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Himmel ueber fremdem Land

Himmel ueber fremdem Land

Titel: Himmel ueber fremdem Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Buechle
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breiten Sandstrand, an dem sich trotz der Proteste konservativer Kreise und wohlhabender Anlieger im Sommer vergangenen Jahres das erste Mal sonnenhungrige Berliner aller Schichten in mehr oder weniger züchtigen Badekleidern vergnügt hatten. An diesem kühlen Tag waren allerdings nur vereinzelte Spaziergänger unterwegs.
    In leichtem Plauderton befragte Hannes Edith nach ihrem Ergehen und dem ihrer Familie, während sie am Wasser entlangschlenderten. Er erfuhr, dass ihre Schwester wieder einmal entlassen worden war. Trotz gesetzlicher Bestimmungen zum Arbeitsschutz gelang es den Arbeitgebern noch immer leicht, in ihren Augen unnötigen Ballast abzuwerfen. Der Kadett verspürte eine gewisse Erleichterung darüber, dass Edith es bei einer rein sachlichen Erwähnung dieses Geschehens beließ. Hätte sie gegen die reichen Industriellen gewettert, wäre er gezwungen gewesen, sein Vorhaben, ihr heute über seinen familiären Hintergrund reinen Wein einzuschenken, auf unbestimmte Zeit zu vertagen.
    Geschickt wich er einer Frage über seine Familie aus, sodass sie bei Philippe, seiner Vorliebe für Flugzeuge und seinen Aufenthalt in der Kolonie landeten.
    »Was halten Sie von einem Picknick?«, erkundigte er sich schließlich lächelnd, als sie den lauschigen Platz erreichten, den er als Ziel für die heutige Verabredung auserkoren hatte.
    Seine Begleiterin blieb stehen und sah sich um. Realisierte sie erst jetzt, wie weit sie sich von den letzten Häusern und der neu eröffneten Badeanstalt entfernt hatten? Sie löste ihre Hand aus seiner und trat ans Ufer, wo kleine Wellen sachte über den mit Kieselsteinen durchmischten Sand ausrollten und dabei ein zischendes Geräusch verursachten. Während sie zum gegenüberliegenden Ufer blickte, nahm Hannes seinen Rucksack ab und breitete eine rot-weiß karierte Decke auf einem Wiesenstreifen oberhalb des Sandstrands aus. Er holte frische Brötchen, kalten Braten, in Scheiben geschnittene Karotten und zwei Flaschen Wasser hervor.
    Vier flache, mit je fünf Mann besetzte Ruderboote glitten in hoher Geschwindigkeit nahe am Ufer vorbei, und die Ruderer grüßten mit einem knappen Kopfnicken zu ihnen herüber.
    Das Gefühl, nicht gänzlich abgeschieden zu sein, schien Edith zu beruhigen. Mit einem Lächeln auf den Lippen drehte sie sich zu ihm um.
    Hannes, noch die Stoffservietten in der Hand, welche ihnen als Teller dienen sollten, stockte mitten in der Bewegung. Die hängenden Zweige der Birken umspielten Ediths Gestalt, während das glitzernde Wasser sie einhüllte wie das Licht von tausend Sternen.
    »Entschuldigen Sie bitte meine Unverfrorenheit. Aber ich kann nicht anders, als zu sagen, dass Sie wunderschön sind.«
    In einer bezaubernd schüchternen Geste führte Edith beide Hände an ihre Wangen, um die aufsteigende Röte zu verbergen. Hannes ließ die Servietten fallen, sprang auf die Beine und trat zu ihr an den Ufersaum. Sanft legte er seine Hände über die ihren, umfasste sie und zog sie von ihrem Gesicht fort, um sie dann sanft gegen seine Brust zu drücken, in der sein Herz kräftig klopfte.
    »Bitte, Fräulein Müller. Ich meine es ernst. Ich sehe Sie einfach zu gern an.«
    »Hannes«, flüsterte sie und errötete schon wieder, da sie ihn spontan mit seinem Vornamen angesprochen hatte. Er lachte glücklich auf. Ihre Blicke trafen sich, ließen einander nicht mehr los.
    Hannes trat noch einen Schritt näher, spürte ihren Körper federleicht an seinem. Unwillkürlich hielt er den Atem an, fühlte eine starke Erregung in sich aufsteigen, lauschte dem Rauschen seines Blutes in seinem Kopf und war doch völlig konzentriert auf ihre blauen Augen. Ein leichter Widerstand ihrer Hände gegen seine Brust hielt ihn davon ab, sich mit seinem Gesicht dem ihren noch mehr zu nähern.
    »Hannes, zu was führt das?«, flüsterte sie.
    Er hörte das Beben in ihrer plötzlich heiser klingenden Stimme, lächelte und raunte ihr zu: »Zu unserem ersten Kuss, Edith. Zu einem Picknick mit der Frau, die ich liebe, und zu dem Versprechen, dich eines Tages zu heiraten.«
    »Du scherzt, Hannes. Das tut man nicht, nicht bei einem so ernsten Thema.«
    »So ernst war mir noch nie etwas in meinem Leben«, beteuerte er, zögerte aber im nächsten Augenblick, da Ediths Zurückhaltung ihn aus dem Konzept brachte. Er begann eine ihrer gelösten Haarsträhnen um seinen Zeigefinger zu wickeln.
    »Es ist dir also ernst mit mir?«, fragte sie noch immer mit einer Spur Verunsicherung in der

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