Himmel ueber Falludscha

Titel: Himmel ueber Falludscha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Dean Myers

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hatte recht. Manchmal erkannten wir, was gebraucht wurde, aber wir durften nichts tun. Viele Leute von der 422. sprachen davon, zu Hause um weitere Unterstützung für die Iraker zu bitten.
    Ich fand das merkwürdig. Wir führten hier einen Krieg, oder zumindest räumten wir hinter dem Krieg auf, und zugleich baten wir unsere Familien und Freunde um Unterstützung für unsere Feinde. Als ich einen ganzen Laster voller Schreibblöcke und Schulsachen sah, die aus Forrest City in Arkansas gekommen waren, war ich beeindruckt. Die Amerikaner kümmerten sich um den Rest der Welt. Wirklich.
    Die dritte Gruppe fuhr mit uns nach Falludscha. Geplant war, dass wir mit dem Scheich reden und nachts eine antike Stätte in der Nähe bewachen sollten. Ich war nur froh, dass es nicht die zweite Gruppe war, denn obwohl ich Darcy gern mochte und Evans zumindest okay war, war ich immer noch stinksauer auf Sergeant Harris, weil er Jonesy so angemacht hatte.
    »Ich will euch nur daran erinnern, dass ich am 12. August Geburtstag habe. Also fangt schon mal an, Geld für Geschenke zu sparen«, verkündete Marla. Sie hatte ein paar Sandwichs aus dem Küchenzelt gemopst und öffnete sie einzeln, um zu sehen, was darauf war.
    »He, das ist unhygienisch«, fand Jonesy.
    »Halt die Klappe, sonst kriegst du keins«, erwiderte Marla.
    Sie nahm sich das Sandwich, das nach Pute und Käse aussah, ich schnappte mir das mit Schinken und Käse und Jonesy bekam das mit dem Rauchfleisch. Damit blieb eines übrig, das aussah, als ob es mit Thunfisch belegt sein könnte. Sowohl Marla als auch Jonesy rochen daran und konnten es nicht mit Sicherheit sagen.
    »Riech mal, Birdy.«
    Ich roch. Es stank. »Riecht wie Katzenfutter«, meinte ich.
    Marla machte es sorgfältig wieder zu und schrieb Capt. Coles auf die Packung.
    Manchmal, wenn es nicht so heiß war, dass man das Gefühl hatte, in einem Backofen zu sitzen, war der Irak der schönste Ort der Welt: weite, offene Landschaften, die sich bis in die Unendlichkeit erstreckten. Wenn man sich von den Flüssen entfernte, war das meiste Land Wüste, insbesondere von Bagdad aus in Richtung Norden. Man konnte endlose Strecken fahren und dabei nur drei Einheimischen mit Kamelen oder einem Esel begegnen, die ihren Geschäften nachgingen, als gäbe es keinen Krieg und keine Besetzung. Unsere Leute hielten an, um Fotos zu machen, und die Iraker winkten oder hielten an, um uns anzusehen – genauso wie wir anhielten, um sie anzusehen.
    Die Städte waren alle übervoll mit Menschen, die sich um die wenigen Wasserleitungen und Stromzugänge drängten, die ihnen zur Verfügung standen. Doch die Menschen schienen zu wissen, wie sie ihr Leben leben mussten. Sie nahmen die Dinge leicht, verbrachten viel Zeit bei Tee oderKaffee, die Männer auch mit ihren Wasserpfeifen. Wenn sie ruhig waren, waren sie sehr ruhig. Wenn sie aufgeregt waren, war es schwer zu sagen, ob sie wirklich wütend waren oder nur so aussahen. Ein Iraker konnte in einem Augenblick brüllen, was die Lunge hergab, und eine Irakerin konnte in einem Gefühlsausbruch zusammenbrechen, doch im nächsten Moment beruhigten sie sich und machten wieder ganz normal weiter.
    Man konnte nicht gleich erkennen, wer in den Städten oder Dörfern wichtig war, weil es kaum Unterschiede in der Kleidung gab. Bei formellen Anlässen trugen die Iraker immer Landestracht, und deren Besonderheiten konnte ich nicht unterscheiden. Darcy hatte ein paar Aquarelle von Irakern und Landschaften gemalt. Sie waren ziemlich gut, und ich überlegte, ob ich sie um eines bitten sollte.
    Wir trafen uns mit dem PSYOP-Major und sechs Infanteristen, zwei davon Schwarze. Sie saßen in einem Fahrzeug, das ringsum mit elektronischen Kommunikationsgeräten ausgerüstet war.
    »Wahrscheinlich ist das ganze Ding mehr oder weniger eine Antenne«, meinte Jonesy, als wir den Laster von Miss Molly aus betrachteten.
    Das leuchtete uns ein, und wir sprachen darüber, was für eine Mords-Ausrüstung wir hatten und wie cool es wäre, sie zu klauen und ins Zivilleben nach Hause mitzunehmen. Ich hätte gern die Nachtsichtgeräte gehabt. Jonesy wollte die kugelsicheren Westen.
    »Ich will nur den Humvee mit MG«, meinte Marla. »Wenn ich damit auf den Parkplatz vom Einkaufszentrum komme, kann ich überall parken, wo ich will.«
    Noch nie zuvor hatte ich mich an Gerüche erinnert. Ich konnte natürlich einen bekannten Geruch wiedererkennen – gebratene Zwiebeln oder den Morgenkaffee – aber im Humvee erinnerte ich