Himmel voll Blut - DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)
Hauptstraße, bog dort nach links ab und war auf dem Highway bald schon auf nahezu hundertzwanzig. Reynaud runzelte die Stirn, als sie ihm beim Fahren zusah. Sie wandte sich zu uns um und erhaschte einen Blick von Vinnie, bevor sie mich ansah. »Claude, immer mit der Ruhe«, sagte sie und wandte sich von mir ab. »Du willst doch nicht noch drei Monate vor der Pensionierung einen Unfall bauen?«
»Diese Typen«, sagte er. »Gottverdammich.«
»Ich weiß«, sagte sie. »Ich weiß. Bleib trotzdem ruhig.«
Eine halbe Stunde später erreichten wir eine kleine Stadt. Er fuhr auf einen Parkplatz an einem langen, einstöckigen Gebäude. Auf dem Schild stand Provinzpolizei Ontario. Wache Hearst.
DeMers öffnete die Wagentür und ließ uns hinaus. »Hier entlang«, sagte er. Er führte uns durch die Eingangstür am Empfang vorbei, einen Flur entlang in ein Vernehmungszimmer. Es sah aus wie fast jeder Vernehmungsraum, den ich je gesehen hatte. Ein Tisch und vier Stühle, graue Wände, an einer ein großer Spiegel. Bevor er die Tür schließen konnte, steckte ein anderer Polizist den Kopf ins Zimmer und musterte uns alle kurz. Er hatte weißes Haar und die Art von Gesicht, die ich schon oft bei Schreibtischpolizisten gesehen hatte – die Art, die zehn verschiedene Grade der Verärgerung ausdrücken kann, und heute sah es nach Stufe sieben oder acht aus. Der Mann holte DeMers in den Flur zurück, während Reynaud bei uns blieb. Sie setzte sich an die entgegengesetzte Seite des Tisches.
»Ist das sein Vorgesetzter?« fragte ich.
»Der Leiter der Wache, ja. Staff Sergeant Moreland.«
»Er wirkte nicht glücklich.«
»Ich glaube auch nicht, daß er es ist.«
»Sie haben gesagt, DeMers steht drei Monate vor der Pensionierung?«
»Ja.«
Die Leuchtstoffröhren über uns summten.
»Wie lange sind Sie schon Constable?« fragte ich. Ich konnte nicht umhin, mir vorzustellen, wenn ich zwanzig Jahre jünger wäre, oder auch nur zehn, und ich wäre noch im Dienst und diese Frau wäre mein Partner – wie würde ich damit umgehen? In acht Jahren Polizei in Detroit hatte ich nie einen weiblichen Partner.
»Fünf Jahre« sagte sie. »Müssen wir wirklich darüber reden?«
»Okay«, sagte ich, »dann habe ich noch eine Frage an Sie.«
»Und die wäre?«
»Ich weiß, wie schwer es für Polizistinnen sein kann. Ich glaube nicht, daß sich da viel geändert hat.«
»Und was ist Ihre Frage?«
»Hier oben festzuhängen, meilenweit entfernt von allem – ist das zur Erprobung oder zur Strafe?«
Sie sah mich an. Falls sie antworten wollte, bekam sie keine Chance. Die Tür flog auf, und DeMers kam ins Zimmer zurück. Seine Knie waren immer noch naß.
»Nun denn«, sagte er, als er sich setzte. »Nun denn.« Er nahm die Brille ab und verfiel wieder in seine Putzroutine. Wäre er mein Partner, würde er das höchstens drei- oder viermal machen, bevor ich mir die verdammte Brille geschnappt und sie in der Mitte durchgebrochen hätte. »Das ist der Sachstand. Wir waren schon dabei, nach Spuren der vermißten Männer zu suchen. Die Mounties haben uns dabei geholfen. Jetzt wo wir das Fahrzeug haben, bringen wir es zur Hauptwache in Timmins und sehen, was die rausfinden werden. Natürlich wissen wir schon ein paar Dinge, die sie finden werden, nicht wahr …«
Er hielt inne und sah uns an.
»Sie werden jede Menge zerbrochenes Glas finden«, sagte er. »Etwas Blut. Sie werden die Brieftaschen finden, die wohl die wichtigsten Beweisstücke sein werden. Aber natürlich sind die bewegt worden und sie tragen einen neuen Satz Fingerabdrücke. Das wird ihren Job verdammt viel schwerer machen.«
Wieder hielt er inne. Die Lampen summten über unseren Köpfen. Ich fragte mich, ob uns wohl jemand durch den vorgeblichen Spiegel beobachtete.
»Da wäre noch das«, sagte er. »Ich habe Sie gebeten, nach Michigan zurückzufahren. Statt das zu tun, fahrt ihr Burschen direkt zur Constance Lake Reserve. Vielleicht erklären Sie zunächst mal das.«
»Ich glaubte, einen jungen Indianer am Jagdhaus gesehen zu haben. Ich habe gedacht, der weiß vielleicht etwas, was uns weiter hilft. Constance Lake war das nächste Reserve, da habe ich mir gedacht, daß wir ihn da finden.«
»Und haben Sie das?«
»Nein, er war nicht da.«
»Sind Sie jemals zuvor in diesem Reserve gewesen?«
»Nein, natürlich nicht.«
»Sie haben keinerlei Beziehungen zu irgendwem dort?«
»Nein«, sagte ich, »Wie sollte ich auch?«
»Und Sie, Mr. LeBlanc? Sie haben bislang
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