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Himmel ueber Falludscha

Titel: Himmel ueber Falludscha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Dean Myers
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singenden Vögel am Himmel –, aber er ist vorbei. Was jetzt abläuft, istein ganz anderer Krieg. In diesem Krieg stehen Sie lediglich am Rande. In diesem Krieg geht es nicht um Sie oder um Amerika.
    Sie versuchen, eine Regierung in Bagdad zu stabilisieren. Aber es gibt andere, die – wie sagt man es auf Englisch? – ein Schattenkabinett aufbauen. In diesem neuen Krieg geht es darum, welche dieser Regierungen letztendlich die Macht im Nahen Osten übernimmt. Sehen Sie sich um: Es sind Angehörige meines Volkes, die auf den Straßen von Bagdad und Falludscha getötet werden. Ja, ja, ich weiß. Sie bringen ab und zu auch einen oder zwei Amerikaner um, damit es gut aussieht.«
    »Wenn die Aufständischen auf uns schießen, nehmen wir schon an, dass sie uns töten wollen«, gab Major Scott zurück. »Aber ich verstehe Ihre Sorge um Ihr eigenes Volk. Wir versuchen, die Lage hier zu stabilisieren.«
    »Glauben Sie wirklich, dass wir die Probleme haben, von denen Ihre Zeitungen berichten?«, fragte Hamid. »Glauben Sie, dass Menschen, die länger zusammengelebt haben, als Ihr Land alt ist, das ganz plötzlich unmöglich finden? Dass der Hass zwischen Sunniten und Schiiten so plötzlich gewachsen ist, dass wir einander erschießen und bombardieren müssen? Nein, mein Freund. Jeder weiß, dass Sie irgendwann die Wärme ihres eigenen Bettes und die blauen Augen Ihrer Frau vermissen werden – und dann werden Sie nach Hause gehen. Wer wird dann den Irak regieren?«
    »Auf jeden Fall nicht Saddam Hussein«, erwiderte Major Scott.
    Der Scheich schloss die Augen und neigte den Kopf zu Major Scott. Während der restlichen Mahlzeit wurde nurnoch wenig gesagt, außer von Major Scott, der darauf beharrte, dass die Koalitionskräfte für mehr Sicherheit sorgen könnten, wenn die Einheimischen uns halfen, die versteckten Waffen zu finden.
    Die Frau, die zuvor hereingekommen war, kehrte mit zwei Männern zurück, die einen vollständigen zweiten Gang servierten. Einer der Iraker sah mich lächeln und lächelte zurück.
    Am Ende des Essens sagte der Scheich, dass er sein Bestes tun würde. Scott antwortete, mehr würde er nicht verlangen.
    »Sir, was wir, die Koalitionskräfte und der gute Wille des irakischen Volkes, gemeinsam erreichen können, wird die Welt in Erstaunen versetzen«, sagte Major Scott, als wir vor dem Zelt standen. »Heute Abend werden ein paar unserer Leute mit Ihnen im Krankenhaus zusammenarbeiten. Wir werden sehen, was Sie dort brauchen, und tun, was wir können.«
    Wir stiegen ein und fuhren zum Krankenhaus. Captain Coles fuhr mit dem Major, bis dieser sich von uns verabschiedete, und kam dann zur ersten Gruppe herüber.
    »Und? Was halten Sie davon?«, fragte ich Coles.
    »Ich glaube, Major Scott hat das ganz gut gemacht«, meinte Coles. »Er musste den Scheich darauf festnageln, tatsächlich etwas zu tun. All die verschiedenen Fraktionen hier erstreben unser Wohlwollen, aber sie wollen nicht wirklich etwas dafür tun.«
    »Ich glaube, der Scheich ist einer von diesen hochsensiblen Typen«, fand Jonesy. »Ihr kennt die – man bombardiert sie ein-, zweimal und schon reagieren sie sehr empfindlich.«
    Ich wusste nicht, nach welcher Art Waffen Major Scott suchte. Unsere Armee hatte keine großen Vorräte an chemischen Waffen gefunden, obwohl die ja irgendwo sein mussten, denn schließlich hatten die irakischen Truppen sie gegen die Kurden eingesetzt.
    In Falludscha waren Marines, die ziemlich aufgeregt schienen. Ein Captain der Marines traf sich mit Coles und schüttelte langsam den Kopf, als dieser ihm erklärte, dass wir im Krankenhaus nachsehen wollten, was dort gebraucht wurde.
    »Falludscha ist die Hauptstadt der Leichensäcke in dieser Region«, erklärte der Captain. »Bleiben Sie nicht länger als nötig. Und vertrauen Sie niemandem. Sie haben hier ein paar Unternehmer ermordet und ihre Leichen verbrannt. Behalten Sie diese Vorstellung immer im Kopf.«
    »Wie sorgen Sie für die Sicherheit Ihrer Leute?«, wollte Coles wissen.
    »Indem wir alle erschießen, die nicht lächeln, und die Hälfte von denen, die es tun«, gab der Marines-Captain zurück.
    Captain Coles presste die Lippen aufeinander und nickte.
    Wir fuhren zum Krankenhaus, das elend aussah. Es war von Stacheldraht und irakischen Wachen umgeben. Als wir vorfuhren, kam ein Mann heraus, der uns zu so etwas wie einer Notaufnahme leitete. Ich war ziemlich nervös, als Jonesy hinein fuhr.
    »Hamid hat angerufen und gesagt, dass Sie kommen«, sagte der

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