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Himmel ueber fremdem Land

Himmel ueber fremdem Land

Titel: Himmel ueber fremdem Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Buechle
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wollte er das inzwischen gar nicht mehr? Hatte er den Wünschen seines Vaters nachgegeben?
    »Es tut mir leid, Edith, dass du es auf diese Weise erfahren musstest. Aber ich stimme mit Sigrid überein: Du solltest das wissen!« Frida war aufgestanden und setzte sich auf die Kante von Ediths Arbeitsplatz.
    »Ja«, erwiderte Edith nur und fühlte sich, als sei ihr Herz in einen der Schraubstöcke aus der Montagehalle geraten, die sie vorhin durchquert hatte. Der Druck nahm immer mehr zu; wurde zu einem grässlichen Schmerz.
    In diesem Moment schwang die Glastür auf und der Vorsteher betrat den Raum. »Meine Damen, was hat das zu bedeuten?«
    Frida eilte zurück zu ihrem Arbeitsplatz, während Sigrid stur neben Edith stehen blieb. »Edith geht es nicht gut«, verkündete sie trotzig.
    Dies entsprach zwar der Wahrheit, dennoch warf Edith der Freundin einen wütenden Blick zu.
    »Schon wieder? Fräulein Müller, waren Sie nicht erst vor zwei Wochen krank? Wenn das so weitergeht, werde ich mich bald nach einer neuen Arbeitskraft umsehen müssen, oder was denken Sie?«
    »Mir geht es gut, Herr Lindenberg. Ich erledige mein Arbeitspensum wie vorgesehen.«
    »Das will ich hoffen. Und dieser kleine Tratsch wird Ihnen allen von der Pause abgezogen.«
    Lindenberg ging zu seinem separat stehenden Schreibpult, setzte sich und vertiefte sich in seine Papiere. Die Arbeiter, die bisher desinteressiert weitergearbeitet hatten, warfen ihnen einen vorwurfsvollen Blick zu.
    Edith wandte sich wieder den von ihr abzufassenden Listen und Laufzetteln zu, doch sie brauchte lange, bis es ihr gelang, die Notizen fehlerfrei abzutippen. Ihre Gedanken verweilten bei Hannes und der schmerzlichen Erkenntnis, dass er sie offenbar angelogen hatte, und, hätten Frida und Sigrid nicht den Artikel in dieser Berliner Zeitung entdeckt, vielleicht sogar schamlos ausgenutzt hätte. Sie drohte in ein tiefes Loch aus Verzweiflung zu stürzen, mitsamt der Liebe, die sie für Hannes empfand, und gleichzeitig spürte sie einen ständig wachsenden Zorn in sich.

Kapitel 31
    Nahe Empfängnisbucht,
Deutsch-Südwestafrika,
Juli 1908
    Fünf Tage nach ihrem Aufbruch trafen Philippe, Roth und Rosenzweig verschwitzt und mit einer feinen roten Sandschicht überzogen in ihrem Biwak in Meeresnähe ein. Kaum waren sie zwischen die Zelte geritten, eilte Akia herbei, ergriff die Zügel von Philippes Stute und die Stricke der Lasttiere und führte sie in den Unterstand, wo er ihnen die prall gefüllten Wasserschläuche und vollgestopften Satteltaschen abnahm.
    Während Philippe einen der anderen schwarzen Soldaten zu sich winkte, dem er sein Gewehr und den Munitionsgürtel mit der Anweisung in die Hand drückte, beides in sein Zelt zu bringen, beobachtete er Akia.
    »Lief bei Ihnen alles glatt, Herr Unteroffizier?«, sprach er den Afrikaner an.
    »Wir sind auf der neu festgelegten Route über eine der regulären Schutztruppen-Abteilungen gestolpert, Herr Leutnant.«
    »Das stand früher oder später zu befürchten.«
    »Ich war gezwungen, den Soldaten offenzulegen, dass wir für eine kurze Zeit zusätzlich herbeordert worden sind. Ihr Anführer war ebenfalls Unteroffizier, aber da er ein Weißer war, natürlich …«
    Philippe zuckte mit den Schultern. In der Kolonie entschied die Hautfarbe darüber, wer wem weisungsbefugt war. »Was für einen Eindruck machten die Soldaten auf Sie?«
    »Sie wirkten erleichtert über unsere Unterstützung.«
    Auf Philippes erstauntes Zungenschnalzen drehte die Stute die Ohren zu ihm. Er hatte eine andere Reaktion erwartet, ja erhofft.
    »Darf ich eine Vermutung äußern, Herr Leutnant?«
    »Nur zu.«
    »Die meisten der Jungs da draußen sind Namas, Hereros oder Buschmänner. Nicht, dass ich annehme, sie seien besser oder schlechter als andere, aber sie wurden schon oft genug betrogen. Welchen Grund sollten sie haben, wegzusehen, wenn ein Schürffeld oder ein Transport überfallen wird? Man würde ihnen kein Geld dafür geben. Höchstens vielleicht einem der weißen Vorgesetzten.«
    »Du denkst, ich sollte gezielter die Offiziere und Unteroffiziere unter die Lupe nehmen?«
    »Das, oder …«
    Rosenberg, der sein Pferd inzwischen versorgt hatte, ging in ihrer Nähe vorüber. Nachdem er in außer Hörweite war, tauchte Akia unter dem Hals der Stute hindurch, um deren Hufe auf Phillipes Seite zu kontrollieren.
    Philippe trat zurück, lehnte sich mit dem Rücken an einen in den Wüstensand getriebenen Pfosten und verschränkte die Hände hinter

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