Himmelsfelsen
recht, Jack«, versetzte Saalfelder
und nahm einen Schluck aus seinem Glas.
»Also, pass’ auf«, fuhr Jack fort, »wir machen
das wie immer. Wenn die Kohle hier auf dem Tisch liegt, cash und bis zum letzten
Cent, ich nehm doch an, du hast sie dabei, dann läuft das übliche Programm ab: Kleinbus
in der Tiefgarage und ab geht die Post zur Donau. Und zwar heute Abend, im Schutze
einer Sommernacht.« Jack betonte den letzten Satz, als verlese er eine romantische
Geschichte.
»Nicht hier drin«, entgegnete Saalfelder, »das
ist mir zu heiß. Drunten in der Tiefgarage.«
Jack überlegte, blickte zum Kleiderschrank
hinüber und willigte zögernd ein.
Saalfelder war zufrieden, fügte dann aber hinzu:
»Der Chef will, dass ich den Transport begleite.«
Jack runzelte die Stirn, was Saalfelder trotz
des fahlen Lichts erkennen konnte. »Wie? Du willst bis heute Abend bleiben?«
»Ja. Stört dich das? Wir haben in Frankfurt
noch was zu erledigen und außerdem«, das fügte er grinsend hinzu »werden wir uns
schon die Zeit vertreiben.«
»Das kann ich mir vorstellen«, sagte Jack und
sah, wie die Schöne wieder lächelte. Sie schien ohnehin nur zu lächeln. Gesagt hatte
sie noch kein einziges Wort.
Jack fuhr fort: »Ich weiß zwar nicht, was dieses
komische Gehabe von deinem Boss jetzt soll, aber wenn er drauf besteht, hab’ ich
da kein Problem damit. Nur die Knete muss stimmen, hast du das kapiert?«
»Keine Sorge«, sagte Saalfelder, »ich will
auch gar nicht sehen, wer die anderen sind, verstehst du? Ist uns scheißegal. Ich
will nur sehen, dass der Transport klar geht, und Susann und ich zuckeln dann mit
unserem Porsche hinterher, immer schön mit Abstand, damit nichts auffällt.«
»Ihr könnt mit dem Fahrer in Handy-Kontakt
bleiben, meinetwegen, hab’ da kein Problem, glaub’ mir.«
»Na also, dann sind wir uns ja einig.«
»Und die Kohle?«
»Heut’ Abend, wenn’s losgeht, cash auf die
Hand, wie mit dem Chef vereinbart.«
»Okay, sagen wir um neun hier?«
»Okay, Jack, wir kommen als Gäste rein, dezent
unauffällig, und wir erledigen die Sache unten.«
»Geht klar.«
»Hat die Dame eigentlich auch eine Stimme?«,
fragte Jack.
Susann lächelte. »Klar doch, was hast du denn
gedacht?«
»Dir zuliebe würde ich grad mal nach Ulm kommen«,
meinte der und ließ seinen Blick anzüglich über ihre Schenkel wandern.
»Tu’s doch, ich würd’ mich freuen«, hauchte
die.
»Freu dich nicht zu früh, Mädchen, unsereiner
hat nämlich seine eigenen Vorstellungen …«
Sie standen auf und verabschiedeten sich. Auch
der Kleiderschrank, der noch immer hinterm Tresen gewerkelt hatte, schüttelte ihnen
die Hände. Er entriegelte wieder die Eingangstür und entließ die beiden Gäste in
die Hitze des Vormittags.
»Noch’n schönen Tag in Frankfurt«, rief Jack
ihnen nach.
»Werden wir haben«, erwiderte Harry.
»Und denkt dran: Es ist ganz schön heiß, heut«,
hörten sie Jacks Stimme, die dann in ein breites Lachen überging.
August Häberle, der Kripo-Beamte, den nichts so schnell erschüttern
konnte, war von Eybach aus zu seinen Außenstellen-Kollegen nach Geislingen gefahren.
Die hatten inzwischen auch ihre Arbeit aufgenommen und ließen sich von dem nächtlichen
Bereitschaftsdienstler, der den ganzen Kreis Göppingen abdecken musste, über die
Vorkommnisse in Eybach informieren. Die Beamten staunten zunächst über den mutmaßlichen
Namen des Opfers. Sie alle kannten schließlich den Bruder, den Stadtrat, für den
der Selbstmord, wie sie allesamt meinten, ein schwerer Schlag sein musste.
Häberle machte deutlich, was er von diesem
erwartete: »Er muss ihn identifizieren. Möglichst schnell. Allerdings ist er unterwegs.
Seine Sekretärin versucht ihn zu erreichen. Ich hab’ ihr gesagt, er solle sich bei
uns melden.«
Vier Kripo-Kollegen hörten aufmerksam zu. Darunter
auch Franz Walda, der Leiter der Kriminal-Außenstelle.
Walda, ein stattlicher Mann mit spärlichem
blonden Haarwuchs und durchtrainiertem Körper, war stets erfreut, wenn er auf die
hohe Aufklärungsquote in seinem Zuständigkeitsbereich verweisen konnte. Kollegen
aus den Großstädten hielten ihm allerdings vor, dass die Qualität der Kriminalfälle
auch keinesfalls mit jener von Frankfurt oder Berlin zu vergleichen sei. Wenn man
den Beamten ärgern wollte, dann brauchte man ihm nur zu bedenken zu geben, dass
›die paar Hasendiebstähle‹ locker aufzuklären seien.
»Und, wie sieht’s aus, Kollege Häberle. Kommt
da was
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