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Himmel ueber Falludscha

Titel: Himmel ueber Falludscha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Dean Myers
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Mütter der toten Kinder wollen unser Geld nicht, sie wollen ihre Kinder«, antwortete Ahmed. »Ich weiß nicht, ob er will, dass ich ihn anflehe. Ich weiß es einfach nicht.«
    »Frag ihn, ob er das Geld ablehnt«, forderte ich ihn auf. »Sag ihm, wenn ja, dann ziehen wir einfach ab.«
    Wieder sprach Ahmed mit dem Mann.
    »Er will wissen, ob du mein Vorgesetzter bist«, erklärte Ahmed. »Ich habe Nein gesagt und jetzt will er mit Captain Coles sprechen.«
    »Du hättest ihm sagen sollen, ich bin dein Vorgesetzter und der gefährlichste Mann der ganzen Armee«, meinte ich.
    Wir gingen zu den Humvees zurück. Marla, Jean und die anderen Soldatinnen waren bereits bei den Kindern. Captain Miller sprach mit den Frauen.
    »Spricht sie arabisch?«, fragte ich Captain Coles.
    »Ein wenig«, antwortete er. »Wie sieht es mit ihrem Ältesten aus?«
    »Er tut cool«, meinte Ahmed. »Auf ganz ruhige Art und Weise hat er mich rund gemacht. Er hat mich so Dinge gefragt, wie ob ich mir vorstelle, mit Geld für den Tod der Kinder bezahlen zu können. Ich habe nicht darauf geantwortet. Jetzt will er mit Ihnen reden.«
    »Was bedeutet, dass er das Geld höchstwahrscheinlich annimmt«, vermutete Captain Coles. Als wir wieder zum Laden gingen, erschien der Mann in der Tür. Er rief den Frauen etwas zu und zwei von ihnen kamen herüber – wahrscheinlich diejenigen, deren Kinder gestorben waren.
    Im Laden sprach der Mann mit den Frauen. Ahmed sagte, er könne sie nicht verstehen, weil sie in einem Dialekt sprachen, den er nicht kannte. Die Frauen begannen uns anzuschreien.
    »Um das zu verstehen, muss man kein Arabisch können«, meinte Ahmed.
    Er hatte recht. Etwa zehn Minuten standen wir da und ließen uns anschreien. Eine Frau spuckte vor mir auf den Boden. Captain Coles bat Ahmed, noch einmal eine Entschuldigung auszusprechen.
    »Das wird nichts nützen«, meinte Ahmed.
    »Nein, aber tun Sie es trotzdem«, verlangte Coles.
    Schließlich setzt der irakische Ladenbesitzer dem ein Ende. Er legte einer der Frauen den Arm um die Schulterund sprach leise auf sie ein. Die Frauen gingen. Wir gaben dem Mann das Geld, er unterschrieb dafür und dann zogen wir ab.
    Ich wusste nicht, wie viel Geld wir ihm gegeben hatten. Es sah wie ein paar Tausend Dollar aus. Es schien mir nicht richtig. Aber alles, was die Iraker sagten, war richtig. Wir konnten ihre Trauer und ihre toten Kinder nicht mit Geld bezahlen.
    Die Italiener kamen herüber und wir schüttelten uns die Hände. Einer von ihnen fragte auf Englisch, ob ich Iraker sei. Er wusste genau, dass ich keiner war, aber ich glaube, sie fanden das lustig. Doch sie schienen in Ordnung zu sein und wollten gerne ihr Englisch ausprobieren. Einer von ihnen sagte, er sei schon einmal in den USA gewesen.
    »Bayonne, New Jersey«, sagte er. »Ich bin mit dem Bus von New York aus hingefahren und habe zwei Wochen bei meinem Cousin in Bayonne verbracht. Und ich war schon dreimal in New York.«
    Captain Coles hatte seine Flitterwochen in Rom verbracht. Als er das erwähnte, gratulierte ihm einer der Soldaten und schlug ihm auf den Rücken.
    Die italienischen Fahrzeuge waren kleiner als unsere und hatten keine MGs. Die Italiener waren auch lässiger als wir und ich bemerkte, dass keiner von ihnen Schutzkleidung trug.
    Wir stiegen wieder ein und Captain Miller erzählte uns, was eine der Frauen ihr gesagt hatte: Als das Flugzeug angriff, hatten in der Nähe der Schule Kinder gespielt.
    »Die Frau war ziemlich außer sich, und das kann ich ihr nicht mal verdenken«, sagte Miller. »Hinter der Schule liegtein Krankenhaus. Ein Wunder, dass sie das nicht auch angegriffen haben.«
    »Wissen Sie, Miller, ich wette, dass den Jungs, die diesen Einsatz geflogen sind, die Sache mindestens genauso leidtut wie Ihnen«, meinte Coles. »Niemand tötet gerne unschuldige Menschen.«
    »Das glaube ich auch«, gab Miller zurück und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Aber wenn wir das tun, sind wir ziemlich schnell damit, uns zu verzeihen, nicht wahr?«
    »Na ja, ich …«, begann Captain Coles, besann sich dann jedoch und schwieg.
    Ich hätte gerne gewusst, was er sagen wollte.
    »Hey, Captain Coles«, rief Marla über Funk.
    »Was?«
    »Glauben Sie, dass Birdy ein Iraker ist?«
    »Könnte schon sein«, antwortete Captain Coles. »Er ist sehr dunkelhäutig.«
    Wir fuhren noch ein paar Minuten weiter, bis wir plötzlich vor uns einen Krankenwagen sahen. Seitlich war ein Rotes Kreuz aufgemalt und zwei Jungs standen

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