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Himmelsfelsen

Himmelsfelsen

Titel: Himmelsfelsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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Licht. Blitze zuckten, und das Donnergrollen brach sich im engen
Talkessel vielfach an den Berghängen. Im Gartensaal des Schlosses, wo eine breite
Glastür auf die Terrasse hinausführte, hatte es sich Gottfhilf Graf von Ackerstein
in einem der historischen Sessel bequem gemacht. Der hohe Raum mit der stuckumrahmten
Decke und den großformatigen Ölbildern vieler Ahnen war nur spärlich beleuchtet.
Der Senior-Graf hatte lediglich die Stehlampe angeknipst, die neben seinem Sessel
stand. In einer der Ecken tickte eine große Standuhr. Sie zeigte zehn vor zwölf.
    Der Graf hatte den Sessel so zurechtgerückt,
dass er durch die Scheibe der Terrassentür in den Park hinaussehen konnte. Links
zur Seite befand sich ein gläserner Tisch, auf den er ein Glas Rotwein gestellt
hatte. Der alte Herr blätterte in einem Aktenordner, hielt hin und wieder inne und
studierte Tabellen und Zahlenkolonnen.
    Er hörte, wie der Sturm gegen die altersschwachen
Fenster drückte, wie es überall im Hause heulte und brauste. Er bemerkte deshalb
nicht, wie sein Sohn Friedrich den Gartensaal betrat. Erst als die Tür ins Schloss
fiel, schreckte der Senior-Graf auf.
    »Du bist noch nicht zu Bett gegangen?«, fragte
Sohn Friedrich.
    Der Alte blickte auf. »Nein, wie du siehst.
Ich lass’ mich gerade in Gedanken in die Rocky-Mountains versetzen.«
    »Ja, dein großer Traum rückt näher«, meinte
Friedrich von Ackerstein, ging zur Terrassentür und blickte hinaus. Der Sturm schien
immer kräftiger zu werden. Er zerrte bedenklich an den alten Bäumen.
    »Ich hoffe nur, es lässt sich so finanzieren,
wie wir es besprochen haben«, sagte der Senior.
    »Hast du denn noch immer Zweifel? Wir haben
es doch schon so oft durchgerechnet«, erwiderte sein Sohn, ohne ihn anzusehen.
    »Wenn die Verträge alle so eingehalten werden,
kann nichts schief gehen«, räumte von Ackerstein ein.
    »Und dass dies so ist, davon bin ich jetzt
fest überzeugt.«
    »Eigentlich hast du Recht. Die Sache klingt
sehr seriös.«
    »Und die Leute kennen wir auch«, ergänzte sein
Sohn.
    Sie schwiegen eine Zeit lang und schauten gemeinsam
in den Park hinaus, wo jetzt ein Wolkenbruch niederzugehen schien. Ein Blitz folgte
dem anderen, die Luft war von Donner erfüllt. Auf dem Kiesweg bildeten sich Pfützen.
    »Ich glaub’ auch nicht, dass uns die Sache
von heute Morgen in irgendeiner Weise beeinträchtigt«, sagte schließlich Sohn Friedrich.
    »Wie kommst du denn da drauf?«,staunte der
Vater, legte die Akte auf den Boden und stand auf.
    »Na ja«, sagte sein Sohn und drehte sich zu
ihm hin, »Fronbauers Bruder war das heut’ Morgen, der vom Felsen gefallen ist.«
    Der Graf blieb stehen. »Wie? Das Spektakel
von heute Morgen?«
    »Ja, im Lokalradio hat’s heut’ Abend geheißen,
es sei Mord gewesen.«
    »Mord?«, wiederholte der Senior-Graf, während
wieder ein Donnerschlag das Tal erfüllte.
    »Es gebe Hinweise, dass dieser Fronbauer-Bruder
vom Felsen gestoßen worden sei«, berichtete der Junior-Graf.
    »Das ist ja schrecklich«, sagte sein Vater
und trat jetzt auch näher an die Terrassentür heran. »Hat man gesagt, wer es getan
haben soll?«
    »Nein, sie haben wohl noch keine Spur.«
    Vater und Sohn standen nebeneinander an der
Terrassentür und blickten in den Park hinaus. Im Licht der Halogen-Strahler sahen
sie, dass es wolkenbruchartig regnete. Wieder zuckte ein Blitz.
    In den Donner mischte sich plötzlich der Zwölf-Uhr-Schlag
der Standuhr.
    »Du warst doch heut’ Morgen auch da oben«,
sagte der Junior-Graf jetzt lauter, um den Mitternachtsschlag der Uhr zu übertönen.
Sein Vater schaute ihn an: »Hab’ ich dir doch schon gesagt, ja, und?«
    In diesem Moment ging das Licht aus, im Raum
und auch draußen im Park. Die beiden Männer standen im Finstern.
    August Häberle blickte auf seine Armbanduhr. Es war kurz vor eins.
In der letzten Stunde waren immer mehr Gäste ins ›High-Noon‹ gekommen. Die für seinen
Geschmack ziemlich progressive Musik sorgte für einen ohrenbetäubenden Geräuschpegel.
Er trank den letzten Schluck Cola, der ziemlich abgestanden schmeckte. Im linken
Augenwinkel sah er, wie der Kassierer, der vor dem Eingang saß, in regelmäßigen
Abständen einen Blick in das Lokal warf und dabei auch ihn beobachtete. Sonst war
ihm nichts Außergewöhnliches aufgefallen. Nur dieser Flinsbach, das wunderte ihn,
hatte sich nicht mehr blicken lassen. Besonders bevorzugte Tanzpartner waren offenbar
die jungen Damen, die vor dem Tresen des Discjockeys

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