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Himmelsfelsen

Himmelsfelsen

Titel: Himmelsfelsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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»Ich aber«, so fuhr er fort, »hab’ gar nichts
gehört. Aber wir schlafen ja auch zur anderen Seite raus.«
    »Und weiß man, weshalb der Mann runtergestürzt
ist?«
    »Keine Ahnung, im Radio kam jedenfalls noch
nichts Neues, aber meinst du nicht, du solltest dich bei der Polizei melden?«
    »Wie kommst du denn auf diese Idee?«
    »Die Beamten werden nachforschen, wer heut’
früh da oben im Wald war. Und vielleicht finden sie auch heraus, dass dein Wagen
dort gestanden ist.«
    »War es denn Mord?« Der Alte blieb mit aschfahlem
Gesicht stehen.
    »Nein, das heißt, ich weiß es nicht. Aber bevor
du in eine Sache reingezogen wirst, wäre es besser, du meldest dich selbst.«
    »Nur, weil ich im Wald war und nach dem Wild
Ausschau gehalten habe? Kommt nicht in Frage, ich beschäftige mich nicht unnütz
mit Polizeikram.«

6
     
    August Häberle, der erfolgreiche Ermittler, war mit seinem jüngsten
Kollegen Mike Linkohr im weißen Kripo-Audi auf die Albhochfläche hinaufgefahren.
Das war ein Termin nach ihrer beider Geschmack. Sie liebten es, vor Ort zu recherchieren.
Nichts hassten sie mehr, als endlose Protokolle zu schreiben oder zu lesen und Aussagen
zu vergleichen.
    Häberle war direkt von Geislingen über die
Stöttener Steige zur Hochfläche gefahren. Auf halber Strecke zwischen der Steilstrecke
und dem Ort Stötten bog er rechts in einen asphaltierten Feldweg ein. »Es ist äußerst
wichtig, die Landschaft in seinem Zuständigkeitsbereich zu kennen«, erklärte er
dem jungen Kollegen auf dem Beifahrersitz. »Schleichwege, Abkürzungen, all das muss
ein guter Kriminalist kennen. Man muss radeln und wandern, alles erkunden, nicht
bloß vor den Computer hocken und Daten abgleichen.«
    Der junge, ehrgeizige Kollege hörte aufmerksam
zu. Er sah es genauso und war froh, auf einen erfahrenen Kriminalisten gestoßen
zu sein. Linkohr wunderte sich allerdings, dass Häberle mit seinem Job in der Provinz
zufrieden war. Aber wahrscheinlich wäre er in der Großstadt im Paragraphen-Gestrüpp
versauert. Dort, das sagte Häberle auch immer wieder, wenn er sich den Frust von
der Seele reden musste, »ist Schwätzen gefragt, nicht Können.« Seinen Lieblingssatz
kannte Jung-Kriminalist Linkohr ziemlich schnell: »Die wichtigsten Posten in dieser
Republik sind von Schwätzern besetzt.«
    Der Wagen rollte jetzt langsam auf den Waldrand
zu, in dem die Ebene in den Steilhang überging.
    »Wissen Sie, Kollege, das Leben findet nicht
am Schreibtisch statt, sondern hier draußen. Hier werden die Fälle geklärt«, sagte
Häberle.
    Der junge Mann wollte seinem Chef nur ungern
widersprechen, entsann sich jedoch seiner Ausbildung, in der die modernen Methoden
der Kriminaltechnologie erläutert worden waren. Die DNA-Analyse, mit der aus kleinsten
Hautpartikeln, die am Tatort gefunden wurden, nahezu das komplette Erbgut ermittelt
werden konnte, jener genetische Fingerabdruck, von dem in jüngster Zeit so viel
die Rede war. Oder die unglaublichen Möglichkeiten, die sich heutzutage den Gerichtsmedizinern
boten. Wer sich näher damit befasste, müsste eigentlich zu dem Entschluss kommen,
dass es den perfekten Mord gar nicht geben kann.
    Deshalb entgegnete Linkohr, als Häberle gerade
ziemlich flott links in einen anderen Feldweg abbog: »Aber die moderne Technik gehört
auch dazu.«
    »Klar, da haben Sie Recht. Aber bevor die Jungs
in ihren weißen Kitteln tätig werden können, brauchen sie Spuren, Beweismittel,
und die muss jemand herbeischaffen.« Häberle konnte sich in dieses Thema hineinsteigern.
Ein Berufsleben lang hatte er gepredigt, wie wichtig die Praxis sei, doch nach oben
geklettert sind nur jene, die »eine große Gosch hatten«, pflegte er zu sagen.
    Er stoppte den Wagen, als der Asphalt endete
und der Weg in einen schmalen Waldpfad überging. »Jetzt heißt’s aussteigen«, sagte
Häberle und wischte sich mit der flachen Hand den Schweiß von der Stirn. ›High-Noon‹,
sagte er, »zwölf Uhr mittags, die Sonne steht in Mitteleuropa jetzt am höchsten.«
    »Ja, in drei Tagen ist Sommeranfang«, ergänzte
Link-ohr.
    »Jetzt geht’s hier lang«, sagte Häberle und
wies in den Wald hinein. Er schloss den Wagen ab und ging voraus. Am Wegesrand ragten
die Halme in die Höhe, im Wald die Brennnesseln und eine Vielzahl von Stauden, um
die Bienen, Wespen und Hummeln kreisten. Das frische grüne Blätterdach des Waldes
spendete kühlenden Schatten.
    »Sie wissen gar nicht, was Sie verpassen, wenn
Sie hier nicht wandern. Gerade an

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