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Himmelsgöttin

Himmelsgöttin

Titel: Himmelsgöttin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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was bieten, mein Sohn. Du würdest staunen, wie weit man in der dritten Welt kommt, wenn man die richtigen Stellen schmiert. Und wenn ich die Publicity bezahlen müßte, die das eben eingebracht hat, würden die Gewinne von diesem Jahr nicht reichen. Du wirst mir die Schmiergelder natürlich erstatten. Jake sagt, daß du dazu in der Lage bist. Die Jungs von der Steuer machen immer so 'n säuerliches Gesicht, wenn man versucht Schmiergelder abzusetzen. Obwohl wir's in dem Fall ja mal mit Werbekosten versuchen könnten. Also vergiß es, du schuldest mir nichts.«
    »Dann war das der einzige Grund? Publicity?«
    »Ich hab mich dir gegenüber schäbig verhalten, Tucker. Nicht, daß du's nicht verdient gehabt hättest, aber ich hatte kein gutes Gefühl dabei. Ich hab dich immer irgendwie als mein kleines schwarzes Schaf betrachtet. Kommt daher, daß ich aus 'ner Rancherfamilie stamme.«
    Tucker lächelte.
    »Egal. Wo fliegen wir hin?«
    »Ich hab da so 'n kleinen Flecken auf den Cayman Islands. Jake wird sich dort mit uns treffen. Er hat deine kleine Freundin dabei.«
     

67
Rückkehr zum Kannibalenbaum
     
    Die Himmelsgöttin erwachte mit einem schrecklichen Schmerz in ihrem Kopf. Sie konnte weder Arme noch Beine fühlen, und irgend etwas schnitt ihr zwischen den Brüsten ins Fleisch. Sie und der Medizinmann hatten zwei Wochen lang in dem verlassenen Dorf gelebt.
    Das letzte, woran sie sich erinnerte, war, daß der Medizinmann in die Dunkelheit hinausgegangen war und sie ein dumpfes Wapp gehört hatte. Als er auf ihr Rufen nicht geantwortet hatte, war sie losgegangen, um ihn zu suchen.
    Sie öffnete die Augen und blinzelte, um deutlicher sehen zu können. Die Welt schien sich zu drehen, und für eine Sekunde war alles, was sie sehen konnte, ein grüner Schleier, bei dem es sich um den Dschungel handelte. Dann wurde schlagartig alles deutlich. Sie hing zwei Meter über dem Boden am Ende eines Seils aus Kokosfasern und drehte sich langsam um die eigene Achse. Die Verschnürung grub sich in das Fleisch zwischen ihren Brüsten und schnitt die Blutzirkulation in ihren Gliedmaßen ab. Sie hob den Kopf und sah einen steinalten Eingeborenen, der mit einem länglichen Erdofen beschäftigt war, aus dem zu beiden Enden Rauch hervorquoll. Unweit davon war die Kleidung des Medizinmanns aufgehäuft.
    Der alte Eingeborene hob den Blick und kam auf dürren Beinen auf sie zugeschlendert. In seinem Haar steckten Hühnerfedern, und seine Augen hatten einen rheumatischen gelben Schleier.
    Grinsend bleckte er die Zähne, die aussahen, als seien sie spitz zugefeilt worden, und streckte dann die Hand aus und kniff sie in die Wange. »Jammjamm«, sagte er.
     

Epilog
     
    Befördert durch den Einfluß von Mary Jean Dobbins, die in der Hauptstadt eine Fabrik eröffnete, und den Erwerb einer großen Landfläche durch einen anonymen Käufer wurden die Haifischmenschen als Bürger Costa Ricas anerkannt und ihr Land zum Nationalreservat erklärt. Malink blieb noch viele Jahre Häuptling, und als er zu alt wurde, um die Verantwortung seines Amtes länger tragen zu können, bestimmte er – da er keine Söhne hatte – Abo zu seinem Nachfolger. Abo lernte, die Zeremonien zu Ehren Vincents ebenso zu leiten wie die Gebete um dessen Rückkehr, denn sie alle glaubten, daß er zurückkehren würde. Doch im Laufe der Zeit, als die Historie sich zur Legende wandelte, begannen sie zu glauben, daß Vincent dieses Mal in einem pinkfarbenen Jet zurückkehren würde – begleitet von seinem Propheten Tuck, der sie aus den Klauen der Himmelsgöttin gerettet hatte, und dem großen Seefahrer und Navigator Kimi, ohne den, so hieß es, der Prophet Tuck seinen eigenen Arsch noch nicht mal mit beiden Händen gefunden hätte.
     
    Jeden Morgen vor dem Frühstück ging Tuck am Strand von Little Cay mit seinem Flughund spazieren. Na ja, eigentlich flog der Flughund. Tuck hingegen flog immer am Nachmittag. Er war Besitzer einer fünfsitzigen Cessna, die auf dem Rollfeld neben dem kleinen Haus parkte, in dem er und Sepie wohnten. Mit dem, was von seiner Hälfte des Geldes von den Schweizer Bankkonten noch übrig war – nachdem er das Haus, das Flugzeug und fünftausend Hektar Regenwald an der Küste Costa Ricas gekauft hatte, die er den Haifischmenschen überließ –, war Tuck in der Lage, Sepie eine Satellitenschüssel samt einem 80-Zentimeter-Sony-Triniton zu kaufen, was alles war, was sie von ihm verlangte – außer seiner Liebe, seiner Loyalität und daß der

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