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Himmel un Ääd (German Edition)

Himmel un Ääd (German Edition)

Titel: Himmel un Ääd (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Glaser
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hatte, in dem
er auf dem Poissonnier-Posten seine Sushi-Kenntnisse perfektionieren wollte.
Zur selben Zeit brauchte ich in der »Weißen Lilie« eine
Schwangerschaftsvertretung für Eva, und so ergab es sich, dass Ecki in Service
und Küche einsprang.
    Ecki, der ewige
Herumtreiber und Weltenbummler! Ein Wunder eigentlich, dass wir nach dem
Trennungsdesaster in Brüssel, dem ewigen Hin und Her, wieder eine Annäherung
geschafft hatten und jetzt als Paar zusammenlebten. Hätte ich nicht für möglich
gehalten.
    Schließlich hatten
wir uns in all den Jahren so einiges zugemutet. Affären, heftige Streitereien,
sinnlose Kämpfe, rücksichtslose Solotouren, gegenseitige Vernachlässigung, die
ganze Palette an Beziehungssünden. Genauer wollte ich gar nicht mehr daran
zurückdenken. Vergeben und vergessen.
    Nicht dass es
nicht immer noch genug Dinge gab, derentwegen wir uns in die Haare kriegten,
aber als Paar hatten wir in ruhiges Fahrwasser gefunden. Das war gut so, denn
ich hatte zu viel um die Ohren, als dass ich unentwegt das Feld der Liebe
beackern könnte. Regelmäßig wässern und düngen, gelegentlich das Unkraut
herausrupfen, so sah ich unsere Beziehung.
    Ich schob mich
noch näher an Eckis warmen Körper, atmete im Rhythmus des Schlafenden und glitt
endlich hinüber ins Reich der Träume.
     
    Der Morgen begann
mit dem üblichen Weckerkrähen, wie es überhaupt ein üblicher Morgen in unserer
Vierer- WG war. Adela und ich wohnten nun schon
fast acht Jahre zusammen. Vor ein paar Jahren hatte sich Adela in Kuno
verliebt, und als der schwäbische Kommissar in Pension ging, war er zu uns
gezogen. Wir drei kamen so gut miteinander klar, dass für mich kein Anlass zum
Ausziehen bestand. Und Ecki komplettierte nun unser Kleeblatt.
    Als ich dem
Schreihals von Wecker den Saft abdrehte, schlief Ecki noch wie ein Stein.
    »Los, raus aus den
Federn, wir müssen arbeiten gehen!«
    Ich schüttelte
ihn, aber ohne Erfolg. Während ich aus dem Bett kroch, zog Ecki sich die
Bettdecke über den Kopf und drehte sich um. Jeden Tag das gleiche Spiel. Immer
musste ich zuerst ins Bad. Das Bad hatte Kuno vor mir benutzt und wie üblich
seine morgendliche Überschwemmung hinterlassen.
    »Kuno!«, brüllte
ich durch den Hausflur.
    »Ist beim Bäcker«,
rief Adela zurück.
    Also wischte ich
mal wieder die Fliesen trocken, bevor ich mit kaltem Wasser meinen Kreislauf
für den Tag ankurbelte. Dann warf ich Ecki aus dem Bett, schlüpfte in den Bademantel
und tapste barfuß und mit nassen Haaren in die Küche.
    Es war mein
kleiner morgendlicher Luxus, beim Frühstück so zu tun, als müsste ich noch
lange nicht in den Tag starten. Adela, frisch geföhnt und gefährlich munter,
hatte den Frühstückstisch gedeckt, Kuno war mit Brötchen und einem Stapel
Zeitungen zurückgekehrt.
    »Hochwasser,
Kuno«, schimpfte ich. »Einmal mit dem Lappen durchzuwischen ist doch wirklich
nicht die Welt.«
    Kuno grummelte
irgendetwas Unverständliches und vertiefte sich schnell in die Zeitung.
    »Eilert«, sagte
Adela, als sie mir einen Kaffee einschenkte. »So heißt der Mann.«
    Ich verstand gar
nichts und wollte nichts verstehen, bevor ich nicht etwas im Magen hatte. Mhmm,
Kuno hatte meinen Lieblingsschinken mitgebracht.
    »Dafür meckere ich
bei den nächsten drei Überschwemmungen nicht«, sagte ich in Richtung Zeitung
und steckte mir ein Stück Schinken in den Mund.
    »Sechsunddreißig
Millionen Euro für d' Renovierung von dere Flora. Die lasset sich b'scheiße,
wo's geht. Rechnen könnet die Kölner wirklich nit. Aber d'r Steuerzahler bleche
lasse, des könnet se«, gab die Zeitung zurück.
    »Stuttgart 21 ist
auch nicht von schlechten Eltern«, ärgerte ich ihn.
    »Ich habe heute
Morgen schon mit Betty Bause telefoniert«, grätschte Adela dazwischen.
    »Da merksch ja
auch, wie groß der Widerstand ischd. Weil rechne, des könnet mir Schwabe. Und
dass des mit dem Bahnhof ins Uferlose geht, des weiß doch jeder, der ä bissele
Grips im Schädel hat.«
    »Oben bleiben, ja,
ja«, spottete ich.
    »Und Betty weiß
jetzt, wie der Mann mit der grünen Krawatte heißt«, trumpfte Adela auf. »Eike
Eilert.«
    »Eilert! Des sagt
mir ebbes!« Kuno ließ die Zeitung sinken und kratzte sich den fast kahlen
Schädel, auf dem wie auf einem Brachland hie und da ein paar graue Haare
sprossen. »Isch der aus d'r Politik?«
    »Keine Ahnung.
Betty ist der Name wieder eingefallen, weil Dirk ihr den Dicken gestern
vorgestellt hatte. Die Frau in Schwarz leider nicht, und den

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