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Himmel ueber Falludscha

Titel: Himmel ueber Falludscha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Dean Myers
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Coles.
    »Sir, ich will keine gute Arbeit machen«, verlangte Jonesy. »Ich bin als Krieger vorgesehen, und nicht als Scheißhausanstreicher.«
    »Wir untersuchen die Kanalisation auf versteckte Waffen und Bomben«, erklärte Captain Coles. »Sobald wir wissen, ob sie sicher und funktionsfähig ist, können wir die Außenklos abbauen.«
    »Das ist doch Mist hier, Captain«, sagte Jonesy. »Ein Riesenmist.«
    Die Sache war die, dass sich die Jungs von der Dritten und von der Vierten in Bagdad herumtrieben und ins Fernsehen kamen. Sie waren da, als die Statue von Saddam niedergerissen wurde und alle Iraker jubelten. Das war auch richtig so, fand ich, denn schließlich hatten sie die ganzen Kämpfe ausgetragen.
    Bagdad ist eine Reise wert. Es ist eine wunderschöne Stadt mit breiten, sauberen Straßen und modernen Autos auf den Schnellstraßen. Der weite Himmel ist so tiefblau, dass er fast violett ist. Auf dem Tigris fahren viele verschiedene Schiffe, einige große, aber auch kleine mit ein oder zwei Leuten drauf. Meistens wirkt es sehr friedlich, aber gelegentlich hört man in der Ferne das Knattern von automatischen Waffen, oder man sieht die dunkle Silhouette eines unserer Kampfflugzeuge am Himmel, und das erinnert dann wieder daran, dass hier immer noch Krieg herrscht.
    Wir strichen die Toiletten schön bunt an. Als Marla eine gerade knallrot anmalte, fand sie eine riesige Spinne. Nachdem wir mit der Arbeit fertig waren, gingen wir zum Quartier zurück, wo die anderen Gruppen, einschließlich der Sanitäter, fürchterlich fluchten, weil man ihnen befohlen hatte, Sandsäcke an den Wänden aufzustapeln.
    »Wenn der Krieg vorbei ist, warum müssen wir dann Sandsäcke schleppen?«, beschwerte sich Pendleton.
    In der Armee tut man, was einem befohlen wird, daher lohnte es sich nicht, die Frage zu beantworten.
    Die ersten paar Tage in Bagdad waren obercool und typische Army-Tage, an denen wir nur herumhockten. Im Fernsehenwurde ständig gezeigt, wie großartig wir alle waren. Die meisten Soldaten in den Interviews waren Marines, aber damit waren wir alle zufrieden. Es wurde von Kämpfen hier und da berichtet und einige davon waren ernst zu nehmen, aber wir blieben cool. Wir erhielten den Befehl, so viele Iraker wie möglich für kleinere Aufgaben im Lager anzuheuern. Wenn sie morgens zum Tor kamen, wurden sie alle durchsucht. Tagsüber hatten sie nicht viel zu tun und abends nach dem Essenfassen gingen sie wieder.
    »Wenn es schon keine Herzen sind, die uns anstrahlen, dann wenigstens eine Reihe schlechter Zähne«, meinte Jonesy und wies auf einen Kerl, der uns zugewiesen worden war. »Der sitzt die ganze Zeit nur rum und grinst.«
    Jamil Sidqi al-Tikrit war angeblich Saddams Cousin vierten oder fünften Grades. Er sprach ein wenig Englisch und schien zwischen ein- und zweihundert Jahre alt zu sein. Den ganzen Tag lief er herum, zog Bettdecken gerade und wischte die Böden. Er roch nach Knoblauch und Zigaretten; seine fleckigen braunen Hände zitterten, wie das eben bei alten Männern manchmal so ist.
    »Schön, dass wir einen Sklaven haben«, meinte Pendleton von der dritten Gruppe.
    Das gefiel mir nicht und Jonesy ebenso wenig. Auch wenn wir nichts sagten – Pendleton verstand. Später kam er zu mir und zeigte mir einen Brief seiner Frau.
    »Das sind meine Mädchen«, sagte er und legte die Fotos zweier rothaariger Mädchen von drei oder vier Jahren auf meinen Seesack.
    Ich nickte und sah weg. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Pendleton mit den Schultern zuckte und die Fotos wegnahm.
    Jamil behauptete zwar, Englisch zu sprechen, aber wenn wir ihn ansprachen, nickte er meist nur. Als Ahmet mit einer Tüte Schokoriegel auftauchte, baten wir ihn, Jamil nach seiner Meinung über die Invasion zu fragen. Ahmed stellte die Fragen auf Arabisch und Jamil antwortete ihm.
    »Er will wissen, was ihr von ihm hören wollt«, sagte Ahmed.
    »Wir wollen seine ehrliche Meinung«, erwiderte Marla. »Was hält er davon, dass wir gekommen sind und Saddam Hussein vertrieben haben?«
    Wieder sprach Ahmed den alten Mann auf Arabisch an.
    »Wenn man ein Kamel tötet, sollte man lieber den Körper als den Kopf abschlagen«, erklärte der Alte. »Wenn man nur den Kopf abschlägt, weiß das Kamel nicht mehr, was es ist.«
    »Birdy, wenn du mir das erklären kannst, kriegst du einen Dollar von mir«, erklärte Marla.
    Sie behielt ihren Dollar.
    * * *
    Morgen. Ich war noch immer müde, als Captain Coles uns rief. Er sagte etwas von einer

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