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Himmel ueber fremdem Land

Himmel ueber fremdem Land

Titel: Himmel ueber fremdem Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Buechle
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Frauen?«
    »Lina, bitte, Tilla ist Demys Schwester. Sicher hatte sie lautere Absichten, bei dem was sie tat.«
    Ein zweifelnder Blick von Lina traf Margarete. »Dann sag mir doch bitte, aus welchem Grund die junge Frau Meindorff hier in Berlin eine Begleitung braucht! Auf ihrer Reise aus den Niederlanden hierher war das sicher angebracht. Aber seitdem? Sie hält sich doch kaum in Berlin auf, und das Haus Meindorff verfügt über etliche Bedienstete …«
    »Vielleicht hat sie Demy einfach gern um sich? Das ist doch nicht verwunderlich, bei so einem reizenden Sonnenschein?«
    »Aber gegen Demys Willen?«
    »Vielleicht wollte sie, dass Demy ihren Horizont erweitert. Immerhin ist Berlin …«
    »… für ein so junges Mädchen eine beängstigend riesige, fremde und anonyme Stadt.«
    »Zudem erhält Demy augenblicklich exquisiten Unterricht und eine fundierte Ausbildung durch Fräulein Cronberg, die sie in der Dorfschule …«
    »… in der sie ihre Freunde und ihre Familie um sich hätte …«
    »… nicht gehabt hätte.«
    »… vielleicht mit mehr Begeisterung absolviert hätte.«
    »Ohne Tillas Eigenmächtigkeit hätten wir Demy niemals kennengelernt.«
    »Was ausgesprochen bedauerlich wäre, da hast du recht. Somit müssen wir Tilla zumindest in einem Punkt dankbar sein.«
    »Schau, Lina. Sie lächelt wieder.«
    Demys Gesicht wurde noch eine Spur fröhlicher. Es war ihr unmöglich, bei dem Schauspiel weiterhin in ängstlicher Trübsal zu verharren. »Ihr seid mir also nicht böse?«
    »Dir?« Lina eilte zu ihr und nahm Demys beide Hände in die ihren. »Du bist doch in diesem undurchschaubaren Drama das Opfer.«
    »Es gibt durchaus auch Gutes daran, Lina. Den Unterricht, eure Freundschaft …«
    »Danke, Demy«, griff Margarete in das Gespräch ein. »Ich wusste, dass auch du das so siehst. Wir können die Geschehnisse nicht mehr rückgängig machen. Aber wir wollen dir gern dabei helfen, dass du in Zukunft nicht mehr für die Wünsche oder Fehler anderer Menschen büßen musst.«
    »Das hätte ich gesagt haben können, liebe Margarete!« Die Professorentochter drückte nochmals kräftig Demys Hände, bevor sie sie losließ und sich wieder hinsetzte.
    »Ich denke, das vorrangigste Problem ist diese erzwungene Verlobung und die Tatsache, dass der Herr Rittmeister Meindorff auf eine zügige Vermählung zu drängen beginnt«, sagte Lina.
    Margarete strich sich mit einer sachten Handbewegung ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht. »Lina, im Gegensatz zu dir halte ich das nicht für ein großes Problem. Er kann schwerlich ein Mädchen von vierzehn Jahren mit seinem volljährigen Sohn verheiraten.«
    »Aber das darf nicht bekannt werden«, flüsterte Demy. »Ich kann unmöglich Tilla als Betrügerin dastehen lassen.«
    »Warum nicht? Sie ist doch schon unter der Haube. Und Meindorff-Elektrik wird sich den Skandal einer Scheidung niemals leisten.« Während Lina gelassen die Achseln zuckte, schüttelte Demy den Kopf, und die Falten auf ihrer schmalen Nase zeigten deutlich ihr Missfallen.
    »Es ist bestimmt nicht von Vorteil, die Meindorffs gegen uns aufzubringen. Meine Aufgaben sind doch eigentlich lächerlich, zumal die Person, der meine Fürsorge gelten sollte, ja schon wieder ohne meine Begleitung verreist ist. In den Augen mancher Mitglieder des Meindorff-Haushalts bin ich ohnehin ein Schmarotzer. Und jetzt wird Tilla auch noch unsere beiden Geschwister mit hierherbringen. Wie weit kann wohl die Verantwortung der Meindorffs für die Geschwister der Ehefrau und Schwiegertochter strapaziert werden?«
    »Du befürchtest, du und deine Geschwister könnten abgeschoben werden? In eins dieser Fürsorgeheime?«, fragte Lina entsetzt.
    Seit die drei jungen Frauen sich für das Säuglingsheim engagierten, wussten sie nur zu gut, wie es in einem Heim zuging, wie knapp die Zeit des Personals für die Kinder bemessen war und wie wenig auf ihre individuellen Bedürfnisse eingegangen wurde. Zudem fehlte es an der finanziellen Unterstützung der Einrichtungen.
    Demy sah Lina hilflos an und zog beide Schultern hoch. »Ich weiß nur, dass ich in Koudekerke keine Heimat mehr habe. Ich möchte meiner Schwester nicht in den Rücken fallen und muss mir nun auch noch Gedanke um Rika und Feddo machen. Außerdem will ich mein Versprechen Hannes gegenüber nicht brechen.«
    »Und wo bleibst du bei alldem?«, seufzte Lina. Stille senkte sich über den Raum. Ein warmer Windstoß brachte die weißen Gardinen vor den geöffneten Fenstern zum

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