Himmelsgöttin
beim Gehen, sein Kiefer mahlte, und die Uzi hielt er im Anschlag. Sebastian schloß die Tür, verriegelte sie und rannte ins Schlafzimmer.
»Komm schon, Beth. Steh auf. Wir müssen hier raus.« Sie war zwar noch bei Bewußtsein, doch unfähig, ihre Bewegungen zu koordinieren. Er hob sie hoch, hievte sie über die Schulter wie ein Feuerwehrmann und ging durch die Schiebetüren hinaus auf den Lanai und von dort aus über die Treppe zum Strand.
Das warme Wasser schien eine belebende Wirkung auf sie zu haben, und er brachte sie dazu, wenigstens mit den Füßen zu paddeln, während sie zusammen um das Minenfeld herumschwammen.
Die Kampfflugzeuge drehten nach einer Stunde ab, und die 747 wurde von einer B-52 übernommen, die ihnen nicht von der Seite wich, bis sie in Reichweite der Kampfflugzeuge auf dem amerikanischen Kontinent waren, wo zwei F-16 sich ihnen anschlossen. Wahrscheinlich aus Panama, vermutete Tuck. Was dachten die eigentlich, daß sie damit erreichen konnten? Eine 747 war nicht gerade der Typ Flugzeug, mit dem man irgendwo im Dschungel abtaucht, um sich dann aus dem Staub zu machen. Tuck konnte sich überhaupt kein Flugzeug vorstellen, mit dem man so was fertigbrachte. Jedenfalls hatte er nicht vor, im Dschungel abzutauchen – ebensowenig wie im Wasser. Trotz seiner Bedenken würde der Sprit locker bis Costa Rica reichen. Das Flugzeug war bei weitem nicht voll besetzt, und sie hatten kaum Gepäck, Vorräte und Ausrüstung an Bord. Seine einzige Sorge war nun, was mit ihm passieren würde, sobald sie gelandet waren. Es stimmte, Costa Rica hatte kein Auslieferungsabkommen mit den Vereinigten Staaten, aber was er getan hatte, war ein Akt von internationalem Terrorismus. Er wäre vielleicht besser bedient gewesen, wenn er nach Hawaii geflogen wäre und sein Glück mit dem FBI versucht hätte, als zu riskieren, in einem mittelamerikanischen Gefängnis zu verrotten. Dennoch, irgend etwas in seinem Inneren sagte ihm, daß er genau hierhin fliegen sollte. Er hatte keine Ahnung, warum er ausgerechnet Costa Rica ausgesucht hatte, aber genausowenig wußte er, wie er auf die Idee verfallen war, ein Flugzeug zu stehlen und nach Alualu zurückzufliegen.
Als er an der Küste mit dem Sinkflug auf den Flughafen Palmar begann, drehte die B-52 nach Norden ab und war bald verschwunden. Das Funkgerät hatte Tuck schon vor Stunden ausgeschaltet, nachdem er es einfach leid gewesen war, sich von den Militärpiloten die immer gleichen Drohungen und Befehle anzuhören. Sosehr er es haßte, die Behörden vorzuwarnen, schaltete er das Funkgerät nun doch wieder ein, um dem Tower von Palmar seine Ankunft anzukündigen. Eine Kollision in der Luft wäre noch schlimmer als ein costaricanisches Gefängnis. Vor allem dann, wenn seiner Seele bei ihrem Ritt in die Hölle dreihundertzweiunddreißig Menschenleben im Nacken saßen.
Er funkte den Tower an, setzte dann seinen Kopfhörer ab und lehnte sich zurück, um sich zu entspannen in der Überzeugung, daß er das Richtige getan hatte. Irgendwie würde er es arrangieren, daß Sepie die Hälfte des Geldes aus den Schweizer Bankkonten erhielt. Er stellte sie sich in einem großen Haus mit einem Schlafzimmer und zweiundsiebzig Badezimmern vor, die jeweils mit einem Fernseher ausgestattet waren. Es würde ihr gutgehen.
Malink, der nach unten gegangen war, um seine Leute zu beruhigen, kam die Treppe herauf und setzte sich auf den Sitz des Flugoffiziers. »Wir gehen runter?« fragte er.
»Es wird dir gefallen«, sagte Tuck. »Das Wasser ist genauso wie auf Alualu. Es gibt Strände und Dschungel genauso wie zu Hause.«
Mittlerweile konnten sie die Küste, die sich in der Ferne von Norden nach Süden erstreckte, mit dem Regenwald sehen, der sich von den Stränden hinaufzog bis ins Gebirge. »Diese Insel viel größer als Alualu.«
»Es ist keine Insel.« Tuck fiel plötzlich ein, daß Malink noch nie weiter gegangen war als knapp zwei Kilometer, bevor er wieder kehrtmachen mußte. »Deinen Leuten wird es hier gutgehen.«
»Gibt es hier Haie?«
»Jede Menge«, sagte Tuck.
Malink nickte. »Meinem Volk wird es gutgehen.« Dann schwieg er für eine Minute, bevor er fragte: »Wirst du mit uns kommen?«
»Ich glaube nicht, Häuptling. Ich werde mich mit 'ner Menge Ärger rumschlagen müssen, sobald wir gelandet sind.«
»Aber hat Vincent dir nicht gesagt, daß du das hier tun sollst?«
»Irgendwie schon. Warum?«
Malink lehnte sich zurück und lächelte selbstzufrieden. »Dir wird es
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