Himmel über Tasmanien
war erleichtert, dass Eliza anderweitig beschäftigt war, aber es störte sie, dass sie mit Joezusammen sein würde. »Dolly und ich sind neugierig, was da drüben los ist.« Sie deutete auf ein großes Gelände auf der anderen Seite des Weges, auf dem viele Wimpel flatterten.
»Das ist der Turnierplatz«, erklärte Joe und blinzelte in die Sonne. »Da muss ein Reiterfest oder so etwas stattfinden.« Er runzelte die Stirn. »Vielleicht sollte ich einen Stallburschen mitschicken?«
»Wir brauchen keinen Babysitter«, entgegnete Lulu, »es ist ja kein Treck in die Äußere Mongolei.«
»Mir wäre lieber, wenn ihr nicht allein wärt«, sagte er mit Nachdruck und winkte einem der Männer zu, die am Wagen lehnten. »Charlie hier wird euch begleiten.« Er tippte an seinen Hut und schlenderte mit Eliza fort, bevor sie antworten konnten.
»Also wirklich«, schnaubte Lulu.
»Ich schätze mal, er will einfach nur sicherstellen, dass die Damen sich nicht verlaufen«, sagte Charlie gedehnt, ein breitschultriger Mann in mittleren Jahren mit dem Gesicht eines Boxers, der zu viele Kämpfe hinter sich hat. Er zündete sich eine Zigarette an und legte die Hand schützend um das Streichholz.
»Ich glaube kaum, dass wir uns auf dem kurzen Stück verlaufen können«, murrte Dolly verärgert.
Charlie betrachtete die Pumps, und sein Grinsen legte Grabsteinzähne frei. »Aber mit der schicken Fußbekleidung könnten Sie vielleicht hier und da ein bisschen Hilfe brauchen«, erwiderte er. »Keine Bange, Miss, ich werde Sie über die schlammigen Stellen tragen, damit Sie nicht stecken bleiben.«
Lulu unterdrückte ein Kichern. »Komm, Dolly. Man kann nie wissen, vielleicht gefällt es dir ja.«
»Das bezweifle ich«, knurrte sie, als sie sich unterhakten und über den Rasen gingen. »Er ist eher Lon Chaney als Douglas Fairbanks.«
Lulu kicherte. »Schhh, er hört dich.«
»Wundert mich, dass er mit den Blumenkohlohren überhaupt etwas hört.« Auch sie musste kichern.
Sie suchten sich ihren schwierigen Weg durch das hohe Gras und über zerfurchte Wege zum Turnierplatz. Beim Näherkommen hörten sie die Klänge einer Blaskapelle und die verzerrte Stimme eines Mannes, der durch ein Megafon sprach. Autos, Buggys, Pferdeboxen und Lastwagen waren auf der gegenüberliegenden Seite eines großen Springparcours abgestellt, neben dem der Dressurplatz lag.
Lulu packte Dollys Arm. »Gute Güte«, sagte sie, »es ist Jahre her, seit ich bei einer solchen Veranstaltung war.« Sie schaute sich das geschäftige Treiben rings um die Plätze an, wo Pferde und Reiter sich auf den Wettbewerb vorbereiteten. »Komm, wir suchen uns einen Sitzplatz und sehen eine Weile zu. Die Dressur hat mir immer schon gefallen.«
Er hatte den idealen Platz gefunden, um sie zu beobachten, und während er im Schatten der Tribüne stand, auf der sie mit ihrer Freundin in der ersten Reihe saß, wusste er, dass sie ihn nicht sehen konnte. Er zog den Hut tief ins Gesicht, vergrub die Hände in den Hosentaschen und richtete sich auf Wartezeit ein. Es war etwas ärgerlich, dass Joe Reilly diesen Schlägertyp mitgeschickt hatte, der auf sie aufpassen sollte, und dass sie nie allein war, aber an den nächsten beiden Tagen würde der geeignete Zeitpunkt schon kommen; er musste nur Geduld haben.
Während Dolly sich in das Programm für den Tag vertiefte, genoss es Lulu, unter ihrem japanischen Sonnenschirm in der Sonne zu sitzen und in aller Ruhe die wunderbar ausgebildeten, schlanken Pferde zu betrachten, die auf dem Platz wie Tänzer agierten.
Die Szene rief glückliche Erinnerungen wach, als sie und Clarice solche Veranstaltungen im Norden besucht hatten. Für gewöhnlich hatten sie Gwen bei einem Wettbewerb im Springreiten zugesehen, aber Lulu hatte den Lärm, die Farbe und das geschäftige Treiben hinter den Plätzen vorgezogen. Jetzt konnte sie den süßen Duft von Zuckerwatte und Paradiesäpfeln riechen, der von den Ständen neben der Tribüne herüberzog, sie hörte die Blaskapelle spielen und sah die Farmer, die grölend mit etwas handelten, das wie selbst gemachter Apfelmost und Bier aussah. Diese Szenerie hatte sich seit ihrer Kindheit nicht verändert, und sie vermutete, dass es auch so bleiben würde, denn die Tasmanier waren leidenschaftliche Pferdeliebhaber und verbrachten gern einen schönen Tag draußen.
Sie schaute zurück auf die Menschenparade, die den Pfad vor der Tribüne entlangschlenderte. Die Frauen trugen schrille Hüte und hübsche Kleider, die
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