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Himmel ueber Falludscha

Titel: Himmel ueber Falludscha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Dean Myers
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Versammlung im Kantinenzelt.
    »Warum haben Sie uns gestern Abend nicht gesagt, dass es hier eine Kantine gibt?«, wunderte sich Jonesy.
    Dann stellten wir fest, dass es das Offizierskasino war, wo es frischen Kaffee, Eier, Wurstpasteten und Gebäck gab. Captain Miller und Barbara von den Sanitätern waren schon da, Marla und Jean Darcy traten als Letzte dazu. Marla kam zu mir und roch an mir.
    »Nicht schlecht«, meinte sie. »Ich hab dich gestern Abend gesucht. Ich dachte, wir könnten zusammen duschen und uns gegenseitig den Rücken schrubben.«
    Das Mädchen bringt mich noch ganz durcheinander. Ich nehme an, sie glaubt, ich wüsste nicht viel von Frauen (was auch stimmt). Aber ich mag es nicht, wenn Frauen das wissen.
    Harris erzählte davon, wie er nach dem ersten Golfkrieg in Katar gedient hatte. Jonesy fragte ihn, wie ihm Südamerika gefallen hatte.
    »Katar liegt nicht in Südamerika, du Trottel!« Harris konnte Jonesys angebliche Dummheit gar nicht fassen. Er malte zwar noch mit einem braunen Stummelfinger imaginäre Karten in die Luft, erzählte aber keine Kriegsgeschichten mehr, und damit hatte Jonesy sein Ziel erreicht.
    Dann trat Major Sessions mit einem Colonel ein, ein kleiner Weißer mit grauen Augen und hoher Stirn. Sie stellte ihn unserer Einheit kurz vor. Der Name des Colonels war Opdyke.
    »Wie Sie wissen, Sir, sind wir hier im Einsatz, um uns ein Bild davon zu machen, was die Special Operations der Civil Affairs tun muss«, sagte Major Sessions. Sie sah frisch und ausgeruht aus.
    »Nun, ich setze große Hoffnungen in die Civil Affairs in diesem Krieg«, erwiderte Colonel Opdyke. Seine Stimme klang rau und ich fragte mich, ob er etwas dafür tat. »Ich habe schon bei der Planung im Stab vorgeschlagen, bereits zu Beginn des Feldzuges eine Civil-Affairs-Einheit mitzuschicken, damit wir die Grundlage für die letzte Phase der Operation legen: den Aufbau der Demokratie. Wenn wirdas richtig angehen, können wir den ganzen Nahen Osten stabilisieren. Damit der Terror, die Gewalt und vielleicht sogar die Kriege aufhören. Ich weiß nicht, ob es klappt, aber es ist den Versuch wert. Das ist das Ziel des Oberbefehlshabers, es ist mein Ziel und es sollte verdammt noch mal auch Ihres sein.«
    Captain Sessions begann zu klatschen, also machten wir es ihr alle nach. Der Colonel fuhr fort: »Wir haben ein kleines Problem zwischen Nasiriya und dem Luftwaffenstützpunkt Tallil, südlich von hier. Dort leben Schiiten, was schon mal gut ist. Offensichtlich hat die Luftwaffe ein paar A-10-Kampfjets zur Luftunterstützung geschickt und die haben eine Schule getroffen. Es sind Zivilisten ums Leben gekommen, darunter einige Kinder. Das hier ist ein Krieg und da gibt es nun mal Kollateralschäden. Das ist unvermeidlich und man nennt es manchmal »Nebel des Krieges«. Nichts geschieht mit absoluter Perfektion. Kugeln fliegen. Bomben fallen. Menschen stehen zur falschen Zeit im Weg.«
    Nach der Hälfte der Rede begann Captain Miller unruhig auf ihrem Stuhl herumzurutschen. Als sich der Colonel an Major Sessions wandte und fragte, ob wir ein paar Frauen in das Dorf schicken könnten, legte sie den Kopf in den Nacken. Nachdem es vorbei war und wir draußen auf ein paar Benzinkanistern saßen, war sie den Tränen nahe.
    »Wie kann man nur jemanden umbringen und dann sagen, wie leid es einem tut?«, fragte sie. »Und was sollte das mit der Quittung heißen?«
    »Wenn sie das Geld nehmen, müssen wir uns eine Quittung geben lassen«, sagte ich.
    »Und dabei fühlen Sie sich wohl?«, fragte Miller und deutete auf mich.
    Ich spürte, wie ich mit den Schultern zuckte, aber ich wusste nicht, was ich ihr sagen sollte. Schließlich brachte ich ein »Nein« hervor, aber ich glaube nicht, dass sie überzeugt war.
    »Die Sache ist doch die«, fuhr sie fort, »dass wir keine Kompromisse schließen müssen. Vielleicht muss irgendwo irgendjemand Kompromisse schließen, aber nicht wir. Wenn wir diesem Krieg ein menschliches Gesicht geben sollen, dann müssen wir uns ernsthaft fragen, was das heißen soll. Wir können nichts erreichen, wenn wir nur einfach ein Lächeln aufsetzen.«
    »Birdy schließt Kompromisse, Ma’am«, meinte Marla. »Wir alle machen das Beste aus dem, was wir haben.«
    Ja! Marla fällt mir in den Rücken! Super!
    Major Sessions redete kurz mit Captain Coles, zeigte ihm die Lage der Schule und ging dann wieder.
    »Hey, Captain, das ist ja eine handgezeichnete Karte«, erkannte Jonesy. »Sind Sie sicher, dass die wissen,

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