatten die Kameraden den Fernseher eingeschaltet.
    Wir sahen die Nachrichten und erfuhren, dass die Navy weitere Raketen auf den Irak abgeschossen hatte. Gebäude gingen in Flammen auf und dicke schwarze Rauchwolken erhoben sich in den nächtlichen Himmel über Bagdad.
    Zwischen den Bildern von den Bomben und den Archivaufnahmen von den Zielen am Boden, die erst eingekreist und dann zerstört wurden, gab es Bilder von jubelnden Irakern.
    »Die Iraker wissen jetzt, warum wir hier sind«, sagte Sergeant Harris. »Wahrscheinlich wissen sie aber nicht, was es bedeutet, wirklich frei zu sein. Vielleicht ahnen sie es, versteht ihr?«
    »Andererseits«, meinte Coles, »wenn sie nicht jubeln würden, wären sie dann im Fernsehen?«
    Marla hob den Kopf und sah Captain Coles an. Ich hätte nicht sagen können, was sie dachte.
    Stundenlang versuchten wir, den Sand aus unserer Ausrüstung, unseren Ohren, Waffen, Uniformen und den Humvees zu kriegen. Wir mussten alles testen, um zu sehen, ob es noch funktionierte. Lieutenant Nelson, einer von den Nachrichtenleuten, hatte versucht, mit seiner Kamera die Sonne durch den Sandsturm zu fotografieren. Dasteure Stück hatte komplett den Geist aufgegeben – er fluchte eine geschlagene Stunde lang.
    * * *
    Als wir wieder auf der Straße nach Norden unterwegs waren, erhielten wir die Nachricht über die ersten bestätigten Verluste. Die 507., die Einheit, mit der wir kurz vor dem Sandsturm geredet hatten, hatte es voll erwischt.
    »Es hat mindestens fünf Tote gegeben. Und nördlich vom Highway 1 sind ein paar unserer Leute in Gefangenschaft geraten«, sagte Captain Coles. »Sie wurden irgendwo in der Nähe von An Nasiriyah angegriffen.«
    »Woher wissen Sie, dass jemand gefangen genommen wurde?«, fragte ich.
    »Das kam auf Al-Dschasira, dem arabischen Sender«, antwortete Captain Coles. »Es wurden Berichte an CNN und alle Sender geschickt. Die Iraker haben drei der Frauen.«
    »Mist! Wir haben vor ein paar Tagen noch mit ihnen gesprochen«, sagte Jonesy.
    Marla atmete

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