Himmelsfelsen
saßen. Kein Wunder, dachte
sich Häberle, waren sie doch überaus aufreizend angezogen, mit den kürzesten Röcken,
die er je gesehen hatte, und mit kurzen Höschen.
Aber auch die anderen Gäste fielen durch elegante
und modische Kleidung auf.
Häberle hatte genug gesehen und sich ein Bild
von der Atmosphäre verschaffen können. Die Vernehmungen, die notwendig sein würden,
konnten morgen angegangen werden. Insbesondere interessierte ihn, was Fronbauers
Stellvertreter, dieser Saalfelder, zu sagen haben würde.
Häberle stand auf, nahm den kürzesten Weg zum
Eingang hinüber und durchschritt das Drehkreuz. Der Kassierer lächelte und nickte
ihm zu. »Schönen Abend noch«, sagte Häberle betont höflich und trat ins Freie hinaus.
Dort peitschte ihm der Regensturm entgegen. Blitze zuckten, Donner grollte. Auf
dem großflächigen Parkplatz hatten sich zwischen den Autos riesige Pfützen gebildet,
in denen sich die Straßenlampen spiegelten.
Der korpulente Kriminalist setzte zum Spurt
an, um auf dem Weg zu seinem Auto möglichst wenig Nässe abzukriegen. Doch schon
nach Sekunden spürte er, wie seine Socken und sein Jackett feucht wurden. Als Häberle
seinen Dienstwagen, den weißen Audi, erreichte, klebte sein Hemd bereits triefend
nass an der Brust. Der Kriminalist, den der kurze Spurt überhaupt nicht außer Atem
kommen ließ, setzte sich hinters Steuer und startete den Motor. Er fuhr durch die
lange Reihe der geparkten Autos bis zur Straße, die durch das Gewerbegebiet führte.
Während der Regen auf das Autodach trommelte und die Scheibenwischer selbst mit
der höchsten Tempo-Stufe keine klare Sicht verschafften, rollte der Audi zu den
dunklen Lager- und Fabrikhallen, die sich an die Diskothek anschlossen. Häberle
fuhr einige hundert Meter weiter, sah, wie sich die Bäume im Gewittersturm neigten,
und kehrte dann über eine rückwärtige Straße zu dem Parkplatz zurück. Er bog allerdings
nicht zu ihm ein, sondern blieb rund 150 Meter vom Eingang ins ›High-Noon‹ entfernt
stehen. Wieder zuckten Blitze. Der Regen trommelte unablässig.
Häberle kniff die Augen zusammen und prüfte,
ob er über den großen Parkplatz hinweg das Diskotheken-Portal erkennen konnte. Er
stellte fest, dass der Standort günstig war und offenbar niemand bemerkt hatte,
dass er wieder zurückgekommen war. Deshalb schaltete er das Licht und den Motor
aus. Sofort blieben auch die Scheibenwischer stehen.
Häberle war einem Gefühl gefolgt. Er konnte
sich selbst nicht sagen, weshalb er jetzt noch eine Zeit lang sehen wollte, wer
im ›High-Noon‹ ein- und ausging. Er war lange genug Kriminalist, um auch aus scheinbar
unwichtigen Beobachtungen Schlüsse ziehen zu können.
Es dauerte nicht lange, da öffnete sich das
Portal und ein junges Pärchen kam heraus. Fast gleichzeitig näherte sich ein VW-Golf
von der anderen Seite der Parkplatz-Zufahrt. Der Wagen bog in eine Lücke ein. Durch
den prasselnden Regen hindurch erkannte Häberle, dass nur eine Person ausstieg,
offenbar ein junger Mann, der sofort zum Eingangsportal hinüberrannte und darin
verschwand.
Häberle lehnte sich zurück. Er war jetzt müde.
Ein langer Arbeitstag lag hinter ihm.
Der Daimler-Kleinbus mit dem Frankfurter Kennzeichen war inzwischen
einige Kilometer auf der Autobahn weitergefahren, in Richtung Ulm. Die baustellenbedingt
engen Verhältnisse an der Rastanlage Gruibingen waren den Männern suspekt erschienen.
Saalfelder hatte deshalb vorgeschlagen, zum Rasthaus Aichen auf die Albhochfläche
zu fahren. Dort waren die Parkflächen großzügiger. Ein Kleinbus fiel also nicht
gleich auf. Die beiden Männer und die sieben Frauen blieben sitzen und schauten
wortlos auf den hell erleuchteten Parkplatz. Der Porsche stand etwa 20 Meter entfernt.
Dort hatte Saalfelder seinen rechten Arm um seine Begleiterin gelegt und ihr von
einem gemeinsamen Urlaub in Lugano vorgeschwärmt. Sie lächelte kühl und meinte:
»Vergiss’ nicht, dass wir jetzt anderes tun müssen«, während draußen wieder ein
Blitz die Landschaft in grelles Licht tauchte.
»Wir kriegen das in Griff, glaub’ mir, dann
bleibt uns Zeit, viel Zeit …«
»Ich hab’ nur seit heut’ Abend so ein ungutes
Gefühl«, meinte sie.
»Vergiss es. Wir haben doch nichts zu befürchten.«
»Aber wenn die Bullen erst mal da sind …«
In diesem Moment ertönte die wohlbekannte Melodie
des Handys am Armaturenbrett. Saalfelder sah auf dem Display, dass es Flinsbach
war. »Ja?«,meldete er sich.
»Wo seid
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