Himmelsfelsen
hier der Manager?«, fragte Häberle.
»Ja.«
»Aber Eigentümer ist Gerald Fronbauer?«
»Ja, er hat das hier vor einigen Jahren gekauft.«
»Und Sie sind seine rechte Hand?«
»Nicht ganz«, erklärte Flinsbach und sah beim
Blick zum Fenster, wie draußen die Blitze jetzt immer heftiger zuckten. Das Donnergrollen
war nicht zu hören, weil es von der Disco-Musik übertönt wurde.
»Da gibt es noch jemanden?«, fragte Häberle.
»Ja, den Herrn Saalfelder, der ist Fronbauers
eigentlicher Stellvertreter.«
»Und wo ist Herr Saalfelder jetzt?«
»Unterwegs, geschäftlich«, Flinsbach machte
eine kurze Pause, »er engagiert die Bands für unsere Live-Abende. Meist am Wochenende.
Ich kann Ihnen aber beim besten Willen nicht sagen, wo er heute hingefahren ist.«
»Man kann ihn nicht erreichen?« Häberle stutzte.
»Leider nein, er hat eine neue Handynummer,
die er mir aber nicht gegeben hat.«
Häberle lauschte auf das Wummern der Bässe
und sah, wie Flinsbach mit einem Kugelschreiber spielte. »Was glauben Sie, wer könnte
einen Grund gehabt haben, Herrn Fronbauer umzubringen?«
Flinsbach überlegte. »Der Gerald war ein feiner
Mensch. Er hat den Laden hier nicht auf Kosten anderer aufgebaut. Er war immer darauf
bedacht, dass wir uns als Team fühlten. Da können Sie jeden hier fragen.«
»Und Geschäftspartner? Gibt’s Konkurrenten
oder so was? Es ist doch kein Geheimnis, dass es in dieser Branche nicht immer so
feinfühlig zugeht …“
»Sie haben natürlich Recht. So ein Lokal zieht
erfahrungsgemäß nicht nur bestes Publikum an. Aber wir haben es so organisiert,
dass es keine Schwierigkeiten gibt. Sie haben ja gesehen: Türsteher und Kassierer.
Und drinnen haben wir auch genügend Personal, ganz ordentliches übrigens, da können
Sie über jeden Einzelnen Nachforschungen anstellen.«
»Drogen? Kein Rauschgift?«, fragte Häberle
spontan.
Flinsbach schien bestürzt: »Wo denken Sie hin!
Nichts, gar nichts, absolut clean. Keine Razzia, nichts, da können Sie Ihre Kollegen
vom Ulmer Rauschgift-Dezernat fragen.«
»Und Prostitution?«
Flinsbach lehnte sich zurück. »Wir sind ein
absolut seriöses Haus. Natürlich können wir nicht für jeden Gast die Hand ins Feuer
legen. Was die Leute außerhalb tun, entzieht sich unserer Kenntnis. Das wissen Sie
genau so gut, wie ich.«
»Hatte Herr Fronbauer Bekannte, Freunde? Hat
er sich mit manchen Personen öfters getroffen, als mit anderen?«
»Natürlich gibt es Stammgäste, mit denen man
mal plaudert. Aber ich glaub’, der Gerald hat, was die geschäftliche Seite anbelangt,
stets Distanz bewahrt.«
»Und Frauen?«
»Na ja, wissen Sie, Gelegenheit zu einem Abenteuer
gibt’s hier durchaus, wie Sie sich denken können.«
»Freundin?«
»Nicht, dass ich wüsste. Nein, zumindest in
jüngster Zeit war da nichts.«
»Und was hat Herr Fronbauer gemacht, wenn er
nicht hier war?«, fragte Häberle und lehnte sich nun auch zurück.
»Woher soll ich das wissen? Er hat ja nach
wie vor in Geislingen gewohnt, das wissen Sie sicher. Er ist nach Geschäftsschluss
heimgefahren, meist frühmorgens. Ich glaub’, auch sein ganzer Freundes- und Bekanntenkreis
ist dort.«
»Gab es etwas, was ihn in letzter Zeit beschäftigt
hat, bedrückt oder genervt?«
Flinsbach überlegte kurz. »Kann ich Ihnen nicht
sagen. Mir ist jedenfalls nichts Außergewöhnliches aufgefallen.«
»Okay, das ist vorläufig alles«, sagte Häberle
und erhob sich, »Sie haben sicher nichts dagegen, wenn ich nochmals rübergehe. Ich
will mir einen Eindruck verschaffen.«
»Selbstverständlich, lassen Sie die Atmosphäre
in Ruhe auf sich wirken.«
Häberle bedankte sich, verließ das Büro und
ging allein zurück. Im Lokal, wo die Musik immer lauter zu werden schien, entdeckte
er im zuckenden Laserlicht eine leere Zweier-Sitzgruppe, die rechts des Eingangs
stand. Dort ließ er sich nieder und bestellte eine Cola. Er beobachtete die Pärchen
an den Nebentischen und blickte zu den Tanzflächen hinüber, die jetzt relativ stark
frequentiert waren. Das Publikum, das stellte er fest, war tatsächlich dem gehobenen
Niveau zuzuordnen. Die Kleidung korrekt, die jungen Leute höflich. Häberle wartete
vergeblich, dass auch Flinsbach das Lokal wieder betreten würde. Seltsam, dachte
er sich.
Der Mercedes-Kleinbus war zur Raststätte Gruibingen abgebogen. Saalfelder
hatte sich kurz zuvor mit seinem Porsche in die Kolonne der Lastzüge eingereiht,
um ebenfalls die Autobahn verlassen zu können. Die
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