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Himmel ueber Falludscha

Titel: Himmel ueber Falludscha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Dean Myers
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Mann. »Bitte lassen Sie mich meine Situation erklären. Sie sind Amerikaner. Ich bin Iraker. Ich könnte bereits dafür getötet werden, dass ich mit Ihnen rede. Ichmuss meine Leute ausschicken und verkünden, dass ich versuche, Medikamente zu bekommen, die das Leben von Irakern retten können. Ansonsten würde ich dafür angegriffen, dass ich mit Ihnen kooperiere.«
    »Geben Sie uns eine Liste mit den Dingen, die Sie benötigen – dann werden wir versuchen, dafür zu sorgen, dass Sie das bekommen«, erklärte Miller. »Wir können nichts garantieren, aber wir werden es versuchen, Sir.«
    »Talib al-Janabi«, stellte der Mann sich vor. »Wissen Sie etwas über Krankenhäuser?«
    »Ich bin Physician Assistant«, entgegnete Captain Miller. »Ich habe einen Abschluss in Biologie und eine Menge militärische Erfahrung. Ich kann ganz gut beurteilen, was medizinisch notwendig ist.«
    »Dann brauchen Sie keine Liste«, meinte Talib. »Wir haben hier fast gar nichts. Wir sind so weit gekommen, dass wir gebrauchte Verbände auswaschen. Alles, was Sie kriegen können, wird hier gern genommen.«
    Wir hörten Geschützfeuer. Coles rief die Marines an und erfuhr, dass auf einem nahe gelegenen Friedhof gekämpft wurde. Ein Offizier der Marines befahl uns, zu bleiben, wo wir waren. Er würde versuchen, eine Eskorte zu bekommen, die uns in ein paar Stunden aus der Stadt bringen würde.
    Marla fand eine Toilette, die wir nacheinander aufsuchten, alle außer Captain Miller.
    »Ich werde mir mit dem Knaben hier das Haus ansehen«, sagte sie und wies auf einen fetten Mann in einem fast weißen Kittel. »Ich hätte gerne einen Eindruck davon, wie schlimm es außerhalb der Grünen Zone wirklich ist.«
    »Sie dürfen keine Iraker behandeln«, sagte Captain Coles.
    »Ich habe ein paar Rollen sauberer Verbände und ein paar Antibiotika dabei«, gab Miller zurück. »Ich glaube kaum, dass das Einfluss auf den Ausgang des Krieges hat.«
    »Und woher wissen Sie, dass die Patienten hier keine Feinde sind?«, wollte Coles wissen.
    »Darauf habe ich keine gute Antwort, Captain«, gab Miller zu. »Aber ich habe das Gefühl, dass man Menschen nicht sterben lässt, wenn man es verhindern kann. Haben Sie eine bessere Antwort?«
    Hatte er nicht. Hatte keiner von uns.
    Ein offenes Fenster bot eine großartige Aussicht auf einen riesigen Mond, der über den flachen Dächern der Stadt aufging. Er schien größer und bedeutender als alles, was sich darunter befand, und hob sich silbern und weiß gegen den immer dunkler werdenden Himmel ab.
    Ein paar Funksprüche meldeten uns, dass Aufständische in der Gegend waren. Man befahl uns, in Alarmbereitschaft zu bleiben. Wir sprachen über Baseball und Tennis und – wie immer – darüber, was wir tun würden, wenn wir nach Hause kämen. Ich hatte nicht gewusst, dass Sergeant Love von der dritten Gruppe verheiratet war. Für einen Karrieresoldat schien er eigentlich ein netter Kerl zu sein.
    »Hast du Kinder?«, fragte ich ihn.
    »Fünf«, erwiderte er lächelnd. »Ich bin zur Nationalgarde gegangen, weil ich das Geld brauchte.«
    Ich musste an Pendleton denken und fragte ihn, ob er Bilder von seinen Kindern hatte.
    »In meinem Spind«, antwortete er. »Ich will nicht, dass sie mit mir gefangen werden. Irgendwie blöd, nicht?«
    »Nein, eigentlich nicht«, fand ich. »Vielleicht zeigst du sie mir mal, wenn wir wieder im Lager sind.«
    »Klar.«
    Die Nacht brach schnell herein. Der Mond erhellte die Straßen und ließ gespenstische Schatten über die Milchglasscheiben huschen. Die Nachtluft in Falludscha war kühler, als wir es aus Bagdad gewohnt waren, und ich spürte, wie ich mich entspannte. Draußen konnten wir immer noch sporadisches Gewehrfeuer hören. Ich glaubte, das stakkatoartige Husten eines Maschinengewehrs zu erkennen und gelegentlich eine Granate.
    »Birdy, du siehst nervös aus«, stellte Marla fest. Halb lag, halb saß ich auf einer dunklen Couch, die aussah, als ob dort normalerweise Patienten warten würden.
    »Wenn alle Welt nervös ist, dann kannst du davon ausgehen, dass ich immer noch cool bleibe«, erklärte ich.
    »Oh, du klingst ja so tapfer!«, meinte Marla. »Jonesy hier schläft allerdings tief und fest und träumt wahrscheinlich von dem Blues-Club, den er aufmachen will.«
    Ich sah zu Jonesy hinüber, der mit dem M-16 über seinem Körper dalag, als sei es eine Gitarre. Wirklich cool.
    »Du wolltest mir doch immer mal was über die Pflegefamilie sagen, bei der du gelebt hast?«,

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