Himmelsfelsen
das Stadtrat Bund schließlich
brach: »Weiß man denn, wer ihr Erbe ist?«
Schönmann war diesmal schnell: »Das wissen
wir, ich weiß aber nicht, ob wir das sagen dürfen, Datenschutz, Sie wissen ja.«
Jetzt wurde der Fraktions-Chef der Konservativen,
Volker Träuble, deutlich: »Wir sind hier nichtöffentlich, Herr Oberbürgermeister,
und der Gemeinderat hat ein Recht darauf, von Ihnen informiert zu werden.«
Stadtrat und Leichenbestatter Peter Maile zwinkerte
seinem Fraktions-Chef zu und rief dazwischen: »Wenn Sie’s uns nicht sagen, dann
sag’ ich’s ihnen.«
Schönmann zeigte eine kurze Unsicherheit. Er
blickte zu Specht, der ihn jedoch mit einem kurzen Nicken ermunterte, die geforderte
Auskunft zu geben. »Okay«, sagte Schönmann schließlich, »aber es muss unter uns
bleiben. Einziger Erbe von Frau Neugebauer ist unser Stadtrats-Kollege Fronbauer.«
Markus Schmidt, der Kriminalist mit dem Schnauzbart, war im Lehrsaal
der Geislinger Polizei damit beschäftigt, die Spuren und Erkenntnisse seiner Kollegen
in den Computer einzugeben. Auf diese Weise, das hatte Häberle so angeordnet, konnte
jederzeit auf die Daten zurückgegriffen werden. Erfahrungsgemäß wurde ein Fall in
den ersten Tagen immer komplizierter. Das zeigte sich auch jetzt: Mehrere Beamte
waren unterwegs, um sich ein Bild vom persönlichen Umfeld des Ermordeten zu verschaffen,
Namen und Orte galt es da zu archivieren.
Auch die Reifenspur, die hinterm Himmelsfelsen
gefunden worden war, gehörte dazu. Sie klammerten sich an jedes Detail, an jeden
Hinweis. Im Laufe der vergangenen Stunde hatten sich bereits mehrere Zeitungsleser
gemeldet, die aufgrund von Sanders Artikel eine Beobachtung mitteilen wollten. Viele
hatten Fahrzeuge gesehen, die ihnen jetzt, im Nachhinein, verdächtig erschienen
waren. Ein Geländewagen, der frühmorgens auf dem Parkplatz, direkt am Ende der Stöttener
Steige, auf der Hochfläche, gestanden haben soll, könnte ebenso etwas mit dem Täter
zu tun haben, wie ein Spaziergänger, den ein Bauer am Ortseingang von Stötten gesehen
hat. Erstaunlich, dachte Schmidt, was sich um diese Zeit schon alles tut. Wieder
klingelte sein Telefon.
»Schmidt«, meldete er sich.
»Hier spricht Obermaier aus Schnittlingen«,
hörte er die raue Stimme eines offenbar älteren Mannes.
»Ja, und hier spricht die Kriminalpolizei,
guten Morgen«, erwiderte Schmidt betont höflich und legte sich mit der linken Hand
umständlich Kugelschreiber und Papier zurecht, ehe er den Hörer in die andere Hand
wechselte.
»Ich hab’ in der Zeitung g’lesa, von dem Mord
gestern«, hörte er die Stimme sagen, »wissat Se, vielleicht hot es au gar nix zu
bedeuta, aber es steht ja drin, dass man sich melda soll, wenn einem etwas aufg’falla
isch.«
»So ist es«, ermunterte Schmidt und hoffte,
dass der Anrufer bald zur Sache kommen würde, »was haben Sie denn gesehen?«
»Ein Auto, ein dunkles Auto, ich hab’ mir no
dacht, was tut der scho um diese Zeit hier oba. Sie müssat wissa, normalerweise
parkt um diese Zeit dort oba niemand.«
Schmidt kniff die Augenbrauen zusammen. »Wo
haben Sie es gesehen?«
»Auf dem Wanderparkplatz, ganz oba, hier, bei
uns, am Turm geganüber«, erklärte der Mann umständlich.
»Sie meinen bei der Wetterstation oben?«, fragte
Schmidt nach.
»Ja, ja, genau«, freute sich der Anrufer, dass
sein Hinweis verstanden worden war, »genau da. Ein dunkles Auto und ein Mann.«
Schmidt wurde jetzt hellhörig. »Ein Mann?«
»Ja, er stand neba dem Auto und hat etwas g’macht,
irgendwie was ausg’lada oder so. I bin doch vorbeig’fahra und hab’ doch net dacht,
dass des wichtig sei’ könnt’.«
Schmidt machte sich Notizen während zwei seiner
Kollegen am Fenster standen und miteinander diskutierten. Er gab ihnen gestikulierend
zu verstehen, sie sollten leiser sein.
»Um wie viel Uhr war das denn?«
»Des war kurz vor sechs, ja, des weiß i g’nau,
denn wie i drüba en Stötta war, sind Nachrichta komma.«
»Um sechs, sagen Sie«, wiederholte Schmidt
und schrieb es auf. »Und das Kennzeichen des Autos haben Sie nicht abgelesen?«
»Wo denkat Sie na«, empörte sich der Anrufer,
»da guck’ i doch net na, wenn i vorbeifahr. I hab’ mich halt g’wundert, dass da
scho einer steht, und scho war i vorbei.«
»Ob es ein GP für Göppingen war, wissen Sie
auch nicht?«
»Nein, i sag Ihne doch, es ging alles so schnell.«
»Und wie hat der Mann ausgesehen?« Schmidt
lehnte sich jetzt zurück.
»Wie hat er
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