Himmelsbett - Neue schwedische Liebesgeschichten
diesen Augenblicken. Beim
fünften Stoß begann es dir zu kommen, während der Pfarrer
vergebens versuchte, mit dir Schritt zu halten. Und es kam dir in
einem fort, das Laken ruckte unter dir hin und her wie ein unbe
deutender Fetzen, du hieltest dich an den Bettpfosten fest und
stemmtest dich gegen den Bettrand, bis Knöchel und Zehen weiß
wurden, du bissest in das Kissen mit deinen herrlichen weißen
Zähnen. Jetzt warst du es, die den Pfarrer vögelte, er hüpfte auf
dir herum wie ein Hobelspan in einem Wasserfall, ja, wie ein
Lotusblatt wurde er von Katarakt zu Katarakt geschleudert. Du
lachtest glucksend, dein Gelächter ging in Schreie über, in heisere
und in durchdringende Schreie. Du krümmtest dich wie in uner
träglichen Krämpfen, und der Krampf wurde von dem milden,
üppigen Regen aufgelöst. Aber er kam immer wieder, nie und
nimmer wolltest du innehalten!
Die Augen standen ihr aus dem Kopf, blutunterlaufen und
verdreht, sie schielte vor Seligkeit, als der letzte, unerträgliche
Orgasmus sich mit einem stechenden, langen Zittern ankündigte,
als sei sie über ein Waschbrett geschleift worden.
»Weiter ‘rein! Weiter ‘rein!« schrie sie mit ihren letzten Kräf
ten. »Tiefer! Tiefer! T-i-e-f-e-r!«
Ein Wimmern, das sich zum Schrei steigerte, und sie wurde
mit solcher Kraft rückwärts gegen ihn geschleudert, daß er die
Stellung nicht halten konnte, sondern auf den Boden taumelte.
Dort stand er dann einsam auf den Steinfliesen mit seinem glän
zend blanken Ständer, nach nur halb vollendetem Werk. Sie aber
brach auf dem Bett zusammen, sank in die Vertiefung der Ma
tratze und blieb japsend dort liegen, als gäbe es im ganzen Welt
raum nicht Luft genug für sie.
Es folgte ein langes Schweigen. Sylfidias Atem wurde ruhiger,
sie hob den Kopf und sah sich mit matten, schuldbewußten
Augen um. Ihre Wangen waren naß von Tränen, in denen das
klare Licht vom Fenster glitzerte. Sie steckte die Zunge vor und
leckte sich langsam eine Träne ab.
»Es ist dem Herrn Pfarrer wohl auch dieses Mal nicht ge
kommen?«
»Nein. Es ging nicht besser als beim vorigen Mal.«
»Ach, welch ein Jammer! Mir ist es hundertmal gekommen!«
Sie lächelte, das Lächeln ging in ein Gähnen über, sie streckte
die Arme über den Kopf, und ihre Brüste traten so stolz und
glänzend hervor wie zwei Batterien. Der Pfarrer starrte sie wie
verhext an, als wolle er sie ihr abreißen und sie verschlingen,
seine Finger krümmten sich unwillkürlich. Doch er bezwang sich,
noch einmal konnte er sie unmöglich besteigen.
»Soll ich ihn mir von ihr ablutschen lassen?« erwog er und sah
auf seinen unbezwinglichen Ständer hinab. »Wie dumm du aus
siehst. Kriegst du denn nie genug?«
»Aber das ist ja entsetzlich, was sollen wir bloß machen? –
Jetzt weiß ich es, Herr Pfarrer, ich hole Mutter Maria! Der Herr
Pfarrer können sich wieder hinlegen, ich sage, Hochwürden seien
krank…«
Sie schlüpfte in ihr Kleid und sprang aus dem Zimmer, leicht
wie eine Hindin. Seufzend schickte sich der Pfarrer an, das ram
ponierte Bett zu machen, dann legte er sich mit besorgter Miene
hin… »Vielleicht bin – ich wirklich krank.« Er fühlte sich tatsäch
lich nicht wohl. Er holte sein Gebetbuch mit dem schwarzen
Einband und goldenem Kreuz hervor und legte es über die
lästige Wölbung der Bettdecke, vielleicht mit einer etwas unkla
ren Vorstellung, der Herrgott würde ihm persönlich zu Hilfe
eilen.
Und siehe, kaum hatte er das getan, da kam der Küster ‘ her
ein – ohne anzuklopfen, beschwipst wie gewöhnlich und rülp
send von dem scheußlichen, süßen Abendmahlwein – um sich
die Lieder zur Vesper geben zu lassen.
»124, 308 und 376«, improvisierte der Pfarrer.
»Ist dem Herrn Pfarrer nicht wohl? Ich sehe, der Herr Pfarrer
liegen im Bett?«
»Mir ist nicht ganz wohl.«
»Ja, dann wird jedenfalls nichts aus all dem Kram, dann läute
ich nicht zur Vesper. Denn sehn Sie, ich hab’ unsern lieben
Herrn Pfarrer so schrecklich gern. Ist’s was mit dem Magen?«
»Ja, so in der Gegend.«
»Wenn es so bestellt ist, dann sollten sich der Herr Pfarrer
aber wirklich einen kleinen genehmigen. Das hilft, so wahr ich
hier stehe. – Aber ich zieh’ an keinem Glockenstrang, bevor
unser lieber Pfarrer wieder auf den Beinen ist, das schwöre ich.
Und wenn die Leute kommen und in die Kirche wollen, dann
hebe ich nur die Hand: so. Und dann frage ich, wo die hinwollen.
›Wir wollen zur Vesper‹, antworten die sicher.
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