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Himmelsfelsen

Himmelsfelsen

Titel: Himmelsfelsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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den Fall noch heute abschließen«,
meinte Linkohr.
    »Jetzt schauen wir kurz auf dem Parkplatz da
unten vorbei«, erläuterte Häberle sein weiteres Vorhaben.
    Sie erreichten das Tal, wo sich an der Abzweigung
nach Eybach ein größerer Parkplatz befand. Häberle erklärte, worum es ihm ging:
»Hier dürfte der Fronbauer seine Jogging-Tour begonnen haben, denn hier führt auch
der Wanderpfad zur Hochfläche rauf. Wenn’s denn so ist, müsste er hier sein Auto
abgestellt haben.«
    Der Kripo-Audi mit dem zivilen Göppinger Kennzeichen
rollte auf die Parkfläche, auf der gut ein Dutzend Fahrzeuge standen. Der Asphalt
war unter der Hitze des Tages weich geworden, löste sich stellenweise bereits in
eine dunkelblaue Masse auf.
    »Tja«, machte Häberle, »welche Karosse könnte
es denn sein. Hat er sie an seinem Wohnort oder in Ulm zugelassen? Es kann also
sowohl ein Göppinger, als auch ein Ulmer Kennzeichen haben.«
    »Ich tipp’ auf Letzteres«, meinte Linkohr,
»als Geschäftsmann hat er seinen Wagen sicher aufs Geschäft zugelassen, wegen der
Steuer.«
    »Sehr gut kombiniert«, lobte Häberle und kurvte
an den stehenden Autos vorbei. Zwei hatten ein Ulmer Kennzeichen: Ein grüner VW-Polo
und ein schwarzer BMW der gehobenen Serienklasse. »Ich tippe auf den BMW«, sagte
Linkohr.
    Häberle drückte am Handy einige Tasten. Es
meldete sich die Dame der Datenstation. Häberle gab das Kennzeichen durch und bat
um eine Halterfeststellung. Augenblicke später war klar, dass der junge Kollege
Recht hatte. Durch den Lautsprecher tönte die Frauenstimme: »Zugelassen auf ›High-Noon‹
Gaststättenbetrieb, Ulm, Inhaber Gerald Fronbauer, soll ich buchstabieren?«
    Häberle lehnte dankend ab und beendete das
Gespräch.
    »Komm’, das will ich mir mal anschau’n«, sagte
er dann und stieg mit seinem Kollegen aus dem brütend heißen Wagen. Draußen ging
kein Windchen, die Luft schien über der Asphaltdecke zu kochen.
    Sie gingen um den BMW herum und bückten sich
ganz nah an die Scheiben heran, um zu erkennen, was sich im Innenraum befand. Ein
nagelneuer Wagen, stellte Häberle fest. Im Fußraum des Fahrers standen Halbschuhe.
Vermutlich hatte sie der Mann gegen seine Joggingschuhe getauscht. Auf dem Rücksitz
lagen eine Sporttasche, zwei Aktenordner und mehrere Schnellhefter, außerdem eine
dunkelbraune Jacke.
    »Kein Abschiedsbrief zu sehen«, meinte Linkohr.

8
     
    Hans Geiger, Landwirt mit Leib und Seele, mit einem von Wind und Wetter
gegerbten Gesicht, war einer der größten Bauern in Stötten. Obwohl knapp vor dem
Ruhestandsalter, bewirtschaftete er den Hof mit seiner Ehefrau noch immer allein.
Die Kinder hatten sich anderen Berufen zugewandt und sich drunten in der Stadt Appartements
gemietet. Geiger liebte seinen Beruf, obwohl er ihn zunehmend als Knochenarbeit
empfand. Er hatte in der Hitze des Vormittags mehrere Wagenladungen Mist abtransportiert.
Drüben am Waldrand, rund einen Kilometer von seinem Bauernhof entfernt, wollte er
dieses natürliche Düngemittel eine Zeitlang deponieren. Es war kurz vor ein Uhr,
als er verschwitzt und mit den Gerüchen des Stalls umgeben zu seiner Frau in die
spärlich eingerichtete Wohnküche kam. Er war wortkarg und passte damit genau zum
Klischee, wie es dem Albbauern anhaftete.
    Auf dem Herd dampfte ein Topf.
    »Gibt’s was Neues?«, fragte der Älbler, während
er sich an die Oberkante des alten Tisches setzte.
    »Im Radio hat’s g’heißa, heut’ morga sei einer
vom Himmelsfelsen g’falla«, erwiderte die Bäuerin eher beiläufig. Sie hatte ihr
ganzes Leben auf dem Land verbracht. Jetzt, mit knapp 60, konnte sie so schnell
nichts mehr erschüttern. Ihre Welt war Stötten, der Bauernhof, das Vieh.
    Er horchte auf. »Und, tot?«
    »Ja, aber i hab’ no net g’hört, wer’s isch.
Irgend so a Frühsportler halt.«
    »Do rennet ja zu alle mögliche Tageszeite Leut’
durch da Wald, des isch richtig modern g’worda. Die Leut’ hent z’wenig zu schaffa,
sitzat da ganze Tag bloß auf ihre Bürostühl’«, nörgelte ihr Mann und schenkte sich
aus einem Steinkrug Most in ein Glas.
    »Städter halt«, sagte seine Frau und rührte
in ihrem Topf, »wenn die körperlich schaffa müsstet, wie mir, no kämat die net auf
solche Idea.«
    Er knurrte etwas, das im lauten Brodeln des
Topfes unterging.
    Die mittägliche Unterhaltung der beiden Eheleute
verlief meist ziemlich wortkarg. An Tagen, an denen gutes Wetter herrschte, kam
der Mann erst kurz vor ein Uhr von seinen Feldern

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