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Himmel voll Blut - DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Himmel voll Blut - DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Himmel voll Blut - DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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kommt?«
    »Nein.«
    »Entschuldigen Sie bitte die Frage«, sagte ich. »Wie alt ist Guy?«
    »Er ist neunzehn.«
    »Wissen Sie zufällig, ob er gestern am Jagdhaus war?«
    »Er war gestern fort«, sagte sie. »Aber wo weiß ich wirklich nicht.«
    Das war auch etwas, was Vinnie mir beigebracht hatte – daß man sich grundsätzlich nicht einmischt in das Leben anderer, auch wenn es der eigene Sohn war. Mir kam das immer ein wenig widersprüchlich vor, wie sich in der indianischen Kultur einerseits alles um die Familie dreht und sie doch glaubten, daß jeder im Leben seinen eigenen Weg gehen sollte und niemand das ändern könne.
    Versuch es gar nicht erst zu verstehen, hatte Vinnie gesagt. So ist es nun mal.
    »Können wir ihm eine Nachricht hinterlassen?« fragte Vinnie. »Eine Nummer, die er anrufen kann, wenn er nach Hause kommt?«
    »Das können Sie gern machen.«
    Ich hatte einen Stift in der Manteltasche. Ich holte ihn heraus und gab ihn Vinnie, zusammen mit der Quittung der Tankstelle. Er schrieb meine Handynummer auf die Rückseite.
    »Mein Bruder wird vermißt«, sagte Vinnie, als er ihr die Notiz gab. »Zuletzt wurde er am Jagdhaus gesehen. Ich habe gehofft, Ihr Sohn könnte uns vielleicht mit irgendwelchen Informationen helfen, ihn zu finden. Das ist alles.«
    Im Raum hinter uns war ein Geräusch zu hören. Es klang, als klopfe jemand an die Wand.
    »Das ist Guys Großvater«, sagte sie. »Ich dachte, er schläft.«
    »Ich hoffe, wir sind nicht ungelegen gekommen«, sagte Vinnie.
    »Ganz und gar nicht.« Sie stand auf. Wir nahmen das als Hinweis, dasselbe zu tun.
    »Bitte, sorgen Sie dafür, daß Guy uns anruft«, sagte ich. »Es wäre wirklich wichtig für uns.«
    »Natürlich«, sagte sie. Diesmal sah sie mir überhaupt nicht in die Augen. Keine Sekunde.
    Als sie uns hinaus geleitete, konnte ich nicht umhin, die Jakken zu bemerken, die an Haken neben der Tür hingen. Eine davon war weißblau, mit dem Wappen der Toronto Blue Jays darauf. Ich sagte nichts. Ich ging mit Vinnie hinaus und dankte noch einmal. Wir sahen ihr noch beim Kampf mit der klemmenden Tür zu. Dann gingen wir.
    »Hast du die Jacke gesehen«, fragte ich, als wir wieder im Wagen saßen.
    »Ja.«
    »Ist dir die ganze Unterhaltung ein wenig merkwürdig vorgekommen?«
    »Ich bin mir nicht mal sicher, ob man das als Unterhaltung bezeichnen könnte. Aber doch, du hast recht.«
    »Was meinst du? Hat sie gelogen?«
    »Indianer sind tolle Lügner«, meinte er.
    Ich fuhr nach Süden, weg vom Herzen des Reservats, Richtung Calstock. Ich fuhr sehr schnell, denn ich war mir nicht sicher, ob ich überhaupt wegfahren wollte.
    »Was machen wir jetzt?« fragte ich.
    »Ich weiß es nicht. Ich würde gerne rausfinden, was mit Guy los ist.«
    »Vielleicht wollte er nur nicht mit einem Weißen sprechen.«
    Vinnie sah zu mir herüber.
    »Vielleicht hat er mich durchs Fenster gesehen«, sagte ich.
    »Klar, du siehst ganz schön abschreckend aus.«
    »Ich will nur sagen, daß das vielleicht auch nichts zu bedeuten hat.«
    »Das denke ich mir auch.«
    »Wir können die Nummer vom Stammeszentrum nachsehen«, sagte ich. »Wenn wir in zwei Tagen nichts von Guy gehört haben, können wir Maureen anrufen und sehen, ob sie uns helfen kann.«
    »Klar.«
    »Indianer sind tolle Lügner, wie? Wenn ich so was sagen würde, bekäme ich eins auf die Schnauze.«
    »Es stimmt. Als allgemeine Regel.«
    »Wenn du es sagst.«
    »Wie? Du bist anderer Meinung?«
    »Ich bin vor allem hungrig, klar? Laß uns irgendwo anhalten. Ich glaube, ich habe in Calstock ein Lokal gesehen.«
    »Okay.«
    Wir fuhren am letzten der Häuser vorbei. Das Schild unterrichtete uns, daß wir das Reserve verließen. »Sie könnten ein Kasino brauchen«, sagte ich. Das hätte ich besser gelassen.
    »Und warum?«
    »Der Ort sieht aus wie Bay Mills vor dem Kasino. Das ist alles.«
    »In Kanada dürfen Indianer keine Kasinos betreiben.«
    »Klar, das weiß ich. Ich sage nur, vielleicht sollten sie es erlauben.«
    »Vielleicht ist es ihnen aber auch egal, ob sie eins haben oder nicht. Sie haben Winzhäuschen. Na und?«
    »Vielleicht hätten sie aber auch nichts dagegen, größere Häuser zu haben. Und eine neue Schule und ein Gesundheitszentrum. Was ist denn los? Ich meine ja bloß.«
    »Ach egal«, sagte er.
    Wir waren wieder zwischen den Bäumen. Die Strahlen der Sonne wurden verschluckt. Es war so dunkel, als ginge der Tag schon zu Ende.
    »Ich weiß, Indianer machen sich nichts aus Geld, nicht so wie

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