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Himmel über Tasmanien

Himmel über Tasmanien

Titel: Himmel über Tasmanien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T McKinley
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widergespiegelt in der Jazzmusik, die so populär wurde, und darin, dass die Menschen bereit waren, ihr Geld wieder für Vergnügungen auszugeben.
    Sein Blick schweifte über den Hof hinaus zu den Hügeln ringsum, über deren Kämme sich die Galoppstrecken vier Meilen lang hinzogen. Er hatte gehört, dass Tasmanien mit England verglichen wurde, und jetzt war ihm der Grund dafür klar, denn diese Ecke der Insel war so grün und üppig wie das ländliche Sussex, wo das Militärhospital gestanden hatte, in dem er zur Genesung gewesen war.
    Das zweistöckige, quadratische Gehöft stand zwischen den Bäumen und blickte über die kurze Auffahrt und das Doppeltor. Die Rückseite ging auf den schnell dahinschießenden, von Bäumen gesäumten Fluss im Tal. Auf der Veranda, die um das ganze Haus führte, standen die üblichen Stühle, Tische und die Blumenkübel seiner Mutter. Fensterläden und Fliegengitter waren ausgebessert, der Rasen war gemäht, die Bäume standen in vollem Laub. Es war das Zuhause, von dem er einst geglaubt hatte, dass er es nie wiedersehen würde. Dankbarkeit und Liebe zu dem alten Wohnsitz wallten in ihm auf.
    Die Reillys hatten vier Generationen lang in Galway House gelebt, und ihr Name hatte stets für gut ausgebildete und erfolgreiche Rennpferde gestanden. Bereitwillig war Joe in die Fußstapfen seines Vaters getreten und hatte sich darauf gefreut, seine Kinderliebe Penny zu heiraten und alles zu übernehmen, wenn sein Vater in den Ruhestand ging. Dann kam der Krieg. Sein Vater war gestorben, kurz nachdem Joes Schiff abgelegt hatte, und während ihn unwillkürlich Erinnerungen an Gallipoli und Fromelles überkamen, fuhren seine Finger automatisch über die Narben, die über seinem linken Auge einen Wulst bildeten und seine Wange wie ein Spinnennetz überzogen.
    Penny hatte ihm in ihren Briefen versprochen, sie würde ihn lieben, ganz gleich, wie schwer seine Verwundungen seien – sie würden heiraten und wie geplant den Hof übernehmen –, doch als er nach Hause zurückkehrte, hatte er gemerkt, wie sie vor seinen Küssen zurückwich, wie sie vermied, ihn anzusehen. Sie hatte sich die größte Mühe gegeben, ihren Widerwillen zu verbergen, doch das Mädchen, das er seit seiner Kindheit liebte, konnte die Veränderungen an ihm nicht hinnehmen. Und da er wusste, dass sie zu gutmütig war, um es von sich aus zu tun, hatte er ihre Verlobung gelöst. Die Erleichterung in ihren Augen hatte ihm das Herz zerrissen, die Narben waren eine stumme Erinnerung – falls er sie jemals brauchte –, dass der Krieg alles verändert hatte.
    Er schüttelte die finsteren Gedanken ab, pfiff die beiden Hunde zu sich, kurbelte den Tieflader an und machte sich auf den Weg zu den Galoppstrecken. Er gehörte zu den Glücklichen, die es nach Hause geschafft hatten. Mit seinen dreißig Jahren war er gesund und gut in Form, und mit seinem Geschäft ging es beständig aufwärts. Er liebte sein Zuhause und seine Arbeit, hatte dankbar die Abgeschiedenheit und den Frieden angenommen, die sie ihm schenkten, und war zufrieden.
    Bob Fuller ließ Child im Schritt gehen, damit sich das Hengstfohlen ausruhen konnte, doch selbst aus der Entfernung erkannte Joe die Erregung des flachsblonden Jungen. Kaum war er aus seinem Laster gestiegen, als Bob ihn ansprach.
    »Es ist ein Prachtexemplar, Joe. Hat nicht mit der Wimper gezuckt, als ich ihn noch mehr gefordert habe.«
    »Ich hoffe, du hast ihn nicht überstrapaziert.«
    »Schon gut, Joe. Sieh ihn doch nur an! Er schnauft nicht mal.«
    Die Begeisterung des Jungen war ansteckend, und Joe erwiderte sein Grinsen, als er das Fohlen betrachtete und ihm klar wurde, dass es noch jede Menge Reserven hatte. Ocean Child war ein Brauner mit heller Mähne und Schweif und einer weißen rautenförmigen Blesse auf der Stirn. Obwohl er noch jung und langbeinig war, strahlte er dennoch ein Selbstvertrauen aus, das nur Gutes versprach, denn er hatte im vergangenen Jahr bewiesen, dass er sich von Lärm und einer fremden Umgebung nicht abschrecken ließ.
    Er fuhr mit der Hand über die wohlgeformte Kruppe und an den kräftigen Beinen hinunter. Dort waren gute Muskeln und Knochen zu spüren, die Fesseln hatten genau die richtige Länge. Die Brust war perfekt proportioniert und würde sich noch weiten und muskulöser werden, wenn er heranreifte, die Augen blickten intelligent.
    »Du bist eine Schönheit, das steht fest«, murmelte er, während er den Hals streichelte und in die goldenen Augen schaute. »Lass

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