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Himmel ueber fremdem Land

Himmel ueber fremdem Land

Titel: Himmel ueber fremdem Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Buechle
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innerliche Qualen zu. Was dachte sie nun über ihn? Würde sie sich von ihm abwenden?
    »Ich empfinde es als angenehm, dass du nicht sofort dein Vermögen herausgestellt hast. Viele Männer tun das, um Mädchen zu beeindrucken. Es freut mich auch, dass du mir nun mehr zu erzählen bereit bist, selbst wenn mir das fast ein wenig spät kommt. Schwierigkeiten bereitet mir aber …« Edith unterbrach sich und griff nach seiner Hand, die er fest umschloss.
    Fast ängstlich sah er sie an. Er hatte diese wunderbare, liebenswerte und herrlich aufrichtige Frau gerade erst für sich gewonnen. Die Angst, sie jetzt wegen etwas so Unausweichlichem wie seiner Herkunft zu verlieren, stieg ins Unermessliche. Da half es auch nicht, dass sie so beherrscht reagiert hatte. Vielleicht war sie einfach nur sehr sachlich und würde als Nächstes jede weitere Annäherung strikt unterbinden
    »Deine Familie, Hannes … wie werden sie auf mich reagieren? Ich bin keine angemessene Partie für einen Meindorff!«
    Er legte die Fingerspitzen seiner freien Hand auf ihre Lippen, hinderte sie daran, auszusprechen, was trotz der Erleichterung über Ediths vernünftige Ansichten seiner Euphorie einen Dämpfer versetzte. »Wenn unsere Liebe stark genug ist, werden wir diese Hürde nehmen. Edith, du bist eine wunderbare Frau, und ich zweifele nicht einen Augenblick daran, dass du auch meine Familie bezaubern wirst.«
    Ihr zärtliches Lächeln traf ihn mitten ins Herz, und so zog er sie erneut an sich.
    ***
    Eine Windbö blähte die Tischdecke auf, und nicht nur Meindorff griff nach ihr. Ehrenfried Ehnstein glättete den Stoff an der Stirnseite des Tisches und hob sein Bierglas, um dem eigens für diese illustre Gesellschaft abgestellten Kellner zu signalisieren, dass er es auffüllen solle. Das Wirtshaus Waldhütte , nahe an einem Waldstück am Wannsee gelegen, war normalerweise um diese Tageszeit nicht geöffnet, doch für die unregelmäßigen Treffen der Herren aus der Elektrobranche machte der Eigentümer gern eine Ausnahme. Vermutlich ahnte er, dass an diesen Tagen unlautere Preisabsprachen getroffen und Großaufträge untereinander verteilt wurden, doch diese Sonderöffnungszeiten brachten ihm eine Menge Elektroartikel zu einem ausgesprochen günstigen Preis ein.
    Neben der Terrasse, auf der die Männer in ihren dunklen Anzügen mit den modernen Strohhüten auf den Köpfen ihre Zigaretten rauchten und diskutierten, wiegten sich alte Eichen im auffrischenden Wind. Zwischen ihren Stämmen hindurch war das Blau des Wannsees zu erahnen.
    »Siegfried konnte sich nicht länger halten. Ihm brachen Aufträge weg, als seine Arbeiter streikten.« Ehnstein nahm mit einem Grinsen das schäumende Bier entgegen und trank mit hörbarem Schlürfen.
    Meindorff fragte sich, ob seine Freude dem Bier galt oder vielmehr mit der Geschäftsaufgabe des Konkurrenten zu tun hatte, der bis vor Kurzem zu ihrem erlesenen Kreis gehört hatte.
    Martin Willmann, der mit Abstand jüngste Teilnehmer ihrer Syndikats-Runde, räusperte sich. Der Rauch seiner Zigarette, die er in ähnlich lässiger Art hielt, wie er auch auf dem Gartenstuhl saß, wehte seinem Tischnachbarn ins Gesicht. Er warf dem wesentlich älteren Ehnstein einen reichlich respektlosen Blick zu.
    Meindorff bewunderte den erst 40-Jährigen für seine Schaffenskraft, für seine Selbstsicherheit und auch für die Beharrlichkeit, mit der er sein Unternehmen von Tag zu Tag vorantrieb. Allerdings waren ihm Willmanns Geschäftsmethoden gelegentlich suspekt, zumal er der Einzige in der Runde blieb, der sich nicht einen Deut in die Karten sehen ließ.
    »Siegfrieds Frau ist vor zwei Wochen verstorben. Ihm stand der Sinn nicht nach Geschäften. Es steht zu befürchten, dass weder sein Prokurist noch die Bank ein Auge darauf hatten, was mit den Firmenanteilen geschah, die Kleinanleger innehatten. Sie gingen alle innerhalb weniger Tage an Siemens über«, informierte er die anderen Industriellen über das Desaster, das zu der feindlichen Übernahme geführt hatte.
    »Seine Bank!« Anton Ahlesperg lachte grimmig auf. »Mindestens ein Geschäftsführer seiner Bank sitzt bei Siemens in der Führungsebene.«
    Meindorff notierte sich innerlich, dass er die Machtverhältnisse des Kreditinstitutes abklären wollte, das seine Konten verwaltete, wurde aber abgelenkt. In der Nähe des Wirtshauses trat ein Pärchen aus dem lichten Waldstück. Das war in der Nähe des Strandbades auch im Frühjahr kein ungewöhnlicher Anblick, allerdings

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