Himmel ueber Falludscha
tief aus, blinzelte und sah weg.
Das machte mir richtig Angst. Ich dachte an die netten Mädels von der 507. und fragte mich, ob sie diejenigen waren, die gefangen genommen worden waren. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie jemand eine Waffe auf mich richtete, während ich um mein Leben bettelte. Ich durfte nicht daran denken – das war alles, woran ich denken konnte.
Weitere Neuigkeiten über die 507. kamen herein. Es hatte mindestens ein halbes Dutzend Tote gegeben, wahrscheinlich sogar mehr.
Um elf Uhr hieß es, wir sollten am Straßenrand anhalten und auf weitere Befehle warten.
Um halb zwölf bekamen wir den Befehl, wieder nach Kuwait zurückzukehren, um uns mit der 422. Civil Affairs zu treffen.
»Was ist los?«, fragte Harris. Man konnte sehen, dass er nervös wurde.
»Da nutzt die beste Planung nichts …«, sagte Captain Coles. »CENTCOM versucht herauszufinden, was mit der 507. passiert ist. Sie befanden sich angeblich in sicherem Gebiet. Jetzt überprüfen sie die Kommunikationslinien, um herauszufinden, was sicher ist und was nicht.«
»War die 507. zu schnell?«, fragte Marla.
»Ich weiß es nicht, wir werden es aus den Nachrichten erfahren müssen.«
Irgendjemand hatte den Fernseher im Versorgungslaster in Wüstentarnfarben angemalt. Wir holten ihn heraus, stellten die Antenne auf und versuchten, die Nachrichten zu erwischen. Aber wir bekamen nur statisches Rauschen und ein paar verschwommene Bilder. Offiziere von der Dritten hatten ein funktionierendes Gerät und ließen uns mitsehen. Man zeigte die Gefangenen von der 507. Sie standen vor der Fernsehkamera, aber ihr Blick wanderte im Raum umher. Sie wirkten vollkommen verängstigt.
»Wohin schauen sie?«, fragte Marla.
Das fragten wir uns alle.
Einer der Soldaten, bleich, mit großen Augen, konnte kaum aufrecht sitzen. Die Iraker, die ihn festhielten, stellten ihm Fragen. Die schwarze Soldatin, die aussah wie Queen Latifah und die so lustig gewesen war, als sie sichmit uns an der Tankstelle unterhalten hatte, zitterte. Ihre Augen waren weit aufgerissen und sie blickte sich unruhig im Raum um. Mir krampfte sich der Magen zusammen, als sie die Fragen beantwortete, woher sie kam.
Lieber Gott, bitte lass sie nicht sterben!
»Essenszeit!« hieß es. Doch Captain Coles kam herein und befahl uns aufzusitzen. »Essen Sie unterwegs etwas, wenn Sie können. Wir haben den Befehl, auf Nasiriya vorzurücken«, erklärte er. »Dort sind heftige Kämpfe im Gange, aber sie wollen, dass unsere Einheiten so schnell wie möglich vor Ort sind. Ich glaube nicht, dass jemand so früh mit Kriegsgefangenen gerechnet hat.«
»Sollen wir nach ihnen suchen?«, fragte ich.
»Der Theorie nach werden die Iraker die Gefangenen nur übergeben oder jemandem sagen, wo wir sie finden können, wenn dieser Jemand sie anständig behandelt«, sagte Coles. »Und das werden hoffentlich wir sein. Sie geben uns einen Bradley zum Schutz mit. Unterwegs erhalte ich weitere Informationen. Ahmed, der Junge aus Cleveland, der Arabisch spricht, wird mit der ersten Gruppe fahren. Ihr kommt direkt hinter dem Bradley. Haltet Kontakt zueinander und bleibt wachsam. Kennedy, Sie müssen nicht mit, wenn Sie nicht wollen.«
»Blödsinn!«, rief Marla.
Coles sah sie an, nickte dann und ging zum Bradley.
Um Viertel nach eins machten wir uns auf den Weg. Wir nahmen unsere Position hinter dem Bradley ein, einem großen, gepanzerten Kampffahrzeug mit einer aufgesetzten Kanone.
Ahmed, der Dolmetscher, stieß zu uns. Er war die ganze Zeit in der Nähe gewesen, gab sich aber nicht mit den normalenSoldaten ab. Er war schlank und dunkelhaarig, aber hellhäutig. Er hätte auch ein Latino sein können. Er schüttelte uns allen die Hände und Jonesy fragte ihn, woher er Arabisch konnte.
»Meine Familie kommt aus dem Libanon«, erklärte er achselzuckend. »Meine Großmutter hat darauf bestanden, dass ich Arabisch lerne.«
Nasiriya lag den Karten nach kaum zwei Stunden weiter nördlich. Wir fuhren los und passten unsere Geschwindigkeit dem Bradley an. Hinter uns kam die zweite Gruppe mit zwei männlichen Sanitätern. Ich fragte mich, ob die beiden Soldatinnen im Sanitätsteam hatten zurückbleiben wollen.
Der Tag war strahlend schön. In unserem Fahrzeug herrschte Schweigen. Wir beobachteten alles auf der Straße, die kaum breiter war als zwei Fahrspuren. Aus dem Bradley funkte jemand zu uns herüber, dass die Seitenstreifen unbefestigt waren. Jonesy fuhr genau in der Mitte. Gelegentlich kam uns ein
Weitere Kostenlose Bücher