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Himmel ueber Falludscha

Titel: Himmel ueber Falludscha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Dean Myers
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natürlich. Und genau dazu können wir beide, Sie und ich, als Gleichgestellte einen Beitrag leisten. Durch Kooperation.«
    Der Scheich sprach kurz auf Arabisch mit seinen Leuten, die alle höflich nickten.
    »Manchmal«, sagte der Scheich, »ist es besser, auf moderne Wörter zu verzichten. Wenn heutzutage jemand ein Wort ausspricht, kann das vieles bedeuten. Es braucht Jahre und manchmal Generationen, bis ein Wort im Laufe der Geschichte seine feste Bedeutung bekommen hat. Wenn Sie also mit mir über Kooperation zwischen unseren Ländern sprechen, muss ich mich fragen: Hamid, was meint der Mann mit den tausend Kampfflugzeugen, wenn er von ›Kooperation‹ spricht?«
    Das Gespräch begann schneller, interessant zu werden, als ich erwartet hatte.
    »Es bedeutet, dass ich so viel wie möglich dafür tun werde, um Ihr Leben angenehmer zu machen, und dass Sie dafür das Gleiche für mich tun«, erwiderte Major Scott. »In Amerika sagen wir dazu: Eine Hand wäscht die andere.«
    Der Scheich wechselte das Thema und fragte: »Haben Sie schon einmal Essen aus dem Nahen Osten gegessen?«
    »Nein, ich glaube nicht«, antwortete Scott.
    »Hat einer Ihrer Leute schon einmal die Küche des Nahen Ostens genossen?«
    Scott sah uns an und wir schüttelten die Köpfe.
    »Nun, dann freue ich mich, Ihnen das beste Essen der Welt anzubieten.« Hamid lächelte breit.
    »Wo waren Sie in den Staaten, Sir?«, fragte Marla.
    »Washington. New York. Kalifornien. Einmal war ich in Scottsdale, Arizona. Sie haben ein wunderschönes Land. Und wunderschöne Menschen.«
    »Birdy ist aus New York«, verriet Marla.
    Hamid sprach mit den anderen arabisch, woraufhin sie sich zu mir umwandten. Einer schüttelte mir die Hand und sagte etwas auf Arabisch. Ich kam mir dämlich vor, nur zu lächeln und zu nicken. Vielleicht hatte er mich einen Idioten genannt.
    »Was ich an Amerika am meisten liebe, ist das Wetter. Hier ist es entweder heiß oder es regnet. Mein Cousin hat einmal sechs Monate in Chicago gewohnt«, erklärte Hamid. »Nach sechs Wochen wollte er zurückkommen, weil es so kalt war. Er hat gesehen, wie Menschen in der Kälte vor der Festtagsbeleuchtung standen und ihr Atem in der Luft gefror.«
    »Nun, so sehen Sie also Chicago«, sagte Major Scott. »Sir, ich möchte nicht unhöflich sein, aber darf ich Sie etwas fragen? Überlegen Sie noch, ob Sie mit den Koalitionskräften zusammenarbeiten wollen?«
    »Ob ich noch überlege?« Der Scheich wandte sich um und sagte etwas auf Arabisch in den Raum hinein. Plötzlich trat ein Mädchen aus dem Nebenraum ein. Hamid sprach kurz mit ihr, dann ging sie schnell wieder. Ich hatte den Eindruck, als habe sie nebenan nur darauf gewartet, dass er sie rief.
    »Wenn Sie von Kooperation reden, dann meinen Sie wohl, dass man an einer gemeinsamen Sache arbeitet.« Der Scheich sprach langsam und wägte seine Worte sorgfältig ab. »Wie zwei Männer, die zusammen einen schweren Stein heben können.«
    »Genau.« Major Scott hatte nicht viel gegessen und legte nun seine Gabel weg.
    Wir anderen hatten das Essen ziemlich heruntergeschlungen. Es war köstlich. Ich konzentrierte mich darauf,wenigstens langsamer zu essen als Jonesy, denn die Iraker hatten ihre Teller kaum angerührt.
    »Bei dieser … Operation«, sagte Major Scott, »Sie wissen, dass wir sie Operation Freiheit für Irak nennen, sind wir in einer Phase der Sicherung und Stabilisierung. Es gibt Menschen, die diese Stabilisierung nicht wollen. Ich bin sicher, dass Ihnen das genauso klar ist wie mir, Sir. Wir können Ihrem Volk zusätzliche Sicherheit bieten. Mit dieser Sicherheit kommt auch die Stabilisierung, wenn wir die Projekte dem irakischen Volk übergeben. Aber dazu müssten wir viele unserer Männer von der Suche nach den großen Waffensystemen freistellen können. Wir gehen sicher davon aus, dass diese existieren. Was ich damit sagen will …«
    Der Scheich hob die Hand, um Major Scott zu unterbrechen. »Sie meinen die Massenvernichtungswaffen?«
    »Die meine ich«, bestätigte Major Scott.
    »Bitte fahren Sie fort.«
    »Wenn Sie uns helfen, diese Waffen zu finden, können wir Männer von dieser Aufgabe abziehen, die sich dann um Sicherheit für Ihr Volk kümmern.«
    »Major, darf ich Ihnen ein Geheimnis verraten?«, fragte der Scheich.
    »Selbstverständlich.«
    * * *
    »Sir, der Krieg, den Sie angefangen haben, ist vorbei«, sagte der Scheich. »Diesen Krieg haben Sie gewonnen. Es war letztendlich nicht schön – keine Geigen, keine

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