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Himmel voll Blut - DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Himmel voll Blut - DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Himmel voll Blut - DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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die Sonne unter und färbte den Himmel in tiefen Schattierungen von Rot und Orange. Vinnie und ich saßen am Feuer, aßen weitere Salamibrote und leerten die restlichen Bier- und Colaflaschen.
    »Ein schöner Himmel«, sagte Vinnie. »Vielleicht hat Tom gerade hier gesessen und ihn betrachtet.«
    »Was du da gesagt hast, daß du ihn hier spürst, meinst du das wirklich?«
    »Ja«, sagte er. »Glaubst du mir nicht?«
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    »Tom und ich haben uns oft gezankt und geprügelt, als wir Kinder waren. Meine Großmutter hat uns immer gesagt, wir sollten uns nicht streiten, weil wir dasselbe Blut in unseren Adern hätten. Jeder von uns sei ein Teil des anderen. Damals habe ich ihr nicht mal richtig zugehört. Ich wünschte, ich könnte jetzt mit ihr sprechen. Sie wüßte, was zu tun ist.«
    »Du tust doch schon alles, was du kannst.«
    Er legte weiteres Holz aufs Feuer. Ein trockener Kiefernast platzte und sandte Funken in die Luft. Der Himmel wurde dunkler.
    »Es wird kalt«, sagte ich. »Wir sollten sehen, daß wir etwas Schlaf bekommen.«
    »Geh du schon. Ich lösche das Feuer.«
    Ich ging nach drinnen und nahm einen der Töpfe vom Herd, säuberte ihn so gut wie möglich und ging dann zum See, um darin Wasser zu holen. Ich erhitzte es auf dem Propanherd und wusch mir das Gesicht. Dann entrollte ich einen der Schlafsäkke auf einer der unteren Kojen und stieg hinein; meine zusammengerollte Jacke diente mir als Kissen. Eine Weile lag ich so da, lauschte in die Nacht und fragte mich, wann Vinnie wohl käme.
    Ich mußte eingeschlafen sein. Einige Zeit später erwachte ich in völliger Dunkelheit. Ich griff nach der Taschenlampe auf dem Boden und leuchtete den Raum aus. Vinnie war nicht da. Irgendwo in meiner Nähe war ein kratzendes Geräusch. Ich konnte nicht ausmachen, woher es kam. Es klang wie …
    Die Wand direkt an meinem Bett. Irgend etwas schabte an der Wand, aber nichts Großes. Es war ein fast unhörbares Geräusch, wie ein Flüstern. Hier, dann hier, dann hier … An der ganzen Wand.
    Nein. Es war in der Wand. Ich legte mein Ohr daran und lauschte. Ich hörte das Kratzgeräusch, als würde es tausendfach gemacht, und immer anders, und dann hörte ich ein tausendfaches leises Quieken.
    Ich kletterte aus dem Schlafsack. Der Holzfußboden war kalt unter meinen Füßen.
    »Vinnie?«
    Keine Antwort.
    Ich ging durch den Hauptraum und trat aus der Eingangstür. Vinnie saß auf der Veranda, das Gesicht zum See.
    »Ich bin hier«, sagte er mit ruhiger Stimme.
    »Was machst du hier draußen?«
    »Ich lausche.«
    Am Nachthimmel stand ein Viertelmond. Silberwolken eilten an ihm vorbei. Und dann eine dunklere Wolke, die hinter der Hütte aufstieg und sich in tausend dunkle Fetzen auflöste.
    »Scheiße, das sind Fledermäuse«, sagte ich. »Sie müssen in der Rückwand wohnen. Du solltest die mal da drinnen hören.«
    Er legte den Finger an die Lippen und brachte mich zum Schweigen. Ich lauschte dem Schlagen der Flügel und dem hohen Pfeifen.
    »Die haben bestimmt Winterschlaf gehalten«, sagte er. »Wir müssen sie gestört haben.«
    »Wodurch denn? Wir haben keinen Krach gemacht.«
    » Irgendwas hat sie geweckt.«
    »Ja, klar. Aber jetzt halte ich selbst ein bißchen Winterschlaf. Und du solltest das auch tun.«
    »Ich komme gleich. Geh ins Bett.«
    Ich ging wieder nach drinnen und stieg in den Schlafsack. Die Fledermäuse krochen immer noch in der Wand herum. Ich versuchte mir nicht vorzustellen wie sie übereinander krabbelten und ins Dunkel hinaus flogen. Eine dünne Schicht Sperrholz war die einzige Trennung zwischen mir und ihnen.
    Ich hörte, wie Vinnie hereinkam und sich in die Koje neben mir legte.
    »Du mußtest nicht hierbleiben«, sagte er.
    »Ich stecke so tief drin, Vinnie. Jetzt helfe ich dir auch, bis wir klar sehen.«
    »Ich verstehe dich nicht. Warum machst du das?«
    »Ich habe es deiner Mutter versprochen.«
    »Du weißt, daß das nicht der einzige Grund ist.«
    »Mach dir darüber keine Gedanken. Schlaf lieber.«
    »Ich weiß, daß du nicht gerne darüber sprichst«, sagte er, »aber da ist etwas in dir drin, das dich dazu zwingt, solche Dinge zu tun.«
    »Klar, da gibt es was.«
    »Mir ist das ernst, Alex. Du kannst manchmal eine richtige Zumutung sein, aber letztlich bist du der treueste Mensch, den ich je getroffen habe.«
    »Vinnie, ich habe nicht sehr viele Freunde, okay? Da will ich denen, die ich habe, auch die Stange halten.«
    »Okay«, sagte er. »Okay, das klingt

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