Himmelsfelsen (Krimi-Edition)
auch der Fronbauer ist nicht mehr aufgetaucht.«
»Ist denn zu befürchten, dass der nochmals antanzt?«, fragte Saalfelder leicht gereizt.
»Keine Ahnung. Ihr meldet euch, wenn ihr am Aichelberg seid, okay?«
»Geht klar«, bestätigte Saalfelder und schaltete das Handy ab.
Susann schaute ihn an: »Und nun?«
»Uns wird schon was einfallen«, knurrte Saalfelder unwirsch, »jedenfalls lassen wir uns von dem verdammten Schnüffler die Tour nicht vermasseln, das steht fest.«
Während auch über Ulm langsam die Sonne nah am westlichen Horizont stand und sich nun dunkle Wolkenberge aufzutürmen begannen, wurden im ›High-Noon‹ die Vorbereitungen für die Nacht getroffen. Jetzt, kurz nach neun, war das Personal bereits damit beschäftigt, Gläser und Getränke herzurichten. Noch wurde das Lokal von den grellen Scheinwerfern beleuchtet. Die vier jungen Bedienungen, alle einheitlich mit schwarzen h otpants und schwarzen T-Shirt bekleidet, die auf dem Rücken die weiße Aufschrift ›High-Noon‹ trugen, legten Tischtücher aus. Der Discjockey hantierte eifrig hinter seinem rustikalen Bretterverschlag, der sich etwas erhöht in einer Ecke des Raumes befand. Hinter den großen Tresen der Bars rückten jeweils zwei Männer Flaschen zurecht, prüften den Inhalt der Kühlschränke oder stellten die wichtigsten Gläser bereit. Unterdessen hatte Manager Eric Flinsbach seine engsten Mitarbeiter zu einem kurzen Gespräch in eines der Büros gebeten.
»Wir haben eine ungute Situation«, begann er, während er sich in seinem Bürosessel zurücklehnte. Vor ihm standen vier Männer, allesamt ungewöhnlich kräftig und groß: Der Kassierer, der die ganze Nacht über am Eingang saß, der Türsteher, der am großen Hauptportal dafür sorgte, dass keine ungebetenen Gäste kamen, ein Kellner, der das Service-Personal unter sich hatte, und ein weiterer Mann, der normalerweise nie im Lokal zu sehen war. Sie spürten, dass etwas geschehen war, was ihren ansonsten so coolen Manager verunsicherte.
»Unser Chef ist tot«, sagte Flinsbach kurz. Die Männer waren sprachlos. Es dauerte einige lange Sekunden, bis der Kellner die Stille durchbrach: »Das ist ja entsetzlich. Wie ist das passiert?«
»Er ist heute Morgen von einem Felsen gefallen, beim Joggen.«
»Ein Unfall?«, fragte der Türsteher, der mit verschränkten Armen vor dem Schreibtisch stand.
»Ich hab’ noch nichts Gegenteiliges gehört«, sagte Flinsbach.
»Und was bedeutet das für uns?«,wollte jener Mann wissen, der innerhalb der Diskothek kein Aufgabengebiet hatte. Er sprach zwar deutsch, jedoch mit osteuropäischem Dialekt.
»Es sieht danach aus, als würde Geralds Bruder hier das Regiment übernehmen«, erwiderte Flinsbach mit versteinerter Miene und schaute die Männer nacheinander an. Alle schienen weniger vom Tod ihres Chefs geschockt zu sein, als viel mehr von den Folgen, die sich daraus ergeben könnten. »Er war schon da«, fügte Flinsbach hinzu.
»Er war schon da?«,staunte der Kassierer, der im Türrahmen lehnte.
»Ja, er hat hier schon rumgeschnüffelt, heut’ Nachmittag, ist dann aber plötzlich wieder verschwunden. Ich hab’ keine Ahnung, ob der heut’ nochmals hier aufkreuzt«, erklärte Flinsbach und spielte nervös mit einem Kugelschreiber.
»Und Harry ist noch auf Autobahn?«,erkundigte sich der Osteuropäer.
»Um das geht’s«, stellte Flinsbach fest, »wir müssen unter allen Umständen vermeiden, dass es ein Zusammentreffen gibt.«
»Wir sind telefonisch in Kontakt. Mit anderen Worten: Ihr müsst genau beobachten, wer hier heute ein- und ausgeht. Sobald der Bruder auftaucht, will ich informiert werden. Ist das klar?«
Die Männer nickten betroffen.
»Und die Bullen?«, fragte der Türsteher mit zusammengekniffenen Augen.
»Bisher gibt’s dafür keinen Grund. Sie gehen von Selbstmord aus, zumindest ist dies der Stand von heut’ Nachmittag.«
»Und wenn kein Selbstmord?« Der Osteuropäer schien verunsichert.
»Dann werden die Bullen früher oder später natürlich auch bei uns auftauchen und dusslige Fragen stellen.«
Der Kassierer ließ seinen Gefühlen freien Lauf: »Scheiße, verdammte Scheiße.«
»Kein Grund zur Panik, Jungs«, sagte Flinsbach beruhigend. »Mir ist nur daran gelegen«, fuhr er fort, »dass heute und in den nächsten Tagen hier drin äußerste Vorsicht geboten ist. Ganz normaler Betrieb, nichts Auffälliges. Und sofort Meldung, wenn ein Verdächtiger auftaucht. Ist das klar?«
14
Der erste Blitz zuckte am
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