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Himmel voll Blut - DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Himmel voll Blut - DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Himmel voll Blut - DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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Sonne stieg hoch und brannte den Rest des Nebels vom See, aber sonst tat sie nicht viel. »Ich kann hier nicht einfach rumsitzen«, sagte ich. »Ich werde so steif, daß ich mich bald nicht mehr bewegen kann.«
    »Verstehe. Vielleicht haben sie Probleme, die alte Mühle gestartet zu kriegen. Ich möchte hier auch nicht länger rumsitzen und den halben Tag vergeuden. Warum gehen wir nicht den Pfad entlang und schauen uns schon mal um?«
    »Wir könnten ihnen eine Nachricht hinterlassen.«
    »Ja, und wir hören ja auch das Flugzeug kommen.«
    »Okay, tun wir das. Hauptsache, wir kommen in die Gänge.«
    Ich fand in der Hütte einen alten Notizblock und sechs Zentimeter Bleistiftstummel, schrieb einige Zeilen für sie und deponierte sie auf der Veranda. Ich legte einen Stein darauf, damit der Zettel nicht weggeweht werden konnte.
    »Okay, zeig mir den Pfad.«
    Wir gingen Richtung Norden, auf einem breiten Weg, der tief in die Wälder führte. Falls ich vergessen hatte, wie weit wir von der Zivilisation entfernt waren, genügte ein Marsch von zehn Minuten durch den Wald um mir das in Erinnerung zu rufen. Es gab überhaupt keine Anzeichen für menschliches Leben, welcher Art auch immer – keines der kleinen Dinge die man sonst an jedem Pfad in den USA findet, wenn man nur genau hinsieht, wie Zigarettenkippen oder Kaugummipapier. Es gab keine hölzernen Wegweiser, keine Markierungen, die man an die Bäume genagelt hatte. Der Pfad gehörte ausschließlich den Tieren. Nichts sprach dagegen, daß er sich seit tausend Jahren nicht verändert hatte.
    Vinnie ging langsam, den Blick auf den Boden vor sich geheftet. Seine Schritte waren völlig lautlos. »Es gibt so viele Bärenspuren hier«, sagte er.
    »Darf ich eine dumme Frage stellen?« sagte ich.
    »Schieß los.«
    »Wie viele Elchspuren hast du schon gesehen?«
    »Keine einzige.«
    »Wie aussichtsreich wird denn dann die Elchjagd hier am See sein?«
    »Das erklärt sozusagen, warum sie keinen mit zurückgebracht haben.«
    »Die anderen Typen, die wir getroffen haben, als wir am ersten Tag gekommen sind, die hatten einen Elch, aber die waren auch an einem anderen See, entsinnst du dich?«
    »Ich entsinne mich. Und jetzt fragst du dich, wieso Albright und seine Jungs überhaupt an diesen See gekommen sind.«
    »Wo es überhaupt keine Elche gibt, in der Tat.«
    »Das ist eine gute Frage.«
    Vor uns bewegte sich etwas. Wir konnten nicht sehen, was es war, aber wir hörten die Bewegung im Unterholz. Dann hörten wir den Ton, denselben Ton, den wir in der vorigen Nacht gehört hatten, als wir vor der Hütte auf der Veranda standen. Es klang wie ein tiefes Grollen, aber mit einem unheimlichen kehligen Pulsieren versetzt. Fast genauso würde ein riesiger Hund klingen, wenn er wie eine Katze schnurren könnte.
    »Vinnie, willst du mir erzählen, daß ein Bär diese Töne von sich gibt?«
    »In der Tat, Alex.«
    »Und wie kommt es, daß ich das noch nie zuvor gehört habe?«
    »Den Leuten ist nicht klar, wie stimmbegabt Bären sind oder wie seltsam sie sich anhören können. Wußtest du, daß bei Bärenszenen im Film meistens das Geräusch eines anderen Tieres unterlegt wird? Von einem Wolf zum Beispiel?«
    »Ist das so?«
    »Und in dieser Jahreszeit, mein Gott, sind einige von den Bären wie wild aufs Fressen. Sie müssen sich vor dem Winter noch ordentlich Fett zulegen.«
    »Der Bär, den wir letzte Nacht gesehen haben, im Dunkel war das schwer auszumachen, aber es sah ganz so aus, als hätte er ein braunes Fell gehabt.«
    »Ich bin sicher, daß es kein richtiger Braunbär war. Schwarzbären können durchaus ein braunes Fell haben.«
    »Und woran erkennt man den Unterschied?«
    »Am Gesicht. Und an der Größe. Die braunen sind größer.«
    »Wenn du es sagst, Vinnie. Ich weiß nur, daß ich noch nie zuvor ein vergleichbares Geräusch gehört habe.«
    Wir waren dem Pfad vielleicht fünf Kilometer gefolgt, als wir an eine Gruppe von Weißbirken kamen. Die Blätter waren schon lange abgefallen. Durch die nackten Äste fiel das kalte Sonnenlicht auf den Boden.
    »Hier haben wir gestern angehalten«, sagte Vinnie. »Siehst du alle die Spuren auf dem Boden?«
    Ich bückte mich und sah es mir an. »Alles, was ich erkennen kann, sind Bärenspuren.«
    »Klar, aber daneben. Hier, an den Seiten.« Er zeigte einen knappen Meter neben den Pfad, an den Fuß der größten Birke. »Aber paß auf, wo du hintrittst.«
    »Das hört sich ja an, als müßten wir einen Tatort sichern.« Dann kapierte

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