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Himmel ueber Falludscha

Titel: Himmel ueber Falludscha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Dean Myers
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wo das ist?«
    »Sie haben es bombardiert, sie sollten es also wissen«, meinte Captain Coles. »Gut, wir nehmen die erste und die zweite Gruppe. Ich nehme das Geld. Holt auch Ahmed. Miller, sie werden wahrscheinlich auch medizinische Hilfe benötigen.«
    »Ja, klar«, erwiderte Captain Miller. »Sollen wir auch unsere Schleier anlegen?«
    »Wir brauchen hier etwas Blues«, fand Jonesy und begann zu singen.

    Well, the bombs are falling, yes the bombs are coming down
    Baby, them bombs are falling, they really coming down
    Sometimes they on target, and sometimes they runnin’ wild
    But I’m so glad they ain’t falling on my mama’s child
    And that’s the truth!

    Wir klatschten alle. Der Typ konnte echt singen. Plötzlich bekam sein Traum von einem Blues-Club Sinn.
    Während wir im Konvoi an einem Bautrupp vorbeizogen, der offensichtlich ein Treibstofflager anlegte, dachte ich darüber nach, was Captain Miller gesagt hatte. Ich war der Meinung, dass der Colonel recht hatte. Nichts war so schön, wie es im Film oder im Fernsehen aussah. Echter Krieg war chaotischer, schneller und gewalttätiger, als ich es mir vorgestellt hatte – vor allem war der Krach lauter. Der Lärm der einschlagenden Granaten, die Hitze und die Vibrationen des Einschlags gingen mir durch und durch. Nach einer Weile spürte man die Vibrationen sogar, wenn gar nichts los war. Es war, als ob ich den Klang des Krieges Stück für Stück in mich aufnahm. Als ob der Krieg Stück für Stück ein Teil von mir wurde. Vielleicht war das Lächeln auf unseren Gesichtern gar nicht für die Iraker bestimmt, sondern für uns selbst.
    Wir brauchten nur eine Stunde und zehn Minuten zu dem Ort, den die Bomben getroffen hatten. Es gab ein kleines, sehr schlichtes Gebäude, das eine Moschee sein mochte, und etwa fünfzehn zweistöckige Häuser. Die meisten Gebäude hatten Treffer abbekommen und zwei waren nur noch Schutt und Asche. Zwei Jeeps patrouillierten in dem Gebiet und fuhren langsam durch die Straßen.
    »Italiener«, verkündete Coles. »Ich weiß nicht, wie wir sie dazu überredet haben, tatsächlich Bodentruppen zu schicken, aber sie sind Teil der Koalition.« Das interessierte uns alle und ich hoffte, dass wir sie treffen würden. Wir fuhren herum, bis wir das fanden, was einmal die Schule gewesen sein konnte. Die Hälfte des oberen Stockwerks fehlte. Über die Vorderfront des Gebäudes zog sich eine gekrümmte Linie, wie Pocken. Über dem Eingang klaffte eine Lücke im Putz. Der obere Teil der Tür war intakt, der untere fehlte.
    Daneben saß eine Gruppe von Frauen im Schatten eines Baumes. Sie schnitten Baumwollstoff in Streifen und rollten ihn auf. Ahmed ging hinüber und redete mit ihnen. Eine der Frauen wandte sich um und wies auf ein niedriges Gebäude etwa fünfzig Meter weiter. Auf der Wand standen Schriftzeichen und ein Kreis, der aussah wie ein Logo.
    »Birdy, gehen Sie mit ihm«, befahl Captain Coles, als Ahmed hinüberging.
    »Birdy?«, fragte ich überrascht. »Ist das jetzt mein offizieller Name?«
    Captain Coles lachte und las mein Namensschild. » Perry , gehen Sie mit ihm.«
    Ich holte Ahmed ein, der mir erklärte, dass dem Dorfoberhaupt hier der Laden gehörte, zu dem wir gingen.
    »Verstehst du alles, was sie sagen?«, wollte ich wissen.
    »Fast alles«, erwiderte Ahmed. »Aber die Frau dahinten hat so getan, als würde sie mich nicht verstehen.«
    »Sie mögen uns hier nicht, glaube ich.«
    »Nein, sie trauen uns nur nicht«, entgegnete Ahmed. »Was auch immer wir hier machen, Misstrauen wird dazugehören.«
    Wir betraten den Laden, in dem ein ziemlich fetter Mann neben einem Stapel Schuhschachteln saß. In dem kleinen Laden gab es Kleidung, das meiste im westlichen Stil, aber auch irakische Sachen. Ich überlegte, ob ich irakische Kleidung kaufen und mit nach Hause bringen sollte. Das würde Mama gefallen.
    Ahmed begann, mit dem Mann arabisch zu sprechen. Er bekam keine Antwort. Auf einem Tischchen neben ihm lagen ein paar Münzen, die er mit einem dicken Finger herumschubste, während Ahmed sprach. Nach einer Weile hielt Ahmed inne. Der Mann blickte zu ihm auf und sah dann weg. Er schaute Ahmed nicht an, während er sprach.
    Ich hätte gern verstanden, was er sagte. Er sprach sehr ruhig und wählte seine Worte sorgfältig. Er gestikulierte nicht, spielte nur weiter mit den Münzen auf dem Tisch. Ab und zu sagte Ahmed etwas, mit ebenso leiser Stimme wie der Ladenbesitzer.
    »Was sagt er?«, wollte ich wissen.
    »Er sagt, die

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