Himmel ueber Falludscha

daneben.
    »Kontakt voraus«, meldete Marla.
    Plötzlich wendete der Krankenwagen, die hinteren Türen gingen auf und zwei Männer kamen heraus.
    »Panzerfäuste!«, rief Jonesy und machte eine Vollbremsung.
    Mein Herz tat einen Sprung und ich hörte, wie Marla einen Feuerstoß auf die Männer mit den Panzerfäusten losließ. Captain Coles brüllte ins Funkgerät, dass wir angegriffen wurden.
    »Passt auf, ob da noch mehr Banditen sind!«, schrie er.
    Ahmed und ich sprangen aus dem Wagen und liefen zur höher gelegenen rechten Straßenseite. Das Feuer aus dem MG musste die Männer eingeschüchtert haben, denn sie trennten sich und liefen auf beiden Seiten die Straße entlang, kaum hundert Meter entfernt.
    Ich ließ mich auf ein Knie nieder und hob die Waffe an die Schulter. Das Visier war voller Staub, also zielte ich über den Lauf und bestrich die Straße mit einem Feuerstoß.
    Einer der Iraker saß auf der Erde. Er feuerte nicht, sondern zog an seinen Beinen, als ob er sie dazu bringen wollte, sich zu bewegen. Dann fiel er rückwärts um.
    Der andere Humvee mit Darcy am MG kam heran. Beide Waffen waren jetzt auf den Krankenwagen gerichtet. Wir konnten den Rauch und die Funken sehen, wo die Kugeln einschlugen. Nach einem kurzen Moment kam der Befehl, das Feuer einzustellen. Beim Krankenwagen rührte sich nichts mehr.
    »Aufsitzen!«, rief Captain Coles.
    Wir stiegen in die Humvees und fuhren vorsichtig vorwärts, wobei wir sorgfältig nach weiteren Angreifern Ausschau hielten. Als wir an dem Krankenwagen vorbeikamen, sahen wir, dass er völlig durchlöchert war. Der Fahrer war älter als die beiden, die den Angriff gestartet hatten. Er hing über dem Steuer. Von meiner Position aus konnte ich keine Wunden erkennen, aber ich sah die Löcher in der Windschutzscheibe.
    Ahmed sammelte die Waffen der Angreifer ein und schaute dann hinten in den Krankenwagen. Einen Momentlang stand er stocksteif. Er wollte gerade auf die Tür zugehen, als Captain Coles ihn anschrie:
    »Lasst uns hier schleunigst verschwinden!«
    Ahmed stieg wieder in den Humvee und legte die beiden Granatwerfer hinten ab.
    »Hinten im Krankenwagen liegt ein Toter«, sagte er.
    Jonesy fuhr wieder auf die Mitte der Straße und trat das Gaspedal des Humvee durch. Marla blieb am MG und bat mich, ihr Bein festzuhalten, damit sie nicht herausgeschleudert wurde, also tat ich es.
    Wir wurden erst langsamer, als wir auf den ersten Checkpoint der Militärpolizei trafen. Er winkte uns durch und den letzten Kilometer zu unserem Quartier fuhren wir in normalem Tempo. Beim Aussteigen hatte ich weiche Knie.
    »Überprüft eure Waffen«, befahl Coles. »Seht zu, dass sie gesichert sind.«
    Dabei stellte ich fest, dass ich mir die Knöchel der rechten Hand aufgeschürft hatte.
    »Ich sehe, ihr hattet ein wenig Spaß!« Ein breitgesichtiger Corporal betrachtete die Seite des Humvee der zweiten Gruppe.
    Ich erkannte eine saubere Reihe von Kugellöchern. Wer hatte auf uns geschossen? War es einer unserer eigenen Jungs gewesen?
    Marla kletterte oben hinaus und glitt an der Seite von Miss Molly herunter.
    »Glaubst du, dass das ein Hinterhalt war? Etwas, was sie geplant haben, weil sie wussten, dass wir kommen?«, fragte sie mich. »Ein Vergeltungsschlag?«
    »Ich glaube nicht«, vermutete ich. »Sie wussten nicht, dass wir in das Dorf kommen. Sie wussten nicht, wann wir abfahren würden. Ich glaube, sie haben uns einfach gesehen und die Gelegenheit ergriffen.«
    Captain Coles ging zu Major Sessions, um ihr zu sagen, was passiert war. Jones ließ sich bäuchlings auf sein Bett fallen.
    »Alles klar, Jonesy?«, fragte ich ihn.
    »Wenn man den Blues spielt, weiß man immer, woran man ist«, sagte er. »Du schlägst dieselben Akkorde wie dein alter Großvater und du singst denselben alten Blues. Du kannst ihn hier und da etwas jazziger machen, aber früher oder später kommst du immer wieder auf die alten Zeiten zurück. Das ist das, was hier abgeht, Birdy. Früher oder später, Mann. Einer von den Bekloppten wird hinter einem Busch oder einem Baum hervorspringen, Glück haben und das wird mein Ende sein. Gerade jetzt hat vielleicht irgendein Scheißkerl eine Kugel mit meinem Namen unter diesen Gewändern, die sie hier tragen.«
    Pendleton von der dritten Gruppe fragte, was an der Schule passiert sei. Stotternd versuchte Jonesy, es ihm zu erzählen.
    Ich konnte mich schon kaum mehr daran erinnern. Irgendwie schien der Moment bereits verloren gegangen zu sein. Nichts war passiert