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Himmel über Tasmanien

Himmel über Tasmanien

Titel: Himmel über Tasmanien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T McKinley
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über ihren Kopf und an ihrem schlanken Körper entlang, und sie drehte sich entzückt vor dem Spiegel. Aufgestickte Schmetterlinge und Blumen tanzten diagonal von der Schulter bis an die schmale Hüfte, der Saum umspielte ihre Knie. Es saß wie angegossen.
    Dolly nickte zufrieden. »Und jetzt der Hut. Ich glaube, dieser hier. Oh, und die Schuhe. Welche Größe hast du?«
    »Neununddreißig«, sagte Eliza atemlos.
    »Gut, dann dürften die hier passen.«
    Lulu saß auf dem Bett, während Dolly einen Wirbel um den schlichten Strohhut veranstaltete, den ein pfirsichfarbenes Band zierte. Als das Mädchen sich vor dem Spiegel drehte und wendete, wurde Lulu schlagartig bewusst, dass Eliza zwar erst achtzehn war, aber doch schon Frau genug, um Joes Herz zu stehlen.
    Sie wurden in Davids Model T Ford zur Rennbahn gefahren, der sein ganzer Stolz war, aber es bedeutete auch, dass sie sich an ihre Sitze klammern mussten, während er mit bedenklichen dreißig Meilen in der Stunde über die Straße sauste.
    Das Reiterfest auf dem Turnierplatz lief den zweiten Tag, doch als sie sich der Rennbahn näherten, sah sie ganz anders aus als am Vortag. Wimpel flatterten, Fahnen wehten an den Masten, die an der Tribüne befestigt waren, eine Kapelle spielte, Autos, Lastwagen und Pferdeanhänger waren auf dem Parkplatz versammelt, und eine gewisse Erregung durchdrang die bunte Menge, die auf die Tribüne und an die weißen Geländer strömte.
    Lulu überlief es kalt, als beim Anblick der Farbenpracht, des Lärms und der Ausgelassenheit der Zuschauer noch mehr Erinnerungen wachgerufen wurden. Doch sie hatte nicht viel Zeit, alles in sich aufzunehmen, denn ihre Gastgeber führtensie an der Tribüne entlang zu dem abgezäunten Bereich für Besitzer, Trainer und Jockeys.
    Pferde stampften und schnaubten, Jockeys fluchten, und Besitzer und Trainer ergingen sich in Diskussionen über Taktiken. Lulu betrachtete die bunten Seidentrikots der Jockeys, den Glanz erstklassiger Pferde, eigens für diesen Tag gestriegelt, und die ausgefallenen Hüte und Kleider der Frauen. Sie und Dolly hatten sich ganz umsonst um ihre vielleicht zu extravagante Garderobe gesorgt, dachte sie ironisch, als sie eine Frau beobachtete, die in Pumps an ihr vorbeistakste, gekleidet in hellem Gelb, dazu trug sie einen mit zitrusfarbenen Seidenblumen überladenen Hut, passend zu ihrem Sonnenschirm.
    Die Sonne brannte, daher war es in den Stallungen ziemlich drückend. Lulu zog ihren Mantel aus und spannte den Sonnenschirm auf. Er bestand aus dickem Papier und war reich mit Paradiesvögeln bemalt, die farblich zu ihrem Kleid passten. Dolly hatte einen roten, und ihren Ersatzschirm, der zufällig dunkelorange war, hatte sie Eliza ausgeliehen. Lulu lächelte schief. Sie mussten aussehen wie die Gestalten aus einer komischen Oper von Gilbert and Sullivan.
    Joe war in eine Unterhaltung mit Eliza und David vertieft, in der es zweifellos um die bevorstehenden Rennen ging. Offenbar hatte er sie nicht gesehen, denn er schaute überhaupt nicht zu ihr herüber, hatte sie nicht einmal begrüßt.
    »Ich finde das alles entsetzlich langweilig«, murrte Dolly und drehte ihren Sonnenschirm. »Auf unserer Durchfahrt habe ich ein Champagnerzelt gesehen, lasst uns dort etwas trinken gehen.«
    »Dazu ist es noch ein bisschen früh«, erwiderte Lulu. Sie warf einen Blick zu Joe hinüber, der sich noch immer angeregt mit Eliza unterhielt. »Aber warum eigentlich nicht?« Sie wandte den beiden den Rücken zu und folgte Dolly durch die Menge.
    »Stopp. Wohin geht ihr?«
    »Wir sind auf der Suche nach Champagner«, sagte Lulu, ohne stehen zu bleiben.
    »Dann nehmt Charlie mit.«
    »Wozu eigentlich?« Sie blieb stehen.
    »Es ist besser, wenn euch jemand begleitet«, polterte Joe, »bei solchen Veranstaltungen trifft man immer auch auf ein paar raue Burschen.«
    Lulu kniff die Augen zusammen und sah ihn nachdenklich an. »Du scheinst sehr um unsere Sicherheit besorgt zu sein«, sagte sie kühl, »und wir sind dir sehr dankbar. Aber Dolly und mir ist es gelungen, von einem Ende der Welt ans andere zu gelangen, ohne Schaden zu nehmen. Ich glaube kaum, dass die Rennbahn in Elwick gefährlicher ist als Port Said.«
    »Aber …«
    »Nein, Joe«, sagte sie bestimmt. »Wir wollen heute unseren Spaß haben und brauchen Charlie nicht, der uns folgt. Geh wieder zu deinen Pferden, und wir treffen uns dann, wenn du nicht mehr so beschäftigt bist.« Sie drehte sich um, hakte sich bei Dolly unter und ging

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